Oktoberfest-Rundgang:Die neuen Oktoberfest-Attraktionen erfordern einen stabilen Magen

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Das "Chaos-Pendel" ist eine der neuen Attraktionen auf der diesjährigen Wiesn. (Foto: Florian Peljak)

Die Wiesn wäre nicht die Wiesn, wenn jedes Jahr alles anders wäre. Große Umwälzungen sind bei den Änderungen, die die Stadt jetzt vorgestellt hat, deshalb nicht dabei. Ein bisschen Neues gibt es aber schon.

Von Franz Kotteder

Würde sich irgendjemand auf die Wiesn freuen, wenn sie immer gleich aussähe, immer alles bis ins kleinste Detail am selben Platz stünde? Und würde sich jemand auf die Wiesn freuen, wenn jedes Jahr alles anders wäre, es lauter neue Zelte gäbe, neue Schießbuden und Fahrgeschäfte, die vorher noch nie da waren?

Nein, das würde wahrscheinlich nicht funktionieren. Das Oktoberfest lebt davon, dass "der Löwe", also das Löwenbräuzelt, gefühlt immer schon am östlichen Ende der Wirtsbudenstraße steht, und "der Ochse", also die Ochsenbraterei, gleich neben "dem August". Dem von 1328, als es noch gar keine Wiesn gab. Mehr wird nicht verraten. Man weiß ansonsten, wo das Riesenrad steht. Mit der Alpina-Bahn ist das schon schwieriger, weil sie immer so ein bisschen wandert. Vielleicht haben die Aufsteller sich in diesem Jahr deshalb vertan und die Achterbahn im ersten Anlauf ein paar Meter versetzt aufgebaut. Sie mussten dann noch einmal von vorn anfangen, weil sie das riesige Schienenungetüm ausgerechnet auf einem Rettungsweg platziert hatten. Sonst ist aber nichts weiter passiert. Man ist auch mit dem neuen Aufbau rechtzeitig fertig geworden.

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Und dennoch: Was wäre ein Volksfest ohne neue, noch nie gekannte Attraktionen? Ein paar wenigstens. Tatsächlich schafft es die Stadt als Veranstalter jedes Jahr wieder, die eine oder andere Neuigkeit aufs 31 Hektar große Festgelände zu locken, um so zwischen all dem gut Bekannten doch noch die eine oder andere gelungene Überraschung zu platzieren. Die wird dann - auch das ist längst schon Tradition - beim Wiesnrundgang mit der Chefin oder dem Chef des Oktoberfests zwei Tage vor dem Anzapfen der Öffentlichkeit präsentiert.

Am Donnerstag oblag diese Aufgabe dem Zweiten Bürgermeister Josef Schmid (CSU), aller Voraussicht nach zum letzten Mal, denn nach der Wahl am 14. Oktober wird Schmid dann wohl im Landtag sitzen, falls seine Partei nicht an der Fünfprozenthürde scheitert. Und das ist ja nun wirklich eine schöne Aufgabe für einen Politiker: den Leuten etwas Neues, noch nie Gesehenes vorzustellen.

Da haben wir in diesem Jahr zum Beispiel das "Chaos-Pendel". Das hat rein gar nichts zu tun mit dem Zustand der Großen Koalition in Berlin oder der bayerischen Landtagswahl, passt aber trotzdem gut in die Zeit. Der Schweizer Schausteller Hanspeter Maier hat die Wiesn schon mit seiner Riesenschaukel namens "Monster" bereichert, nun hat er sich von der österreichischen Firma Funtime einen neuen Schocker bauen lassen. Es handelt sich dabei um eine 42 Meter hohe Menschenschleuder: Zwei Kabinen mit je acht Fahrgästen drehen sich wie ein Propeller im Kreis und um sich selbst. Das heißt: Eigentlich drehen sie sich ellipsenförmig, dafür sorgt ein zweiter, gegenläufiger Arm, und das auch noch mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde. Schausteller Maier sagt, es handele sich dabei um "ein Fahrgeschäft für die jüngere Generation. Ich bin es selber nur zweimal gefahren und muss sagen: Mir reicht's". Allen anderen wird möglicherweise schlecht, soll das wohl heißen.

Die zweite Premiere des diesjährigen Oktoberfests feiert der "Predator", ein Fahrgeschäft, das westlich des Weinzelts steht. Ein Kreis von zehn Gondeln ist hier an zwei hochfahrenden Masten montiert und dreht sich um die eigene Achse. Das Gerät fährt bis zu 15 Meter hoch und dreht sich dann bis zum Überschlag, weshalb der "Predator" zur Klasse der sogenannten Überkopffahrgeschäfte gehört. Auf der Wiesn hat der Schausteller Willy Kaiser das Gefährt nach einer aufwendigen Umgestaltung, angelehnt an den US-Scienc-Fiction-Film "Predator", erstmals im Einsatz.

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... der "Predator".

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Das Fahrgeschäft "Amazonas" wurde aufgemöbelt zum...

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..."Dschungelcamp". Wiesnchef und zweiter Bürgermeister Josef Schmid probierte beim Rundgang den Insekten-Kasten aus.

Aufgemöbelt wurde auch das Fahrgeschäft "Amazonas" - und zwar zum "Dschungelcamp". Schausteller Angelo Agtsch hat sich dabei ein bisschen an die Reality-TV-Show angelehnt und schickt seine Besucher auf eine imaginäre Dschungelreise durch einen Urwaldtempel auf drei Etagen. Dort hat man allerlei Hindernisse und Dschungelprüfungen zu überstehen, bei denen Feuer, Wasser, Erde und Luft zum Einsatz kommen. Doch zuerst einmal muss man an einem drei Meter großen, spuckenden Orang-Utan vorbei und einen Wasserparcours überwinden. Kakerlaken stehen nicht auf dem Speiseplan, "da gibt's auf der Wiesn schließlich Besseres", sagt Agtsch.

Ansonsten halten sich die Neuerungen in Grenzen. Der "Wiesn-Guglhupf" am Nordostende hat erstmals einen neu gestalteten Almgarten und eine "Griabig Schick Bar" - leider wollte niemand verraten, wer diesen grauenhaften Namen erfunden hat. In der Schaustellerstraße findet man ein wirklich hübsches Kettenkarussell mit Einer- und Zweiersitzen namens "Wellenflieger". Und "Pitt's Todeswand" für Steilwandfahrer hat nun erstmals auch E-Bikes im Repertoire: wirklich schräg!

Richtig neu sind die Fassade des Winzerer Fähndls mit einem großen Fenster zur Wirtsbudenstraße sowie sein Küchenchef Tobias Bosch, der auch in der Grünwalder Einkehr kocht und unter anderem eine "weißblaue Bayernmousse" mit Blaubeeren auf die Karte gesetzt hat. Außerdem - ein schöner Geheimtipp - der neue Südwestbalkon im Gartenbereich des Zeltes über den Toiletten, mit direktem Blick auf die Bavaria. Hier ist Platz für 300 Gäste.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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