Diskussionen im Stadtviertel:Den Ramersdorfern sind auch die Glocken zu laut

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Als "Gefahr für die mentale Gesundheit der Anwohner" bezeichnete ein Nachbar das Glockenläuten der Kirche St. Maria Ramersdorf. (Foto: Robert Haas)

Auf der Bürgerversammlung beschweren sich Anwohner über den Krach - von der S-Bahn, den Feiernden im Werksviertel und einer Wallfahrtskirche. Umso wichtiger ist der Lärmschutz bei zwei großen Bauprojekten.

Von Patrik Stäbler

"So ein ordentlicher Krach macht das Leben pikant", schrieb einst der Schriftsteller John Knittel. Der freilich die meiste Zeit seines Lebens über den Weinbergen von Maienfeld im Schweizer Kanton Graubünden residierte, fernab des Großstadttrubels. Anders geht es da in Ramersdorf zu, wo der Lärm die größte Geißel der Menschen ist - zumindest wenn es nach der Bürgerversammlung für den Stadtteil geht.

Denn dort stimmten die 80 Anwesenden gleich für mehrere Anti-Krach-Anträge. So klagte ein Nachbar der Bahngleise über die allzu schnelle und daher allzu laute S7 in Richtung Perlach, während eine Anwohnerin des Kustermannparks den Lärm der Feiernden im Werksviertel beanstandete. Und auch die Kirche Maria Ramersdorf - immerhin eine der ältesten Wallfahrtskirchen der Stadt - störe mit ihrem überlauten und ausgedehnten Geläut die Ruhe, befand der Anwohner Peter Friedrich. "Man muss feststellen, dass wir dort einen glockenverliebten Pfarrer haben", kritisierte er - mit Erfolg. Eine Mehrheit stimmte für seinen Antrag, dass sich der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach (BA) für ein kürzeres und leiseres Glockenläuten einsetzen soll.

Angesichts so unterschiedlicher Lärmklagen war es fast erstaunlich, dass zwei Bauvorhaben in Ramersdorf auf keinerlei Widerrede stießen - obschon beide mit viel Krach einhergehen werden. Zum einen betrifft dies die geplante Geothermieanlage im Michaelibad, wo die Arbeiten nächstes Jahr starten werden. Von 2025 bis 2028 wird dann rund um die Uhr in die Tiefe gebohrt. Dazu, das betonte de BA-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU), "hatten wir bislang keine negativen Rückmeldungen aus der Bevölkerung". Ohnehin sei ein umfassender Lärmschutz geplant - ebenso wie beim zweiten Großprojekt, dem Trambetriebshof auf dem Gelände der heutigen Hauptwerkstätte an der Ständlerstraße.

Dort sollen Hallen, Werkstätten und Abstellmöglichkeiten für 50 Straßenbahnen entstehen. Weichen muss dafür der Sportplatz an der Lauensteinstraße, dessen Rückbau bereits begonnen hat. Ab Herbst geht es dann mit dem Abriss der Bestandsgebäude los, 2025 sollen dort erste Fahrzeuge parken. Der BA hatte stets auf Lärmschutzmaßnahmen gepocht, und tatsächlich werden diese laut Kauer "markant" ausfallen. So wird die Ein- und Ausfahrt zur Abstellanlage eingehaust; dazu kommen im Osten und Süden bis zu sieben Meter hohe Lärmschutzwände. Mit einem zweiten Anliegen sei der BA dagegen auf Granit gestoßen, räumte Kauer ein. So lehne das Gremium eine Zufahrt über die Aschauer Straße ab. Stattdessen sollten die Trambahnen über die Ständlerstraße einfahren, forderte er. "Die ist an dieser Stelle breit genug und hat außerdem einen Mittelstreifen."

Kritisch äußerte sich der BA-Chef zu Überlegungen im Rathaus, die Balanstraße vor dem V-Markt als Einbahnstraße auszuweisen. Eine solche Regelung gilt dort aktuell - aber nur wegen der Bauarbeiten an der Unterführung. "Wir sind davon ausgegangen, dass danach der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird", sagte Kauer. Doch dann habe der Stadtrat "in einer Nacht-und-Nebel-Aktion" die Prüfung einer dauerhaften Einbahnregelung beschlossen. "Das finden wir sehr bedauerlich," sagte Kauer und kündigte an, dass sich der BA mit dem Thema beschäftigen werde. Es könnte also Krach geben in Ramersdorf.

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