Protestaktionen für Syrien:Auf der Straße gegen den Krieg kämpfen

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Zwischen Trauer und Wut: Zwei sehr unterschiedliche Demonstrationen befassen sich mit der katastrophalen Lage in Syrien.

Von Gerhard Fischer

Es ist ein Nachmittag der Symbole, weil man ja nicht eingreifen kann in Syrien; weil man Leid sieht und Bomben hört, aber hilflos ist. Deshalb tragen die Leute auf dem Max-Joseph-Platz Sticker mit der Aufschrift "Frieden für Syrien". Deshalb haben die Veranstalter Banner aufgehängt, auf denen "Stoppt das Morden und die Zerstörung in Syrien" geschrieben steht. Und deshalb haben sie auf der Rednerbühne ein Gemälde aufgestellt, auf dem eine syrische Stadt und eine Rauchwolke nach einem Bombenangriff zu sehen ist.

Nach einer halben Stunde wirft der Wind das Gemälde um. Ist das auch ein Symbol? Ist es vergeblich, in München eine Friedenskundgebung gegen den Wahnsinn in Syrien zu machen? Das wird keinen Assad beieindrucken, keinen Putin, keinen Kopfabschneider des IS. Die Schauspielerin Susanne Bentzien hat dennoch mit ein paar Mitstreitern diese Kundgebung organisiert. Sie will wenigstens eines erreichen: Die Menschen in Syrien sollen sehen, dass die Welt sie nicht vergessen hat.

Es nieselt, als die Kundgebung am Samstag gegen 14 Uhr beginnt. Knapp 100 Menschen stehen um das Redner-Podium herum, Syrer, Münchner, Alte und Junge und eine Nonne; ein Mann trägt eine syrische Flagge um seine Schultern. Bentzien liest aus Mails vor, die sie mit einem Krankenwagen-Fahrer in Aleppo austauscht, der mehr Leid sehe, als ein Mensch ertragen könne; der nicht mehr schlafen könne und unendlich müde sei. Später reden der Pfarrer Holger Forssmann, der Imam Benjamin Idriz, Karl-Martin Klein von der Hilfsorganisation Care - und syrische Flüchtlinge, die nun in Deutschland leben.

Alle erzählen schlimme Geschichten, von Flucht, Fassbomben und Scharfschützen. Es ist schwer, das nur zu hören - wie hart muss es für die Menschen in Syrien sein, das tatsächlich aushalten zu müssen, Tag für Tag? Was tun? Fahed Kayali vom deutsch-syrischen Verein sagt, er fordere von den UN, eine Waffenruhe in Syrien auszurufen, eine Flugverbotszone einzurichten und einen Friedensplan vorzulegen.

Ein paar Kilometer weiter, am Stachus, beginnt um 17 Uhr eine Demo, die Mohammad Kahlawi organisiert hat; ein Syrer, der seit 17 Jahren in München lebt. Ein paar Landsleute singen, trommeln und schwenken syrische Fahnen. Kahlawi ist wütend, er schimpft mit dem Megafon in der Hand auf Assad, Putin, den Iran, den IS. Es ist eine laute Kundgebung. Jene am Max-Joseph-Platz war leise. "Das hier ist auch eine Antwort auf die Demo dort", sagt Kahlawi. "Es ist zwar schön und richtig, für den Frieden zu demonstrieren, aber es ist auch bequem." Er wolle ebenfalls Frieden, aber er wolle vor allem Freiheit für Syrien. Das gehe nicht mit Assad. Man müsse deshalb die Schuldigen klar benennen und nicht immer bloß sagen "Assad, ja aber . . ."

Dann singen sie wieder: "Schande, Schande, Assad-Bande!" Und: "Assad raus, Putin raus, Massenmörder raus, Kindermörder raus!"

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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