Preis der TU München:Weiteres Problem von Elektroautos gelöst

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Christian Huber und sein Team haben haben eine Technik entwickelt, mit der die Batterie von Elektroautos schneller getestet werden kann. (Foto: Claus Schunk)

Bisher dauerte es viel zu lange, die Batterie von Elektroautos zu testen. Wissenschaftler haben eine neue Technik entwickelt - und dafür einen Preis gewonnen.

Von Jakob Wetzel

Von wegen "langsamer, schleppender Siegeszug", sagt Christian Huber. Batterien und Elektrofahrzeuge hätten doch als Technik der Zukunft schon lange gewonnen. Es gebe nur noch ein paar Probleme, die man lösen müsse. Und bei einem würden er und sein Team gerne helfen.

Huber denkt an Batterien und daran, wie sie sich prüfen lassen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elektrische Energiespeichertechnik der Technischen Universität (TU). Mit zwei Kollegen und einem Techniker steht er im "Entrepreneurship Center" auf dem Campus Garching und macht Werbung in eigener Sache. In wenigen Minuten wird der "IdeAward" der TU, ihres Gründerzentrums "UnternehmerTUM" und der Zeidler-Forschungs-Stiftung verliehen; beworben haben sich 60 Teams, zehn sind als Finalisten eingeladen worden.

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Der jährlich ausgeschriebene Preis soll Wissenschaftler dabei unterstützen, ihre Erfindungen zu Geld zu machen. Beurteilt werden Idee, Marktreife und die Zusammenarbeit im Team. Das Preisgeld, 37 500 Euro für die ersten drei Plätze, finanziert die Stiftung; der Gewinner erhält 15 000 Euro und eine Gründerberatung. Und auch wenn die Jury ihre Entscheidung schon getroffen hat: Huber zieht noch einmal alle Register.

"Mit unserer Technik geht das in 20 Minuten"

"Unsere Idee ist günstig, nachhaltig und auch ein bisschen grün", sagt er. Bislang koste es acht Stunden, um die Batterie eines Elektroautos zu prüfen - für eine Inspektion beim TÜV viel zu lang. "Mit unserer Technik geht das in 20 Minuten." Der Trick: Statt die Batterie zu entladen und wieder zu laden, jagen die Tester einen speziellen Puls hinein und werten aus, wie die Batterie reagiert. Ins Detail geht Huber nicht, das Patent werde gerade angemeldet, sagt er. Doch mehrere Partner hätten schon angeklopft. Das Marktvolumen für Schnelltests schätzt Huber auf 200 Millionen Euro. Und es gebe weitere Anwendungsgebiete.

Für Hubers Team ist der "IdeAward" eine Chance, für die TU ist er ein Werkzeug unter mehreren. Die Universität arbeitet seit 2000 gezielt daran, ihre Absolventen und Wissenschaftler zu Unternehmern zu machen. Seit 1990 zählt sie etwa 700 ausgegründete Firmen. Seit 2015 bündelt sie ihre Starthilfe im laut TU europaweit einzigartigen "Entrepreneurship Center" in Garching. Gründer haben hier unter anderem eine 1500 Quadratmeter große Hightech-Werkstatt zur Verfügung, um Prototypen oder erste Serienmodelle zu fertigen. Die derzeit 460 Kunden fänden jedes Werkzeug vom 3-D-Drucker bis zur Hobelbank; wenn etwas fehle, werde es eben gekauft, sagt Geschäftsführer Phill Handy.

Für die Teams, die an diesem Donnerstag gekommen sind, kam diese Hilfe etwas spät; Huber und seine Partner etwa haben über drei Jahre hinweg an ihrem Projekt gearbeitet. Ihre Konkurrenz ist vielfältig. Der Physiker Lorenz Sykora präsentiert neue Objektträger für die Infrarot-Spektroskopie von Flüssigkeiten wie Blut; er setze auf Einweg-Modelle, die günstiger seien als die herkömmlichen Träger, sagt er. Zudem seien die Ergebnisse besser.

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Elektrische Impulse, damit Querschnittgelähmte ihre Beine bewegen können

Ein anderes Team stellt ein Exoskelett vor, mit dem Querschnittgelähmte mittels elektrischer Impulse ihre Beine bewegen könnten. Wieder ein anderes Team hat eine Software namens "Chromosome Industrial" entwickelt, mit der sich Produktionsanlagen automatisch neu programmieren können, wenn die Maschinen verändert oder ergänzt werden. So soll es sich wirtschaftlich lohnen, individuelle Produkte zu fertigen. Das Projekt ist der Jury Platz drei und ein Preisgeld von 10 000 Euro wert.

Platz zwei und 12 500 Euro gehen an ein Team um den Chirurgen Min-Seok Kwak: Es hat eine neue Operationsmethode gefunden, um Patienten mit chronischem Lymphödem zu helfen. Dabei werden ein bis zwei erkrankte Knoten entfernt, zerkleinert und in einem künstlichen Gerüst wieder eingesetzt. Der Körper beginne daraufhin, sich binnen etwa eines Jahres zu regenerieren, sagt Kwak. Bei Mäusen und Schweinen klappe das gut, klinische Studien am Menschen seien geplant.

Den Sieger verkündet am Ende Robert Pollner von der Zeidler-Forschungs-Stiftung. Die Kombination aus Belastungsprobe und Analyse hätte die Jury überzeugt, lobt er - und das Team habe bereits Kontakte geknüpft und Schritte hin zur Firmengründung unternommen. Es sind Huber und seine Partner, die Batterietester.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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