Kritik:Frisch und fromm

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Intensität mit Spaß: Simon Oslender (links) war sichtlich erfreut über den Vortrag seines Stargasts Jakob Manz. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Wiederbelebter Soul-Jazz von Simon Oslender und Jakob Manz im Bayerischen Hof.

Von Oliver Hochkeppel

Es gibt ja das Phänomen, dass der Jazz immer jünger wird. Bei den Musikern jedenfalls, leider (noch) nicht beim Publikum. So ist der Pianist und Organist Simon Oslender 24 Jahre alt, gar erst 21 der Saxofonist Jakob Manz, und doch sind beide schon seit Jahren in der Szene etabliert, man darf sie zu den kommenden Stars rechnen. Warum, davon konnte man sich jetzt im Nightclub des Bayerischen Hofs ein Bild machen, beim Auftritt von Oslenders Trio mit Manz als Gast.

Verblüffend ist zuallererst, an welche Art von Musik beide ihr Herz verloren haben: an den klassischen Soul- und Groove-Jazz der Achtzigerjahre. Oslender saß dementsprechend vor einer beachtlichen Tasten-Batterie und feuerte gleich eingangs Soli am Synthesizer ab. Sobald Manz dazustieß, fühlte man sich an die Ära eines David Sanborn erinnert, dessen durchdringender Altsaxofon-Ton eine Zeit lang so prägend war, dass fast kein Werbespot mehr ohne entsprechende Untermalung auskam. Beides kam dann völlig aus der Mode, und es ist vielleicht kein Zufall, dass es nun von Youngstern wieder zum Leben erweckt wird, die diese Zeiten selbst nicht erlebt haben. Liegt darin doch die Chance, diese Traditionen unter einem anderen, "jungen" Blickwinkel zu betrachten und weiterzuspinnen.

Frisch klang das aus dem Repertoire von Oslenders bislang vorliegenden zwei Alben zusammengestellte Programm zum einen, weil die beiden spieltechnisch überragend und auf dem neuesten Stand sind, schließlich hat sowohl Oslender in den diversen Band-Konstellationen von Wolfgang Haffner wie auch Manz etwa im Duo mit Johanna Summer weit über den Tellerrand ihres bevorzugten Stils hinausgeschaut.

Was im übrigen auch für die mit vielen Wassern gewaschenen Begleiter Hendrik Smock am Schlagzeug und Klaus Fischer am E-Bass gilt. Zum anderen waren die Funk- und Groove-Gewitter von Oslender und Manz immer vom Blues grundiert. Beide sind sie außergewöhnliche Meister der Ballade, verstehen sich wie wenige auch auf die leisen, sentimentalen Töne. Ob aber fromm oder forsch, immer sprühten sie vor Ideen, was Phrasing, Comping oder Voicing angeht. Was die Besucher im für einen Aschermittwoch ordentlich gefüllten Club merklich mitriss.

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