Spitzensport:Ein Olympia-Stützpunkt in der Peripherie?

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Bislang trainieren die Spitzensportler im Olympiapark. (Foto: Florian Peljak)
  • Bisher betreibt die Stadt selbst den Olympia-Stützpunkt im Olympiapark - doch nun will der Landessportverband das Training übernehmen.
  • Deshalb geht die Sorge um, dass der Stützpunkt in die Sportschule Oberhaching verlegt wird.
  • Der Verband dementiert: "Auf absehbare Zeit" sei kein Umzug weg vom Olympiapark geplant.

Von Dominik Hutter, München

Das Ambiente ist wahrhaft olympisch: Die Zentrale befindet sich direkt unter der Haupttribüne des Olympiastadions, dessen Betonschüssel an dieser Stelle besonders eindrucksvoll in den Himmel ragt. Daneben, quasi im Schatten der berühmten Zeltdachkonstruktion, befinden sich die Werner-von-Linde-Halle mit ihren Leichtathletik-Flächen und ein großes Freiluft-Sportfeld. Hier, im Olympia-Stützpunkt Bayern, trainieren die, deren Traum eine Medaille bei den Olympischen Spielen ist. Hier werden sie medizinisch betreut, hier gibt es Ernährungsberatung und Physiotherapie.

Und derzeit gibt es hinter den Kulissen auch ordentlich Wind, weil der Bayerische Landessportverband (BLSV) den Stützpunkt gerne schlucken würde. Die Begeisterung bei der Stadt München, deren Olympiapark GmbH bislang für die Profisport-Institution zuständig ist, hält sich in sehr engen Grenzen. Zumal die Sorge umgeht, der BLSV könne den Olympia-Stützpunkt aus dem Olympiapark in die Peripherie verlegen - in die Sportschule Oberhaching, die großzügig ausgebaut werden soll.

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"Totaler Unfug" seien solche Ideen, urteilt der Leiter des Olympia-Stützpunkts (OSP), Klaus Pohlen. Es gebe keinerlei Grund, die gut ausgebauten Sportstätten im Olympiapark zu verlassen. Zumal die Stadt ganz bewusst im Münchner Norden für viel Geld mit dem Gymnasium München-Nord eine Eliteschule des Sports gebaut habe, die eng mit dem Olympia-Stützpunkt und den Sportfachverbänden zusammenarbeitet. Dazu kommt ein Verbundsystem mit weiteren Schultypen und natürlich auch Verbindungen zu den anderen bayerischen Sport-Stützpunkten. Sowie das "Haus der Athleten" am nahen Milbertshofener Platz, ein Sportinternat des OSP.

Der Reiz der Sportanlagen des Olympiaparks besteht nicht zuletzt darin, dass die Athleten auf kurzen Wegen relativ kurzfristig und passend zu ihrem sonstigen Terminplan zum Trainieren samt Betreuung durch den OSP vorbeikommen können. Nach Oberhaching ist es deutlich weiter. Zudem, so erinnert Münchens Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), werde der OSP gerade behindertengerecht ausgebaut. Es wird also weiter investiert.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der Dachverband der Landessportverbände, kann auf Anfrage eine "örtliche Veränderung des Olympia-Stützpunktes Bayern" nicht bestätigen. Der BLSV dementiert deutlich vorsichtiger. "Auf absehbare Zeit" sei kein Umzug weg vom Olympiapark geplant, so der Verband, der auch gleich mitteilt, welcher Zeitraum damit gemeint ist: "in den nächsten drei bis fünf Jahren" nämlich. Denn derzeit stünden im BLSV keine Ressourcen für einen Umzug zur Verfügung. Und die Sportschule Oberhaching sei "mit einer Auslastung von 80 Prozent im Jahresschnitt gar nicht in der Lage, Kapazitäten für die Unterbringung des OSP Bayern bereitzustellen".

Tatsächlich gibt es Pläne, die Sportschule Oberhaching zu modernisieren und ein eigenes sportwissenschaftliches und sportmedizinisches Zentrum aufzubauen. "Teure Doppelstrukturen" seien das, kritisiert der OSP in seiner Betriebszeitung. Schließlich soll 2022, zum 50-jährigen Jubiläum der Olympischen Sommerspiele, auf dem Gelände der Zentralen Hochschulsportanlage (ZHS) im Olympiapark der 143 Millionen Euro teure Neubau der TU-Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften fertig werden. Das zweitgrößte deutsche Sportzentrum nach der Sporthochschule in Köln. Öffentlich getätigte Behauptungen des BLSV, die medizinische Versorgung der Sportler sei verbesserungsbedürftig, weshalb Oberhaching ausgebaut werden müsse, weisen der OSP wie auch die TU München energisch zurück.

Bei Stadt wie OSP sorgen bereits die Übernahmepläne des BLSV für Unverständnis. "Aus unserer Sicht gibt es keine Gründe dafür", sagt Marion Schöne, die Chefin des Olympiaparks. Der OSP habe gute sportliche Erfolge vorzuweisen. Bürgermeisterin Strobl will zudem verhindern, dass die städtischen Investitionen in den Stützpunkt über kurz oder lang in den Sand gesetzt sind. Und dann gibt es ja auch noch die Mitarbeiter des OSP. Dort gebe es "erhebliche Unruhe", berichtet Schöne. Auch Strobl befürchtet, dass die Stadt plötzlich zwar die Fachkräfte, aber keinen Olympia-Stützpunkt mehr haben könnte.

Für den BLSV spielt "natürlich auch die Übernahme der Mitarbeiter eine besondere Rolle", so dessen Chef Jörg Ammon. Man habe stets auf die "besondere Sensibilität bei der Übernahme der Beschäftigungsverhältnisse hingewiesen". Grund für die Übernahmewünsche sei eine bundesweit einheitliche Strukturierung der Olympia-Stützpunkte. Die allerdings, so hat das Büro Strobl ermittelt, in der Praxis gar nicht existiert. Tatsächlich sei nicht einmal die Hälfte aller OSP bei einem Landessportverband angesiedelt.

© SZ vom 02.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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