Planegg:Lange geplant, nun folgen die ersten Taten

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Trister Anblick: Das Umfeld des Planegger Bahnhofs soll ein völlig neues Gesicht erhalten. (Foto: Catherina Hess)

Die Neugestaltung des Bahnhofsumfelds könnte schon im kommenden Jahr beginnen

Von Rainer Rutz, Planegg

Was für die Martinsrieder jahrelang die Entwicklung und der Bau einer neuen Ortsmitte war, wird für die Planegger in den nächsten Jahren die völlige Umgestaltung des Bahnhofsumfelds sein. Nach Architektenwettbewerben, Bürgerbeteiligungen und unzähligen Gemeinderatssitzungen ist die Kommune jetzt mit der Auftragsvergabe der Bike-and-ride-Anlage und dem Bau von rund 20 Mietwohnungen auf der Südwestseite durch die landkreiseigene Wohnungsbaugesellschaft einen ersten Schritt gegangen.

Im Gespräch mit der SZ äußerte Ursula Janson aus dem Bauamt der Gemeinde die Hoffnung, dass bereits im nächsten Jahr gebaut werden könne, alle Planungen liefen zeitgerecht. Allerdings, so Janson, gebe es noch einen Unsicherheitsfaktor: die Corona-Krise. Sie betreffe weniger die jetzt beschlossenen Gebäude, sondern könnte - falls sie sich noch lange hinzieht - die Planungen für den Nordteil des Baugebietes beeinflussen.

Die Entwurfsplanung und die Kostenschätzung für die vier Wohngebäude und die Fahrradanlage für rund 500 Räder soll noch heuer im neuen Gemeinderat beschlossen werden. Die Wohnungen sollen relativ preiswert vermietet werden, angestrebt ist ein Quadratmeterpreis von zehn Euro. Eine zentrale Rolle im Südwesten des Geländes spielt die Großgastronomie Heide Volm. Jahrelang sei man davon ausgegangen, dass der Wirt dort unter anderem ein Hotel bauen wolle: "Die Familie Heide hat jetzt die Idee eines Hotels aufgegeben. Es entsteht nun auf der Basis des städtebaulichen Entwurfs des Büros Molenaar/Weber und der Fassadengestaltungen von Professor Burgstaller ein Gebäude mit Parkdeck und Backshop. Ein darüber liegender Supermarkt wird durch eine Rolltreppe erreicht. Im Dachgeschoss werden sechs Wohnungen gebaut." Biergartenparkplatz und die Zufahrt zum Kraillinger Gleisbauunternehmen Braun werden voraussichtlich umgestaltet. Heide hat für seine Bauabsicht eine mit der Gemeinde abgesprochene Baufrist: "Hält er die nicht ein, verliert der Bebauungsplan seine Gültigkeit", sagt Janson. Auf diese Weise wolle man große Baulücken verhindern, die sonst möglicherweise jahrelang die Umgebung verschandelten - etwa wie der Baukrater am Lochhamer Bahnhof. Der zentrale Omnibusbahnhof, so wie er sich jetzt darstellt, ist nur ein Provisorium, das dazu dient, Platz zu schaffen für die nun anstehenden baulichen Abläufe im Südwesten.

Ob Gleiskörper wegfallen können, untersucht die Bahn derzeit noch. (Foto: Catherina Hess)

Der Norden des Baugebiets, wo unter anderem 50 bis 60 Wohnungen entstehen sollen, wird laut Janson von der Germeringer Straße her erschlossen werden. Hierfür stehen noch erhebliche Beratungen an: "Geklärt werden muss, wie eine optimale Funktion des öffentlichen Nahverkehrs, des Radverkehrs und des fußläufigen Verkehrs erfolgen kann." Der Bau einer Stadtbahntrasse im Bereich der Bahnhofstraße wurde dabei - wenig überraschend - ad acta gelegt: "Zu viel Parkverkehr", begründet Janson diese Entscheidung.

Ob sich die Germeringer Straße für eine Schnellbahntrasse eignet, werde sich "praktisch frühestens langfristig" zeigen. Eine Stadtbahn hat schon vor mehr als 20 Jahren unter anderem der damalige Neurieder Bürgermeister Otto Götz angedacht. Die Trasse sollte rund um München über Neuried, Planegg bis nach Germering führen.

Noch nicht bis ins letzte Detail geklärt ist die Verkehrssituation zwischen Bahnhof und Hofmarkstraße. "Einen Gesamtverkehrsplan gibt es nicht", sagt Janson. Einem Verkehrsgutachten zufolge könnte es jedoch an der Hofmarkstraße "einen Minikreisel" geben. Wenig Hoffnung kann Janson für den oft im Gemeinderat geäußerten Wunsch nach einem zweiten Tunnel unter den Gleisen machen: "Das ist oft geprüft, wegen der hohen Kosten jedoch nicht weiter verfolgt worden." Allerdings werde der bestehende Tunnel "erheblich heller", weil die Überdachung im Bereich des Kiosks wegfalle. Ob die wenig ansprechende Unterführung durch den Wegfall einiger Gleiskörper verkürzt werden kann, werde gerade von der Bahn untersucht.

Der Tunnel am Planegger Bahnhof soll heller werden. Einen zweiten wird es aber nicht so schnell geben. (Foto: Catherina Hess)

Naturgemäß kann die Kommune die millionenschweren Projekte nicht alleine stemmen - das betrifft vor allem die Bebauung im nördlichen Teil. Janson erwähnt "zahlreiche Möglichkeiten einer Nutzung im nördlichen Bereich - Genossenschaften, gemeindliche Wohnungen oder Stiftungen. Die Auswahl ist so groß, dass der Gemeinderat beschlossen hat, sich mit diesem Thema auf einer eigenen Klausurtagung zu beschäftigen." Sie soll schon bald stattfinden.

"Die Gemeinde kann sicher nicht alles selbst bauen", sagt Janson, "sie kann aber dauerhaft Eigentümer der Grundstücke bleiben - etwa durch Vergabe in Erbpacht." Die Umsetzung eigener Wünsche, etwa im sozialen Bereich, gehe nur "mit einer finanziellen Beteiligung". Wenn alles klappt, werden die ersten Bagger Anfang nächsten Jahres anrollen: zum Bau der Bike-and-ride-Anlage und der Wohnungen im südwestlichen Bereich und für den Abriss des Saals vom Heide Volm. Der Norden des riesigen Grundstücks, so Janson, werde die Beteiligten noch Jahre beschäftigen.

© SZ vom 29.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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