Schrannenhalle:Ist das Eataly ein Erfolg oder nicht?

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Das Eataly ist eine Mischung aus Feinkostmarkt, viel Gastronomie, Weinhandel und Kochschule. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Im November 2015 eröffnete Eataly seine Filiale in München in der Schrannenhalle am Viktualienmarkt.
  • Seitdem gibt es immer wieder Gerüchte, dass sich das Geschäftsmodell nicht rechne und die Filiale wieder schließen müsse.
  • Geschäftsführerin Sabrina Torti bestreitet das, Umsatzzahlen will das Unternehmen aber nicht nennen.

Von Franz Kotteder

Oben im Zwischengeschoss, unter der weiten Dachkonstruktion der Schrannenhalle, wird groß aufgetischt. "Le mie Marche" heißt das Restaurant, das hier seine Gäste begrüßt, "Meine Marken". Mit den Marken ist die italienische Region an der Adria mit der Hauptstadt Ancona gemeint, und die Küche des Restaurants repräsentiert die Küche dieser Region. Hier kocht der 24-jährige Andrea Giuseppucci aus Tolentino mit seinem Team eine modernisierte Version von traditionellen Rezepten seiner Heimat. Zu Hause kann er das momentan nicht. Sein eigenes Restaurant La Gattabuia in Tolentino wurde beim verheerenden Erdbeben im Oktober vergangenen Jahres zerstört. Eataly hat ihm nun vorübergehend Obdach gewährt und stellt ihm monateweise Restaurants in seinen verschiedenen Filialen zur Verfügung.

Totgesagte leben länger: Das gilt nicht nur für Giuseppucci mit seinem zerstörten Restaurant, sondern auch fürs Münchner Eataly. Im November 2015 eröffnete die Filiale in der Schrannenhalle am Viktualienmarkt, und seitdem gehen in der Gastro-Szene der Stadt mit schöner Regelmäßigkeit Gerüchte um, dass es ganz gewiss bald wieder schließen müsse. Viele können sich nach wie vor noch nicht vorstellen, dass dieses Eataly-Konzept - eine Mischung aus Feinkostmarkt, viel Gastronomie, Weinhandel und Kochschule - tatsächlich dauerhaft aufgeht. Und eine ganze Menge Zahlen geistern herum. Die Eataly-Zentrale in Turin erwarte sich von ihrer ersten Europafiliale außerhalb Italiens in München zehn Millionen Euro Jahresumsatz, heißt es mal, dann wieder, pro Tag sei ein Umsatz von 20 000 Euro nötig. Das sind immerhin auch noch sechs Millionen Euro im Jahr. Nicht wenig für einen Mix aus Einzelhandel und Restaurants, auch wenn die Nutzfläche stolze 4600 Quadratmeter beträgt.

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Die Münchner Eataly-Geschäftsführerin Sabrina Torti mag keine dieser Zahlen bestätigen. Eataly verrät generell so wenig Geschäftszahlen wie möglich, heißt es aus der Pressestelle. Überhaupt dauert es lange, bis man Antworten auf Fragen zur wirtschaftlichen Lage von Eataly München bekommt: Die müssen erst mit dem Joint-Venture-Partner Signa des österreichischen Großinvestors René Benko abgeglichen werden, weshalb das Interview auch schriftlich abläuft und die Antworten allen Ernstes zehn Tage auf sich warten lassen. Sensationelle Geschäftserfolge werden normalerweise flotter kommuniziert.

Sabrina Torti bestreitet jedenfalls, dass es Probleme gibt. "Wir sind sehr zufrieden mit unserem Geschäft", lässt sie ausrichten, "es ist uns gelungen, den Store so zu etablieren, wie wir uns das vorgestellt haben, und die Münchner nehmen unser Angebot sehr gut an." Eataly gehe sein Investment ehrgeizig an. Man erwarte sich, dass die Münchner Niederlassung "in den nächsten zwei Jahren an der Spitze steht", noch vor den Filialen in Paris, London und Kopenhagen, den anderen drei europäischen außerhalb Italiens, die nach München dazu gekommen sind.

Da klingt es dann fast gewollt, dass das Fischrestaurant Adriatico des italienischen Starkochs Lucio Pompili inzwischen einem Regionenkonzept gewichen ist. Damit will Eataly die schwierige Restaurantfläche im Obergeschoss der Halle beleben. Alle zwei Monate präsentiert man dort eine andere italienische Region mit ihren Besonderheiten und Spezialitäten. Kampanien war schon dran, auch Ligurien, und beide Male war das eine schöne Gelegenheit, regionale Spezialitäten kennenzulernen, die man sonst "beim Italiener" in München selten findet. Auch "Le mie Marche", im Mai und Juni zu Gast, gehört dazu. Wo in München bekommt man sonst Riso curgo, eine besonders feine Reiscreme aus den Marken? Oder ein Carbonaraespuma mit Guinciale?

Für die Eataly-Macher gehören diese und andere Wandlungen angeblich zum Konzept. Nichts solle statisch bleiben, alles solle sich ständig verändern, sagt Torti. Diese Einstellung hat den schönen Vorteil, dass man damit radikalste Kurswechsel begründen kann, selbst wenn nur schlecht laufende Geschäfte der Grund wären.

Und wie sieht die Zukunft nun aus für das Eataly in der Schrannenhalle? Wie zufrieden oder unzufrieden man in Turin mit den Münchner Geschäftszahlen auch immer sein mag, für die Unternehmung spricht so oder so ein Sachverhalt: Eataly plant für dieses oder nächstes Jahr den Gang an die Mailänder Börse. Und solange man an diesem Ziel festhält, wird es wohl so oder so die Münchner Filiale geben. Denn die Expansion ausgerechnet ins reiche Deutschland abzublasen, das wäre kein gutes Signal für den Einstiegskurs der Aktie. Laut Sabrina Torti spielt das aber keine Rolle: "Unsere Präsenz in München ist eine strategische", sagt sie, "Sie dürfen also auch gern langfristig mit uns rechnen."

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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