Rassismus-Vorwurf an Wiesn-Wirt:"Ich sage jetzt bewusst Mohrenköpfe"

Lesezeit: 1 min

Oktoberfestwirt Günter Steinberg vom Hofbräuzelt. (Foto: Sebastian Gabriel)

Günter Steinberg, Wirt des Wiesn-Zeltes des Staatlichen Hofbräuhaus, prahlt in einer Talk-Runde damit, wie wenig er sich um Political Correctness schert. Am Tisch sitzt auch der Ex-Integrationsbeauftragte der Staatsregierung. Nach viel Kritik entschuldigt sich der Wirt.

Von Katharina Haase

Es sollte die Weiterführung der Live-Berichterstattung aus dem Hofbräufestzelt auf dem Oktoberfest werden. Doch mit ihrem neuen Wiesn-Talk haben die Verantwortlichen um Hofbräuwirt Günter Steinberg gleich mit Folge eins Turbulenzen ausgelöst.

Zur Vorgeschichte: Nach Jahren der Live-Übertragung aus dem Hofbräufestzelt hatte der Sender München TV angekündigt, ab 2022 aus dem Paulaner-Festzelt zu berichten. Doch der Landshuter Unternehmer und Freund der Wirtsfamilie, Bernhard Schindler, wusste Abhilfe und initiierte mit seinem Unternehmen The Grow TV eine neues Übertragungsformat für den Live-Talk, für den Gäste wie Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) angekündigt wurden.

Schon nach wenigen Minuten kam in Folge eins die Sprache auf das Thema deutsche Verbotskultur - und die Frage kam auf: "Warum soll ein Café Mohrenkopf nicht mehr Café Mohrenkopf heißen?" Daraufhin äußerte Günter Steinberg, der Wirt des Zeltes des Staatlichen Hofbräuhaus: In dem Zelt sei es eine "Spezialität, schon seit Jahren", dass "ich jeden Tag 100 Mohrenköpfe - ich sag jetzt bewusst Mohrenköpfe - verteile". Seine Frau bringe auch jeden Tag einige davon den schwarzen Mitarbeitern. Und einmal in der Woche gäbe es dann "weiße Mohrenköpfe". Die Gäste am Talk-Tisch zeigten sich belustigt. Am Tisch saßen auch Martin Neumeyer (CSU), von 2009 bis 2016 der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung und nun Landrat in Kehlheim, der BR-Moderator Georg Ried und der Wiesn-Kapellmeister Alois Altmann von den "Isarspatzen".

Der Clip wurde auf der Website von The Grow TV hochgeladen. Der Blog "aufdiefaust" veröffentlichte ihn daraufhin auf seiner Instagram-Seite, woraufhin heftige Kritik anhob, unter anderem auch auf der Instagram-Seite des Hofbräufestzelts. Die Administratoren löschten einige der kritischen Kommentare und blockierten "aufdiefaust" kurzzeitig. Der Clip zur ersten Folge des Wiesn-Talks verschwand von der The-Grow-TV-Website.

Auf Anfrage ließ die Familie Steinberg kurz darauf mitteilen, dass man die Wortwahl in der Talkrunde sehr bedauere: "Jegliche Form von Sexismus, Rassismus und Diskriminierung haben im Hofbräu-Zelt keinen Platz und werden in keiner Weise toleriert." Man wolle das Video nun schneiden und neu veröffentlichen.

Günter Steinberg und Bernhard Schindler nahmen auf dem Instagram-Kanal des Hofbräufestzelts persönlich Stellung zu den Vorwürfen und entschuldigten sich für ihre Wortwahl. Den zuvor in der Talkrunde von ihm bewusst gewählten Ausdruck "Mohrenkopf" werde er sicher nicht mehr über seine Lippen bringen, so Steinberg.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAnzügliche Wiesn-Lieder
:"Layla" ist nicht das größte Problem

Unzählige Bierzelt-Klassiker degradieren Frauen zu reinen Sexobjekten. Der Streit über den neuen Wiesn-Hit "Layla" überdeckt dabei das eigentliche Problem.

Kommentar von Katharina Haase

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: