Möbelhaus in München:Ikeas Innenstadt-Pläne lösen Skepsis aus

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  • Die von Ikea in Auftrag gegebene Studie, drei verschiedene Standorte für eine Filiale des Möbelhauses in der Innenstadt zu untersuchen, ruft gespaltene Reaktionen bei Politikern hervor.
  • Oberbürgermeister Dieter Reiter kann sich das durchaus vorstellen.
  • Kritik kommt aus den Bezirksausschüssen, sowohl um den Verkehr als auch den Einzelhandel sorgen sich die Vorsitzenden.

Von Heiner Effern, Thomas Kronewiter und Andrea Schlaier

Die Überlegung von Ikea, eine Filiale im Zentrum einzurichten, stößt in der Stadt auf ein sehr geteiltes Echo. Während sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ein solches Möbelhaus in der Innenstadt durchaus vorstellen kann, lehnen die Vorsitzenden aller betroffenen Bezirksausschüsse ein solches Projekt ab. Sie fürchten eine erhebliche Verkehrsbelastung durch Ikea-Kunden.

Der schwedische Konzern mit Sitz in den Niederlanden sucht schon seit Langem einen dritten Standort im Großraum München. Dabei kommt erstmals auch ein Standort in Innenstadtlage infrage, der für junge Kunden ohne Auto interessant sein könnte. Eine Studie, die bei der Technischen Universität in Auftrag gegeben wurde, untersuchte drei Standorte: das derzeitige Arbeitsamt an der Kapuzinerstraße, den Ratzingerplatz und die Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke. Letztere sei am besten geeignet, ergab die Studie. Und so sieht das auch OB Dieter Reiter: "Die wäre verkehrlich sehr gut erschlossen." Allerdings müsste sich Ikea erst einmal mit der Post als Eigentümerin einigen und dann ein Konzept vorlegen, wie die denkmalgeschützte Halle mit dem Tonnengewölbe genutzt werden soll. Eine entsprechende Idee geistere schon seit einigen Jahren durch die Stadt, sagte er am Mittwoch. Mehr als lose Gespräche habe es dazu aber bisher nicht gegeben.

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Ikea sucht einen dritten Standort im Großraum München - und zwar nicht unbedingt in einem Gewerbegebiet, sondern im Stadtzentrum. Drei Optionen hat der Möbelkonzern bereits prüfen lassen.

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In keinem der drei möglicherweise betroffenen Bezirksausschüsse ist das Thema Ikea bisher offiziell aufgeschlagen. Überall begegnet man ihm aber mit gehöriger Skepsis. "Auch wenn Ikea auf einen innerstädtischen Standort und eine Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln setzt, werden doch etliche Kunden mit ihrem Auto an- und abfahren", sagt etwa Anna Hanusch (Grüne), Vorsitzende in Neuhausen-Nymphenburg. Sie verweist auf die Staus, die es jetzt schon an Friedenheimer Brücke und Arnulfstraße gebe. "Mehr Verkehr können wir an der Ecke definitiv nicht brauchen." Für die Paketposthalle wünscht sie sich eine öffentliche, am besten kulturelle Nutzung, wie das etwa beim gescheiterten Projekt einer Musikstadt geplant gewesen wäre.

"Ich weiß allerdings nicht, ob die Stadt sich hier so etwas leisten kann oder will", sagt Hanusch. Alexander Miklosy (Rosa Liste), Vorsitzender des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, kann sich eine Ikea-Filiale an der Kapuzinerstraße überhaupt nicht vorstellen. Der ortsansässige Einzelhandel müsse im Stadtviertel erhalten werden. Ikea aber könnte dessen Ende bedeuten, weil für den Konzern das Geschäft mit Accessoires mindestens so wichtig sei wie das mit Möbeln. So entstünde für die kleinen Händler im Viertel eine übermächtige Konkurrenz.

Auch rund um den Ratzingerplatz hält sich die Begeisterung über Ikeas Ideen in Grenzen, obwohl über die Gestaltung des Platzes schon lange diskutiert wird. "Dort sollen zwei Schulen hin, ein Parkdeck und Wohnungen", sagt BA-Vorsitzender Ludwig-Weidinger (CSU). Einzelhandel im großen Stil sei nie ein Thema gewesen. Denn: "Dass Ikea-Kunden mit dem Radl oder der U-Bahn kommen, glaube ich irgendwie nicht."

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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