Kriminalität:Wie sicher ist der Pasinger Bahnhofsplatz?

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Tagsüber belebt, abends nicht jedem geheuer: der Vorplatz des Pasinger Bahnhofs. (Foto: Florian Peljak)

Im Stadtviertel ist nach einer Häufung von Straftaten um den Jahreswechsel die Unsicherheit geblieben. Mehr Sicherheitskräfte soll es dennoch nicht geben - zumindest derzeit sehen die Behörden dazu keine Veranlassung.

Von Ellen Draxel

Den Peak aus der Silvesternacht und der Tage danach erreicht die Zahl der Delikte vor dem Pasinger Bahnhof derzeit zwar nicht, dennoch bleibt die Sicherheit im Bahnhofsumfeld für Politik, Anwohner und Behörden auf der Agenda: Zumindest bei der CSU schätzt man die Lage als nicht unproblematisch ein.

"Bei uns im Ortsverband gibt es nichts, was derzeit mehr diskutiert wird", sagt Lokalpolitiker Sven Wackermann. "Die Leute", sagt er, "haben ein latentes Unsicherheitsgefühl." Passanten vermieden es, nachts allein durch die Unterführung zu gehen. Den südlichen Vorplatz, wo die Tram 19 und viele Busse abfahren, beträten viele nur ungern - "weil es dort keine Überwachung gibt". Ähnliches berichtet sein Parteikollege Winfried Kaum (CSU). Auch der Stadtrat kennt Menschen, die an der Ecke arbeiten "und sich abends nicht trauen, auf der Südseite der Bahnhofs rauszugehen". Lieber nutzten sie den Nordausgang, der zur Pasinger Fabrik und zur August-Exter-Siedlung führt. Auch wenn das einen großen Umweg für sie bedeute.

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Um den Jahreswechsel hatten sich am Pasinger Bahnhof Raub- und Gewaltdelikte von Jugendlichen gehäuft. Die Polizei konnte die mutmaßlichen Täter schnell ermitteln und dingfest machen, danach hat sich die Lage gebessert. "Das Deliktaufkommen" sagt Pasings Polizei-Chef Thomas Rehag, "ist inzwischen im rückläufigen Bereich, nichts im Vergleich zum Jahreswechsel."

Pasings Polizei schätzt die Situation deshalb derzeit "nicht so dramatisch" ein. Ebenso wenig wie die Bundespolizei. "Wir haben da keinen Kriminalitätsschwerpunkt", sagt die Sprecherin der Münchner Inspektion, Sina Dietsch. Es handle sich bei der Angst "vor allem um ein subjektives Empfinden". Sie untermauert ihre Einschätzung mit Zahlen. Demnach hat die Bundespolizei, die gemeinsam mit den Pasinger Kollegen und den Sicherheitsleuten von der Bahn mit regelmäßigem Streifendienst für Sicherheit auf dem Bahnareal sorgt, von Januar bis Mai 2023 am Pasinger Bahnhof 46 Straftaten registriert. Darunter Sachbeschädigungen, Rauschgiftdelikte, Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz und Körperverletzungen. Angesichts von 139 000 Menschen, die täglich den Bahnhof besuchten, in der besagten Zeitspanne also insgesamt rund 20 Millionen, keine außergewöhnlich hohe Anzahl. Eine "starke Kriminalitätsfurcht lässt sich auf Grundlage der Fallzahlen jedenfalls nicht erklären", betont Dietsch.

Im Einkaufszentrum gibt es keinen Zuwachs bei sicherheitsrelevanten Vorkommnissen

Entwarnung gibt auch das Management der unmittelbar benachbarten Pasing Arcaden. Man verzeichne, heißt es auf Anfrage, "aktuell keinen merklichen Anstieg an sicherheitsrelevanten Vorkommnissen" im Einkaufscenter und der unmittelbaren Umgebung. CSU-Vertreter hatten dies anders verstanden, von dort hieß es, der Sicherheitsdienst werde "stark angegangen" und sei "gefordert".

CSU, FDP und Freie Wähler wollen jedoch "präventiv" agieren. Pasings CSU hatte deshalb in der jüngsten Bezirksausschuss-Sitzung einen Antrag eingebracht mit der Forderung, den Tätigkeitsbereich des Kommunalen Außendienstes (KAD) mit seinen städtischen Ordnungskräften auf den Bereich des Pasinger Bahnhofs und dessen Umgebung auszuweiten. Doch der Antrag wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt. Etwa von den Grünen, die "nichts hochkochen wollen, wo es kein Risiko gibt". Das subjektive Unsicherheitsgefühl mancher Passanten, so Thorsten Kellermann (Grüne), lasse sich "nicht durch mehr Sicherheitskräfte verbessern, sondern nur durch eine Aufwertung des Platzes". Aber auch von der SPD, die den Kommunalen Außendienst als nicht zuständig erachtet, weil der Bahnhof keine städtische Fläche sei. Diese Sache zu klären, ist aus Sicht der Sozialdemokraten Aufgabe des Freistaats.

Pasings Polizei-Chef Thomas Rehag gibt zu bedenken, dass die personellen Ressourcen seiner Dienststelle "endlich sind". Er betont aber, dass seine Leute "sofort wieder vermehrt an Ort und Stelle sein werden, sollten in den Pasing Arcaden und in den umliegenden Grünanlagen wieder Probleme auftauchen". Dann erneut mit Jugendbeamten und Zivilkräften.

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