60. Münchner Sicherheitskonferenz:Wie die Polizei die Siko-Staatsgäste schützt

Lesezeit: 2 min

Sprengstoff oder nicht: Die Polizei setzt auch Spürhunde ein. (Foto: Stephan Rumpf)

Zu Gast sind 50 Staats- und Regierungschefs, dazu eine Vielzahl von Ministern, Politikern und Militärexperten. Ihre Sicherheit gewährleisten mehr als 5000 Beamte und 30 Sprengstoff-Spürhunde.

Von Joachim Mölter

Auf dem Promenadeplatz herrscht am Freitagvormittag reger Betrieb, in kurzen Abständen fahren schwere schwarze Limousinen oder Kleinbusse vor dem Hotel Bayerischer Hof vor, alle mit abgedunkelten Scheiben, manche begleitet von Polizeiautos mit Blaulicht. Fußgänger nähern sich, einige mit Aktentaschen, einige in Uniform, alle mit einer Plastikkarte um den Hals, die ihnen die Zugangsberechtigung zum Hotel bescheinigt. Teilnehmer und Gäste der 60. Münchner Sicherheitskonferenz, der Siko, trudeln ein.

Wie jedes Jahr an einem Wochenende Mitte Februar treffen sich Politiker und Militärexperten aus aller Welt in der Münchner Innenstadt, die Bürgerinnen und Bürger sind den Ausnahmezustand längst gewohnt, aber in diesem Jahr ist alles noch größer und strenger. "Aufgrund der Vielzahl von hochkarätigen Teilnehmern ist der Einsatz sehr anspruchsvoll", sagt Andreas Franken, der Sprecher der Münchner Polizei. Die Zahl der Sicherheitskräfte ist entsprechend groß: Mehr als 5000 Beamte und Beamtinnen sind im Einsatz, mehr als je zuvor; die Münchner erhalten dafür Verstärkung aus elf Bundesländern. Unter anderem sind auch 30 für die Sprengstoffsuche geschulte Polizeihunde aus ganz Bayern zusammengeholt worden.

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Dass am Samstag zum Beispiel der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij erwartet wird, erfordert ja besondere Sicherheitsvorkehrungen. "Die Abläufe dafür kennen wir", sagt Franken, "die Herausforderung heuer ist, dass wir mehrere solche prominenten Personen zu schützen haben". US-Vizepräsidentin Kamala Harris und UN-Generalsekretär António Guterres, Israels Präsident Isaac Herzog und die Spitze der Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz, allein rund 50 Staats- und Regierungschefs. "95 Personen, die für Schutzmaßnahmen klassifiziert sind", nennt Franken. Alle bringen eine Entourage mit, dazu kommen Minister, Regierungsbeamte, Militärs, Repräsentanten internationaler Organisationen - es seien "so viele Gäste wie noch nie", sagt Franken. Die zunehmende Zahl von Kriegen und Krisen sorgt für Gesprächsbedarf.

Selbst zutrittsberechtigte Personen müssen sich an Absperrgittern kontrollieren lassen. (Foto: Stephan Rumpf)
Auch auf den Dächern sichern Beamte das gesamte Tagungsareal. (Foto: Stephan Rumpf)
Ständig fahren schwere schwarze Limousinen vor dem Tagungshotel Bayerischer Hof vor. (Foto: Stephan Rumpf)

Also ist die Gegend um die zentralen Tagungsorte Bayerischer Hof und Rosewood-Hotel abgeriegelt, die Zugänge zu anliegenden Geschäften, Büros und Wohnungen sind eingeschränkt, bis Sonntagnachmittag dürfen nur gekennzeichnete Fahrzeuge dorthin. Selbst die für die Veranstaltung akkreditierten Personen, die zu Fuß zum Hotel kommen, müssen sich an Kontrollstellen einen Blick in ihre Taschen gefallen lassen sowie einen Scan mit dem Metalldetektor. Vom Dach des Hotels aus beobachten Beamte das Geschehen auf der Straße.

Dort hat die Münchner Polizei bis Freitagmorgen bereits rund 50 Fahrzeuge abschleppen lassen, die in eigens ausgewiesenen Halteverbotszonen abgestellt waren. Sogar direkt am Promenadeplatz sei noch eines gewesen, obwohl dort seit Tagen Vorbereitungen für die Siko getroffen, Absperrgitter aufgebaut und Hinweisschilder aufgestellt worden seien, sagt Polizeisprecher Franken mit einem Kopfschütteln: "Wer hier nicht merkt, dass er falsch parkt, hat gar nichts mitbekommen." Neben einem Halteverbot in der Innenstadt gilt im Übrigen auch ein weiträumiges Flugverbot, explizit auch für Drohnen.

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Neben den Siko-Gästen kümmern sich die Sicherheitskräfte auch um Demonstrationen

Neben Staatsgästen betreut die Münchner Polizei zudem mehr als ein Dutzend Demonstrationen. Die größte angemeldete Versammlung, mit 3000 erhofften Teilnehmern, findet am Samstag von 14 Uhr an auf dem Odeonsplatz statt und richtet sich gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mit Verkehrsbehinderungen ist auch wegen zwei Kundgebungen zu rechnen, die sich einerseits durch und um die Fußgängerzone bewegen, andererseits durch die Maxvorstadt und das Bahnhofsviertel.

Auch am Sonntag sei noch mit Einschränkungen zu rechnen, warnt Polizeisprecher Franken: Dann werden die Siko-Gäste nach und nach wieder zum Flughafen chauffiert. Aus Sicherheitsgründen, so Franken, könne die Polizei "vorher leider nicht sagen, welche Strecken von der Abreise betroffen sind".

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