Oktoberfest:Brauereien wollen Wiesnzelte früher aufbauen

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Die Zelte werden immer aufwendiger - der Aufbau deshalb auch, heißt es von den Brauereien. Deshalb wünschen sie sich mehr Zeit dafür. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der Chef des Münchner Brauereivereins argumentiert mit immer aufwendigeren Konstruktionen und bringt Ende Juni als Termin ins Spiel. Wiesnchef Baumgärtner zeigt Verständnis - er sieht vor allem einen Gegner.

Von Franz Kotteder

Das Oktoberfest könnte schon im kommenden Jahr mit einer alten Tradition brechen. Denn normalerweise beginnt der Aufbau der großen Bierzelte für die Wiesn am zweiten Montag im Juli. Nun aber hat Andreas Steinfatt, der Vorsitzende des Vereins der Münchner Brauereien, bei der Wiesn-Bierprobe angeregt, künftig früher mit dem Aufbau zu beginnen. Die großen Zelte seien im Laufe der Jahre immer aufwendiger geworden und immer besser ausgestattet. Das habe seine Auswirkungen beim Aufbau: "Beim Anzapfen am Samstagmittag marschieren hinten die letzten mit dem Akkuschrauber in der Hand raus."

Der enorme Zeitdruck ließe sich etwas lindern, meint Steinfatt im Gespräch mit der SZ, wenn man etwas früher mit dem Aufbau beginnen könnte. Das habe sich bereits im vergangenen Jahr gezeigt, da habe man wegen der zwei Jahre Corona-Pause eine Woche früher beginnen dürfen. "Jeder Tag mehr, jede Woche mehr hilft", sagt Steinfatt. Ideal wären seiner Meinung nach zwei Wochen. Und noch schöner wäre es, wenn man sich auch beim Abbau etwas mehr Zeit lassen könnte. Bislang muss der Aufbau in zehn Wochen bewältigt werden, der Abbau jedoch in lediglich sechs Wochen.

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Steinfatts Vorstoß hat keine schlechten Aussichten, verwirklicht zu werden. Beim Wirtschaftsreferenten und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) sowieso nicht: "Ich war immer schon ein Fan vom frühen Aufbauen", sagt er, "im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass es besser läuft, wenn das etwas entzerrt wird." Zugute käme das vor allem den Arbeitern, die unter großem Zeitdruck stünden und dabei auch noch der Sommerhitze ausgesetzt seien: "Bei denen gehört die Sonnencreme zur Grundausstattung im Werkzeugkasten. Und man kann sich vorstellen, wie heiß es oben auf den Zeltplanen ist, wenn man unten am Boden schon 30 Grad hat."

Und Baumgärtner wäre nicht der, der er ist, wenn er die Frage nicht gleich zu einer Breitseite gegen die andere politische Richtung nutzen würde: "Die größten Gegner sind die Radler, weil sie dann zwei Wochen länger nicht über die Wiesn radeln können, sondern drumherum fahren müssen." Die Radlerlobby hätte schon 2022 wegen einer Woche fast den früheren Aufbau verhindert. Dies sei aber ein Streit, "der auf dem Rücken der Arbeiter ausgetragen wird".

"Es ist ja wichtig, dass die Handwerker und Aufbauhelfer sicher arbeiten können"

Die Radlerlobby, das sind in diesem Fall wohl die Grünen und die Wiesn-Stadträtin Anja Berger. Sie wollen sich derzeit noch nicht zu Steinfatts Vorstoß äußern. "Wir haben noch Beratungsbedarf", heißt es aus der Fraktion. Und Pressesprecher Markus Viellvoye sagt, man wolle erst "konkret die Gründe für die zusätzlichen zwei Wochen Aufbauzeit kennen". Auch die Meinung der zuständigen Verwaltungsstellen wolle man einholen.

SPD-Stadtrat Klaus Peter Rupp, in der Fraktion zuständig für die Wiesn, zeigt sich hingegen nicht abgeneigt. Im vergangenen Jahr habe sich bereits gezeigt, dass die längere Aufbauzeit entlastend gewesen sei. "Es ist ja wichtig, dass die Handwerker und Aufbauhelfer sicher arbeiten können." Man müsse auf alle Fälle nach dem diesjährigen Oktoberfest darüber diskutieren. Das findet auch Manuel Pretzl, Fraktionssprecher der CSU im Stadtrat: "Ein früherer Wiesn-Aufbau ist ein komplexes Thema, das viele Interessen berührt", sagt er. Die CSU stehe der Idee aber nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber: "Aus unserer Sicht sollte das Thema im Nachgang des diesjährigen Oktoberfests im interfraktionellen Arbeitskreis zur Wiesn besprochen werden."

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