Nachruf:Schuhdesigner Fritz Unützer ist tot

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Meister der zeitlosen Eleganz: der Modeausstatter und Schuhdesigner Fritz Unützer. (Foto: imago stock&people)

Sein Geschäft war die Luxusmode. Er führte ein Leben zwischen der Münchner Maximilianstraße, Norditalien und Südengland.

Von Stefanie Witterauf

Der Münchner Unternehmer Fritz Unützer war ein Pionier der zeitlosen Eleganz. Schon vor drei Jahrzehnten hatte er Fahrräder mit Elektromotor bauen lassen - und war damit der Zeit weit voraus. Sein Hauptgeschäft aber war die Luxusmode. Die handgefertigten Lederschuhe aus seiner Manufaktur in Italien, in Fossò, einer kleinen Stadt bei Venedig, stehen bis heute für klassisches Design im High-Fashion-Bereich, sie haben die deutsche Modewelt nachhaltig geprägt und konnten sich mit internationalen Luxusmarken messen. Die Schuhe wurden in Hollywood auf der Oscar-Gala getragen sowie auf den Laufstegen in New York. Unützer hat die Welt bereist und war in München verwurzelt.

Gependelt ist Unützer viel, oft ist er in einer Woche zwischen seiner Geschäftsstelle in der Nähe der Maximilianstraße zur Manufaktur nach Norditalien und nach Südengland, wo seine Familie lebte. Der Vater von fünf Kindern hatte ein bewegtes Leben, doch ist stets bodenständig geblieben. Zu Terminen in der Stadt ist er geradelt, trug Einstecktücher, schätzte guten Wein und hat sich an der Uni für ein Seniorenstudium der Religionswissenschaft und Philosophie eingeschrieben.

Geboren ist er 1947 in München, hinein in die Welt der Mode. Sein Vater, ein Cousin von Willy Bogner, betrieb eine Boutique in der Maximilianstraße und verkaufte neben Luxusmarken wie Burberry Pullover aus Kaschmir und handgefertigte Schuhe aus Großbritannien. Nach einem Volontariat in der Designabteilung von Burberry ließ er sich in den renommierten und berühmten Maßschuhmachereien ausbilden, bei Church's in Northamton und bei John Lobb in London. Mit einem Master in Wirtschaft von der privaten Elite-Uni Insead in Frankreich kam Unützer zurück nach München, mit dem Plan, ein bisschen vom Swinging London der Sechzigerjahre, geprägt von Twiggy und den Beatles, herzubringen. Zusammen mit seinem Bruder Peter eröffnete er das Geschäft "The English House" gleich neben dem Geschäft seines Vaters.

Durch Zufall erfuhr Unützer von der Schuhfabrik mit 30 Mitarbeitern in Venetien und kaufte sie 1989. Die Leidenschaft für Schuhe hat ihn nicht mehr losgelassen. Fasziniert habe ihn, wie sich Männerschuhe mit filigranen Elementen und femininen Details zu edlen Designs verwandeln. In Italien startete er seine eigene Kollektion mit flachen Schuhen. Die ersten Modelle waren Ballerinas in 104 Arbeitsschritten von Hand hergestellt. Er ließ sie in verschiedenen Farben herstellen und so wurden sie Mitte der 1990er von der High Society getragen. Doch waren die bunten Ballerinas nur der Anfang. Gefertigt hat Unützer in seiner Schuhfabrik etwa 200 verschiedene Modelle und 50 000 Stück jedes Jahr, von Loafer bis zu High-Heels, von Pumps zu Stiefeln. Doch für den Unternehmer stand nicht nur die Eleganz im Fokus, sondern die Schuhe sollten auch tragbar sein, mehr noch, sie sollten bequem sein. Auch mit diesem Anspruch war Unützer ein Pionier, und bis heute gibt kein anders Schuhlabel aus Deutschland, das mit Jimmy Choo mithalten kann.

Am vergangenen Freitag ist Fritz Unützer im Alter von 76 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

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