Tennis-Leistungszentrum:Mehr Platz für Kohlschreiber und Co.

Tennis-Leistungszentrum: Das Trainingszentrum wächst: Philipp Kohlschreiber, hier bei seiner bitteren Fünfsatz-Niederlage gegen David Ferrer am Sonntag in Valencia, wird demnächst in Oberhaching unter perfekten Bedingungen arbeiten können.

Das Trainingszentrum wächst: Philipp Kohlschreiber, hier bei seiner bitteren Fünfsatz-Niederlage gegen David Ferrer am Sonntag in Valencia, wird demnächst in Oberhaching unter perfekten Bedingungen arbeiten können.

(Foto: AFP)

Die Tennisbase Oberhaching, auf der die deutschen Spitzenspieler trainieren, wird erweitert. Zunächst entstehen neue Hallen, Außenfelder und Appartements für Ü-18-Spieler. Später wird auch das Verwaltungsgebäude vergrößert.

Von Stefan Galler, Oberhaching

Philipp Kohlschreiber ist vermutlich noch damit beschäftigt, seine bittere Fünf-Satz-Niederlage im entscheidenden Davis-Cup-Viertelfinalspiel gegen den Spanier David Ferrer zu verarbeiten. Der gebürtige Augsburger kam am Dienstag jedenfalls nicht zum Spatenstich in die Tennisbase Oberhaching. Dafür war Florian Mayer da, die aktuelle Nummer 74 der Weltrangliste und wie Kohlschreiber einer der Profis, die regelmäßig hier trainieren. Helmut Schmidbauer, der Präsident des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV), begrüßte den Spieler herzlich mit den Worten, Mayer sei einer "der von hier ausgezogen ist, um die Tenniswelt zu erobern". Mayer konterte: "Wieso? Ich wohne doch hier, das ist immer noch meine Heimat."

Vermutlich wird sich der 34 Jahre alte Tennis-Profi, der laut offizieller Webseite der Association of Tennis Professionals (ATP) in seiner Karriere schon mehr als sieben Millionen Dollar an Preisgeld eingenommen hat, in Zukunft sogar noch wohler fühlen an seiner sportlichen Basis: Denn das 1994 in Betrieb genommene Landesleistungs- und Ausbildungszentrum des BTV und der Bundesstützpunkt der Herren des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) wird bis 2020 gewaltig vergrößert: Im ersten Bauabschnitt, der im Sommer 2019 beendet sein soll, entstehen eine zusätzliche Tennishalle mit zwei Feldern, eine neue Kleinsporthalle mit Athletikbereich, drei Außenplätze, davon zwei mit Sandauflage und einer als Hartplatz, dazu Wohnappartements und ein neuer Aufenthaltsbereich für Ü-18-Spieler, die Trainerbüros werden erweitert.

Im zweiten Abschnitt, der im Frühjahr 2019 bereits starten und bis Sommer 2020 abgeschlossen sein soll, wird dann das Verwaltungsgebäude erweitert, inklusive aller Büro- und Praxisräume und der Sozialräume des seit 2009 bestehenden Tennisinternates - Gesamtkosten des Projektes: 10,7 Millionen Euro. Davor steuern Bund und Freistaat je eine Million Euro als Fördermittel bei, eine weitere Million kommt direkt aus den Rücklagen des BTV, wie Geschäftsführer Peter Mayer erläutert: "Der Rest wird über Kredite finanziert, wir konnten zu günstigen Zinskonditionen für 20 Jahre abschließen."

Allerdings sind die Baumaßnahmen nicht unkompliziert: Die Fläche der Tennisbase wird um 4300 Quadratmeter erweitert, jedoch muss das abgetragene Erdreich gelagert werden, auch um entsprechende geologische Untersuchungen machen zu lassen. Man gräbt hier 3,5 Meter in die Tiefe, sodass alleine die Lagerfläche für diese Erdmassen 7000 Quadratmeter umfasst. Nach Abschluss aller Baumaßnahmen wird dieser Bereich wieder in eine Grünfläche umgewandelt.

Tennis-Leistungszentrum: Spatenstich mit Tennis-Racket: BTV-Präsident Helmut Schmidbauer, Profi Florian Mayer, Janine List vom Innenministerium, BTV-Ehrenpräsident Georg von Waldenfels, Architekt Laurent Brückner und Bürgermeister Stefan Schelle (v. li.).

Spatenstich mit Tennis-Racket: BTV-Präsident Helmut Schmidbauer, Profi Florian Mayer, Janine List vom Innenministerium, BTV-Ehrenpräsident Georg von Waldenfels, Architekt Laurent Brückner und Bürgermeister Stefan Schelle (v. li.).

(Foto: Claus Schunk)

Architekt Laurent Brückner sprach die aktuellen Schwierigkeiten bei großen Bauvorhaben an: "Drei Jahre lang waren wir in der Vorplanung, das war der einfache Teil. Jetzt beginnt der schwierigere, nämlich der eigentliche Bau." Das Problem sei die "Hochkonjunktur in München", die es weiterhin schwierig mache, Handwerker zu finden. "Selbst wenn man finanziert ist." Die letzten Ausschreibungen seien am Laufen, so Brückner, mit dem Hochbau solle Mitte des Jahres gestartet werden.

Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) sprach von einem "guten Tag" für seine Gemeinde, es sei "schön, wenn was weitergeht". Der Rathauschef betonte die wichtige Funktion des Sports für den Nachwuchs: "Kinder brauchen Vorbilder, ich erinnere nur an den Tennisboom, der vor einigen Jahrzehnten durch absolute Spitzenleistungen ausgelöst wurde." Durch die Erweiterung der Tennis-Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft zur Sportschule Oberhaching würde sich der Bayerische Tennis-Verband für die Zukunft perfekt aufstellen. "Das Herz des Verbandes schlägt in Oberhaching, das macht uns sehr stolz", so Schelle.

In Oberhaching trainieren nicht nur erfolgreiche Profis wie Kohlschreiber, Mayer, Maximilian Marterer (Weltranglisten-73.) oder Cedrik-Marcel Stebe (101.), hier brachte sich in der Vergangenheit auch Tommy Haas immer wieder nach Verletzungen in Form. Und DTB-Trainer Michael Kohlmann hat hier ebenfalls seine Basis. Der 44-Jährige ist seit 2015 Kapitän des deutschen Davis-Cup-Teams. BTV-Präsident Schmidbauer, der unter anderem seinen Vorgänger Georg von Waldenfels und Janine List aus dem bayerischen Innenministerium beim Spatenstich begrüßte, unterstrich die Bedeutung der Tennisbase für den Sport: "Hier hat das Löwenteam mit Kohlschreiber, Mayer und Daniel Brands Fuß gefasst und das deutsche Tennis zehn Jahre lang über Wasser gehalten."

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