"Oper für alle":Der Max-Joseph-Platz wird zur Arena di Monaco

Lesezeit: 2 min

Bei der "Oper für alle" wird Aida auf dem Max-Joseph-Platz übertragen. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Am Sonntag heißt es wieder: "Oper für alle", das kultige Public-Viewing. Aida wird auf dem Platz vor dem Nationaltheater übertragen. Eindrücke von dem Abend.

Von Jutta Czeguhn, Lukas Heinser und Evelyn Vogel

Auf dem Max-Joseph-Platz vor dem Nationaltheater ist alles bereit, die große Videowand steht, die Gastrostände warten auf Gäste, rund um den Platz sieht man Security. Auf den eher ungemütlichen Isarkieseln rings um das Königstandbild sitzen sie auf Decken und Isomatten, tragen Hüte und Sonnenbrillen. Eine Frau vertreibt sich die Zeit mit Stricken. Schon von 17 Uhr an haben sich die ersten Besucherinnen und Besucher die besten Plätze gesichert. Als die ersten hohen Streichertöne der Aida-Ouvertüre erklingen, ist es ein bisschen düster über dem Max-Joseph-Platz, die Stimmung erwartungsvoll.

Es ist wieder soweit. "Oper für alle", das kultige Public-Viewing. Und wirklich jeder kann sich hier niederlassen, wie er grad daher kommt. Etwas Etikette gilt für die, die "Aida" drinnen verfolgen in der Staatsoper und natürlich beim Empfang des Sponsors BMW und der Bayerischen Staatsoper.

Warten auf Aida. (Foto: Catherina Hess)
Viele Besucherinnen und Besucher sind gut ausgerüstet mit Decken und Verpflegung. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)
Der Regen kam erst, als die Vorstellung vorbei war. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Große Vorfreude herrscht im Ionischen Saal, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf den Platz vor der Oper hat. Schauspieler wie Uschi Glas, Michael Brandner oder Rufus Beck freuen sich ebenso auf die Aida wie die Designerin Sonja Kiefer. Während Uschi Glas eine regelmäßige Operngängerin ist, ist es für Sonja Kiefer die Premiere bei "Oper für alle". Ilka Horstmeier, Vorständin von BMW und verantwortlich für das Kultur-Engagement, gerät förmlich ins Schwärmen ob der Emotionen, die die Aida auszulösen vermag. Und derart emotional beschwingt geht es für die VIPs dann auch hinein in die Vorstellung.

"Aida" also, eigentlich die Festival-Oper schlechthin, massenspektakeltauglich wie kaum eine andere. Im antiken Riesenoval der Arena di Verona etwa hat man sie schon an die 750 gespielt. Und auch in München, als "Oper für alle" noch ein ganz junges Format war, konnte man sie 1999 auf dem Max-Joseph-Platz auf Groß-Videowand zu erleben. Damals allerdings bei feuchtkalter Witterung und in einer wenig überzeugenden Inszenierung von David Pountney. Mehr als zwei Jahrzehnte sind seither vergangen. Der Blick auf Verdis Werk ist ein anderer, die Welt ist eine andere. Und so ist da jetzt diese düstere, bedrückende "Aida"-Interpretation. Regisseur Damiano Michieletto zeigt eine kriegstraumatisierte Gesellschaft in einer zerschossenen Sporthalle, humpelnde Soldaten beim Triumphmarsch. Man fragt sich, geht diese Schwere zusammen mit einzigartiger Atmosphäre, der sommerlichen Leichtigkeit eines Open Airs?

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Die Bayerische Staatsoper hätte es sich und dem Münchner Publikum - gewiss wieder viele Menschen mit Erstkontakt zur Oper - einfacher machen können. Kulinarischer. Mit einer der anderen Spielzeit-Premieren, der "Hamlet"-Oper etwa, sehr nahe am Shakespeareschen Original, sehr theatral, fast filmisch inszeniert. Oder mit der umjubelten "Semele", Händels Barockoper mit großen Schau- und Knalleffekten, in der ein Countertenor Rückwärtssalti schlägt und auf einem Arm hüpfen kann.

Zur Tradition der Bayerischen Staatsoper gehört aber auch, dass sie - anders als weniger mutige Häuser - ihrem Münchner Publikum etwas zutrauen, zumuten darf. So ist auch dieses Oper für alle 2023 ein großer Abend, mit großartiger Musik. Und im nächsten Jahr, wenn alles gut geht, gibt's dann "Tosca", Puccinis Opern-Krimi. Mit dem Traumpaar der vergangenen Dekade: Anja Harteros und Jonas Kaufmann.

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