München:Heißes Remis

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Alles andere als zum Wegsehen war das Derby zwischen den Reserveteams der Löwen und der Bayern. Hier beharken sich Hingerl (li.) und Uduokhai. (Foto: Claus Schunk)

Im kleinen Derby zwischen dem TSV 1860 München und dem FC Bayern teilen sich zwei nahezu gleichstarke Gegner die Punkte. Beide Teams haben in der Regionalliga weiterhin Tuchfühlung zur Spitze. Im Umfeld bleiben bei brütender Hitze größere Zwischenfälle aus

Von Christian Bernhard, München

Daniel Bierofka und Heiko Vogel konnten am späten Sonntagnachmittag trotz der großen Anspannung schon wieder lächeln, als sie bei der Pressekonferenz im Grünwalder Stadion nebeneinander saßen. Durch das 0:0 im Münchner Regionalliga-Stadtderby hatten beide ihr Gesicht gewahrt. 100 Minuten lang hatten sich ihre Mannschaften einen intensiven und dennoch fairen sportlichen Kampf geliefert. Nur einmal wurde es hektisch, als Bierofka und Bayern-Kapitän Karl-Heinz Lappe kurz vor der Halbzeit an der Seitenlinie beim Gerangel um den Ball aneinandergerieten. Doch auch diese Situation war schnell bereinigt. Über das "kleine Scharmützel" (Bierofka) sei schon in der Pause gewitzelt worden, erzählte Bierofka lächelnd. Der Respekt, das wurde einmal mehr deutlich, ist groß zwischen den zweiten Mannschaften der Münchner Rivalen.

Neben dem Platz war es bis zur 60. Minuten ebenfalls friedlich zugegangen. Dann allerdings wurden im Löwen-Block Feuerwerkskörper sowie Böller gezündet und teilweise Richtung Bayern-Kurve geschossen. Schiedsrichter Florian Badstübner unterbrach die Partie für sieben Minuten, Bierofka ging zu den TSV-Fans und konnte diese schließlich am Zaun davon überzeugen, dass es im Sinne aller sei, wenn das üble Treiben ein Ende finde. Hinterher betonte der Löwen-Trainer, er habe "nullkommanull Verständnis" für das Abfeuern von Feuerwerkskörpern: "So etwas geht nicht. Wenn jemand verletzt werden könnte, hört der Spaß auf." Vogel empfand das Drumherum als "halbwegs friedlich".

Die Partie war zu Beginn zerfahren, beide Teams beharkten sich im Mittelfeld. Bemerkenswert indes war das hohe Tempo, das beide Mannschaften trotz der heißen Temperaturen gingen - woran sich im gesamten Spielverlauf nichts änderte. Nicht umsonst begann Vogel seine "kleine Einschätzung zum großen Spiel" mit dem Verweis darauf, dass beide Teams ob der Hitze "hervorragend" gespielt hätten. Der Bayern-Trainer bezeichnete das Spiel sogar als das "schnellste, das ich seit langem in der Regionalliga gesehen habe".

Bierofka, der verletzungsbedingt auf Christoph Daferner und Ex-Bayernspieler Kodjovi Koussou verzichten musste, bot die vier Jungprofis Florian Neuhaus, Nicholas Helmbrecht, Moritz Heinrich und Felix Uduokhai, der am Samstag noch bei den Profis in Karlsruhe auf der Bank saß, von Beginn an auf. Sein Team hatte auch die erste Chance, als Moritz Heinrich nach einem Steilpass in den Strafraum zog, Bayerns Torhüter Rößl aber schnell aus seinem Kasten kam und den Ball sicherte (6.). Die besseren Möglichkeiten erarbeiteten sich vor der Pause aber die Bayern: Niklas Dorsch ließ mit einem Schuss aus knapp 30 Metern die Querlatte des Löwen-Tors erzittern, zehn Minuten später tankte sich Lappe rechts im Strafraum durch und legte den Ball überlegt in den Rücken der Löwenabwehr, doch Erdal Öztürk machte nichts aus der großen Möglichkeit.

Die Bayern, die weiter auf Ex-Bundesliga-Stürmer Torsten Oehrl (Bänderanriss) verzichten mussten, boten Karl-Heinz Lappe und Sebastian Bösel, hinter denen im Vorfeld ein Fragezeichen gestanden war, in der Startelf auf, Rößls Rückenprobleme sind ebenfalls auskuriert. Glück hatte die Vogel-Elf, als der Schiedsrichter bei einem Zweikampf zwischen Nicolas Feldhahn und Florian Neuhaus im FCB-Strafraum auf Foul des Sechzigers entschied, der den Ball im Bayern-Tor versenkt hatte. "Das war kein Foul", fand Bierofka. Nach etwas Leerlauf wurde es kurz vor dem Halbzeitpfiff noch zweimal brenzlig: Erst schob Bayerns Milos Pantovic den Ball nach einem Konter aus aussichtsreicher Position am Löwentor vorbei (45.+1), dann schoss auf der anderen Seite Neuhaus Bayern-Keeper Rößl aus 15 Metern an (45.+3).

Nach der Pause, in der Vogel Öztürk durch Fabian Benko ersetzt hatte, ging der FCB etwas energischer in der Offensive zu Werke. Die besseren Möglichkeiten hatten jetzt aber die Blauen: Heinrich (54.) und Helmbrecht (88.) wurden im Strafraum geblockt. "Ich hätte mir in der ein oder anderen Szene etwas mehr Ruhe vor dem Tor gewünscht", resümierte Bierofka, dessen Mannschaft am Ende beider Halbzeiten mehr Kraftreserven zu haben schien. In der letzten der zehn Nachspielminuten waren es allerdings die Bayern, die die Möglichkeit zum Sieg vergaben: Marco Hingerl kam links im Strafraum zum Abschluss, doch Löwen-Torhüter Maximilian Engl war zur Stelle.

Zum Abschluss hatte 1860-Trainer Bierofka noch einen Wunsch: "Hoffentlich stehen sich im Rückspiel auch noch der Zweite und der Dritte gegenüber."

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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