Nachruf:Ein Gitarrenleben

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Sigi Schwab 2010 bei einem Konzert im Kloster Benediktbeuern. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit Sigi Schwab ist ein Meister des Instruments gestorben, der auf unzähligen Aufnahmen seit den Siebzigerjahren die Liebe zur Musik lebte.

Von Dirk Wagner

Eigentlich hätte es nur eine James-Last-Parodie sein sollen, jene "Sexadelic Dance Party", die der Gitarrist Sigi Schwab 1969 zusammen mit dem Soundtrack-Komponisten Manfred Hübler eingespielt hatte. Tatsächlich taugte jenes Album dann aber nicht einmal als Parodie, weil es schlichtweg kaum gehört wurde. Bis 1997 Quentin Tarantino das Stück "The Lions And The Cucumber" aus jener Zusammenarbeit für den Soundtrack seines Spielfilms "Jackie Brown" verwendete.

Schwab nahm seinen späten Welterfolg vor allem als beachtliche Finanzspritze, die ihm einmal mehr seine Unabhängigkeit sicherte. Wobei schon sein Hit "My Love Is A Tango" aus dem Soundtrack zur Fernsehserie "Anna" einiges zu jener Unabhängigkeit beigetragen haben dürfte. Damals habe der Regisseur ihm eine Madonna-CD vorgespielt und gesagt: "So etwas in dem Stil brauche ich." Prompt spielte ihm Schwab, der nach eigenem Bekunden als Studiomusiker immerhin schon 15 000 Einzeltitel eingespielt hatte, etwas im gewünschten Stil ein.

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"Broterwerb" nannte das der Saitenvirtuose im Gegensatz zu der Musik, die er aus eigener Begeisterung heraus spielte. Das konnte im Duett mit dem Gitarristen-Kollegen Peter Horten geschehen, in einer Big Band oder mit Jazzmusikern wie Chris Hinze und Jasper van't Hof. Der klassischen Musik war Schwab dabei ebenso zugeneigt wie der Jazzmusik. Kompositionen von Bach und Almeida überlieferte er 1967 der Popmusik. Zwei Jahre später ließ er mit der 18th Century Corporation Burt-Bacharach-Hits ein wenig barock erklingen ließ.

Für die Münchner Band Embryo spielte Schwab neben herkömmlichen Gitarren auch die altindische Vina. Den bauchigen Korpus des Lauteninstruments fand Schwab endlich auch in den Kunststoffgitarren der Firma Ovation wieder. Nachdem er 1987 als erster und bislang einziger Europäer den Ovation-Award erhalten hatte, spielte Schwab bevorzugt auf der elektro-akustischen Gitarre der Firma.

Anders aber als zum Beispiel die Jazzlegende Al di Meola, die - ebenfalls von Ovation ausgezeichnet - eine besondere Affinität zu deren Instrumenten pflegt, nutzte Schwab die einzige Ovation-Gitarre mit Nylonsaiten. Als 2020 das Jubiläumskonzert anlässlich seines 80. Geburtstags den damaligen Corona-Maßnahmen geopfert wurde, gestand Schwab in einem Interview, dass er stets besorgt gewesen sei, jemand könnte ihm das Unikat stehlen, auf dem er spielen durfte.

Am vergangenen Donnerstag starb Sigi Schwab nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren in München.

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