Kaum, dass Helmut Lipah seinen Maronibrater in der kleinen Holzhütte angeworfen hat, hält auch schon ein weißer Kombi vor dem Gartentor. Hat der Mann hinterm Steuer den Duft durch die Autoscheibe gerochen? "Nein, nein, der Handwerker hat hier in der Nachbarschaft zu tun, nachher kommt er rüber und holt sich ein paar", sagt Lipah lachend über den Zaun. Die weihnachtlich geschmückte Bude mit dem großen Schild "Maroni" auf dem Dach sollte in diesen Wochen eigentlich nicht in seinem Vorgarten an der kleinen Maierhofstraße 29 stehen, sondern wie seit nunmehr 37 Jahren auf dem Platz vor der Stadtkirche Maria Schutz. Doch wie alle Weihnachtsmärkte in München musste auch der Pasinger ausfallen. "Also betreibe ich hier eben den kleinsten Christkindlmarkt der Welt", sagt der 77-Jährige.
Lipah hat das Plexiglasschild etwas gelüftet. Nur fürs Foto, damit es nicht spiegelt. Und natürlich setzte er nach dem Klick die Maske wieder auf. Überhaupt ist die einsame Maroni-Bude hygienisch ziemlich hochgerüstet, Mund- und Nasenschutz verstehen sich von selbst, Desinfektionsspray am Tresen, Abstandsmarkierungen den Zaun entlang. "Wenn's sein muss, können die Leut' bis zum Haderner Wald anstehen", sagt Lipah. Natürlich habe das Kreisverwaltungsreferat alles genehmigt. Denkt man sich die Corona-Dinge weg, steht da einfach eine nette Maroni-Bude, Stubenmusi säuselt aus dem Inneren. "Kommen'S am Abend, dann ist hier alles schön beleuchtet", sagt Lipah. Auf dem Pasinger Traditionsmarkt ist er auch für die Lichttechnik und Musikanlage zuständig. Und gibt dort seit jeher den Nikolaus.
Helmut Lipah ist pensionierter Ingenieur aus dem Mikrochip-Bereich. Während die edlen Kastanien rösten, erzählt er rasch die Geschichte: Vor 38 Jahren, beim ersten Pasinger Christkindlmarkt, wollte eine Schauspielerin etwas Gutes tun. "Da hat mein Vater - er war Schlosser - einen Maroni-Ofen gebaut, und sie hat die Kastanien für den guten Zweck verkauft." In den Jahren seither steht Helmut Lipah hinter dem Tresen. 3,50 Euro kosten zehn Stück.
Der Erlös geht an ein Hilfsprojekt nach Nepal, das er als passionierter Bergsteiger selbst besucht hat. Lipah hat sich tief in die Maroni-Materie eingearbeitet; die Römer, Karl der Große, Hildegard von Bingen und Goethe - alle liebten die vitaminreiche "Kartoffel des Südens". "Ich mache jedes Jahr eine Maroni-Kur", verrät er. Scheint zu wirken, 2019 hat Helmut Lipah den Kilimandscharo bestiegen.
Lipahs Maroni-Stand, Maierhofstraße 29 in Pasing, im Advent jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 16 bis 20 Uhr geöffnet.