Perlach:Umweltaktivisten gegen Gartencenter

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Demonstration in der Kälte: "Wie lange opfern wir noch unsere Grünflächen?", fragt die Sprecherin einer Perlacher Bürgerinitiative und zielt ab auf die Pläne des Gartencenters. (Foto: Stephan Rumpf)

Seebauer möchte seine Verkaufsfläche erweitern und Wohnungen für Mitarbeiter bauen - die Gegner wollen eine Grünfläche samt Bolzplatz erhalten. Der Streit dauert schon Jahre an, nun gibt es erneut Protestaktionen.

Von Lea Kramer, Perlach

Anfang der Woche war es eine Ladung abgestorbener Christbäume, die vor dem Eingang des Gartencenters Seebauer lag. Ein paar Tage später haben Umweltaktivisten 47 Bananenkisten auf dem Bolzplatz an der Adam-Berg-Straße 210 abgestellt, gleich neben dem Seebauer-Grundstück. Mit der Aktion protestieren sie gegen die geplanten Bauvorhaben des Gartencenter-Eigentümers, für das einige Bäume gefällt werden müssen.

Der Streit um die Vergrößerung der Verkaufsfläche des Betriebes sowie einen Neubau für Mitarbeiterwohnungen dauert bereits mehrere Jahre an. Ursprünglich hatte die Bürgerinitiative "Erhalt der öffentlichen Grünanlage an der Adam-Berg-Straße" (BI) vor allem den Bolzplatz sowie einen kleinen Spielplatz in der öffentlichen Grünanlage retten wollen, die zwischen zwei Gartencenter-Grundstücken liegt.

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Inzwischen sind Umwelt- und Naturschützer aus ganz München auf das Bauvorhaben aufmerksam geworden. Die Ladung Christbäume etwa kam von Extinction Rebellion. An der Bananenkisten-Demo am Freitagnachmittag nahmen gut 50 Klimaaktivisten unterschiedlicher Organisationen teil, allen voran die örtliche Bürgerinitiative.

"Wie lange opfern wir noch unsere Grünflächen?", fragte BI-Sprecherin Nele Joas. Die Initiative verstehe sich als Lobbyisten der Bäume, sie trete für eine nachhaltige Stadtgestaltung ein. Warum keine Abwägung von Bürger- und Gewerbeinteressen an der Stelle stattfinde, frage sie sich.

Seebauer wehrt sich: "In keinem Fall werden 60 alte Bäume gefällt"

Die Zahl 47 haben die Initiativen gewählt, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Bebauungsdichte in München besonders hoch ist. Mit 46,6 Prozent versiegelter Fläche steht die bayerische Landeshauptstadt einer neuen Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GVD) zufolge deutschlandweit an erster Stelle. In der Stadt gebe es aufgrund der dichten Bebauung einen "Schwund an Lebensräumen", sagte Tobias Ruff, der für die ÖDP im Stadtrat sitzt.

In Ramersdorf lautet der Vorwurf, dass wegen der Neubauplanungen historischer Baumbestand zerstört werde. Dagegen wehrt sich Seebauer-Inhaber Bernhard Gerstenkorn: "In keinem Fall werden 60 alte Bäume gefällt." Wenn überhaupt, seien es vielleicht drei oder fünf Bäume, die auf öffentlichem Grund gefällt werden müssten. "Die restlichen 45 bleiben erhalten", sagt er. Gerstenkorn hat seine Planung nach eigenen Angaben mittlerweile so angepasst, dass 95 Prozent der öffentlichen Grünfläche erhalten bleiben könnten.

© SZ vom 13.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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