Prinz Myshkin:Koh-Samui, Gemüse-Einerlei

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Schmackhaft zubereitetes Gemüse gibt es im Prinz Myshkin. (Foto: lok)

Gemüse macht satt, wirklich! Wenn es pfiffig zubereitet wird wie im vegetarischen Restaurant "Prinz Myshkin". Leider enttäuscht die Bedienung - sie hätte uns fast übersehen.

Nora Große-Harmann

Kann man von Gemüse allein satt werden? Wir sind ein wenig skeptisch, haben Restaurants bisher immer nach ihrer kulinarischen Herkunft und nicht nach dem Kriterium "Fleisch" oder "vegetarisch" ausgewählt. Fleischgerichte auf der Speisekarte sind doch eigentlich selbstverständlich.

Das Prinz Myshkin in der Hackenstraße wirbt aber genau mit dem, was in herkömmlichen Restaurants meist nur als Beilage serviert wird: Gemüse. Es ist ein vegetarisches Restaurant.

Wir wollen es trotzdem ausprobieren. Herausfinden, ob Gemüse und vegetarische Pasta-Gerichte den Geschmack von zartem Schweinefleisch oder knackiger Entenbrust ersetzen können. Allerdings müssen wir damit vorerst warten - die Mitarbeiter des Restaurants wirken unterkühlt und gestresst, nehmen kaum Notiz von uns.

Da bleibt Zeit für's Umschauen. Das Restaurant ist in zwei Räume eingeteilt, der erste, groß, hell, mit hohem Gewölbe, der zweite klein und schummrig. Das Interieur ist dezent in beigen und braunen Farbtönen gehalten. Auffallend sind die wenigen Accessoires an den Wänden: Plakate mit asiatischen Schriftzeichen, auf die Tapete im kleinen Raum aufgestempelte Portraits von Martin Luther King und Kofi Annan.

Bunt zusammengewürfelt ist das Angebot auf der Speisekarte. Das Prinz Myshkin entführt sowohl in die kulinarisch-asiatischen Ecken der Erde als auch in italienische und indische. Da denkt man nur noch flüchtig an ein saftiges Rindersteak.

Die "Guacamole" (9,30 Euro) - Tortillas mit Avocadocreme und roter Salsa - erfüllen jegliche Erwartungen. Die Frische der Avocados löst das Brennen ab, das die Salsa-Sauce im Gaumen hinterlässt - wahrlich ein neues Geschmackserlebnis! Enttäuschend ist allerdings die indische Tomatenlinsensuppe "Rasan" (5,10 Euro) - sie schmeckt, ja, nach Linsen, aber zu wässrig.

Statt Wein begnügen wir uns mit einem Wellness-Getränk "Ginko" (4,40 Euro) und einem griechischen Bergtee (4,30 Euro). Wenn schon vegetarisch-gesund, dann aber richtig! Doch, naja, es harmoniert nicht so richtig mit unserem Essen. Nur so viel: "Ginko" löscht den Durst und der Bergtee hätte genauso gut ein Kamillentee sein können.

Als Hauptgerichte bestellen wir thailändisches "Koh Samui" (14,50 Euro) und italienische "Triangoli" (9,40 Euro). Ersteres, ein buntes Gemüse-Einerlei, bestehend aus Champignons, Paprika, Sojasprossen, Zuckererbsen und Cocos-Curry-Zitronengrassauce, überzeugt. Aber wo ist der Geschmack vom Zitronengras geblieben? Hier hätte es eine etwas mildere Schärfe getan. Trotzdem: Die vielfältigen Gemüsesorten, dazu Vollkorn-Basmatireis, brauchen keinen Fleischzusatz. So gesehen passt es.

Auch bei den "Triangoli", den Nudeltaschen, fehlt das Fleisch nicht. Die Steinpilz-Ricotta-Füllung ist originell und harmoniert perfekt mit dem parmesanigen Pasta-Geschmack. Einziger Kritikpunkt: Die über den Nudeln zerlassene Butter. Sollte die nicht nach Salbei schmecken? Tut sie aber nicht.

Das Dessert lässt auf sich warten. Offenbar hat uns der Kellner schon wieder übersehen. Schade. Dafür entschädigt der herrliche Apfelstrudel "Prinz Myshkin" (4,90 Euro), herb-nussig mit süßer Vanillesauce. Beim Mango-Tiramisu (6,80 Euro) spart sich das Restaurant allerdings echte Mangos und begnügt sich mit in Mango-Saft getauchten Biscuit-Stückchen.

Das Restaurant ist sicherlich einen Besuch wert - auch wenn der Service in punkto Freundlichkeit um einiges dazu lernen muss. Immerhin sind wir nun überzeugt, dass auch allein Gemüse satt machen und obendrein gut schmecken kann. Die Experimentierfreudigkeit im Prinz Myshkin aber fehlt.

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