Damen-Wiesn:1000 beste Freundinnen?

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Lächeln fürs Gruppenfoto: Die Teilnehmerinnen bei der traditionellen "Damen-Wiesn" von Regine Sixt (zweite von links) im Schützen-Festzelt. (Foto: dpa)

Auf der traditionellen Damen-Wiesn von Regine Sixt wird gefeiert, der Zusammenhalt zwischen Frauen beschworen - und auch ein bisschen gelästert.

Von Julia Bergmann

Bussi links, Bussi rechts - Regine Sixt ist vor dem Schützenfestzelt eingetroffen. Eine ganze Stunde, bevor es richtig losgeht, in Schale geworfen und auffällig geschminkt. Wie man Sixt so kennt. In Richtung Presse gibt es erst mal die Ansage, sie sei eigentlich gar nicht da. Wer sich also ein Foto vorab erhofft hat: Fehlanzeige. Ein paar Sekunden später ist Sixt zwischen den geschmückten Tischen für ihre Damen Wiesn 2019 verschwunden. "Was war jetzt?", will ein Fotograf wissen. "Noch nicht geschminkt", antwortet ein Kollege. So habe es ein Mitarbeiter gesagt. Ein bisschen Nachlegen geht immer. Zu viel? Auf der Wiesn bei einem Event wie diesem, da gibt es das weder beim Make-up, noch beim Outfit.

Eigentlich ist die Sixt Damen Wiesn eine Charity-Veranstaltung. Eigentlich. Regine Sixt lädt jährlich etwa 1000 ihrer "besten Freundinnen" ein, die dann für ihre Kinderhilfe-Stiftung "Tränchen trocknen" spenden. Unterstützt werden damit weltweit Hilfsprojekte für Kinder in Not. Und trotzdem geht es in den Reporterfragen mehr um Dirndl und Designer als um die Versorgung benachteiligter Kinder. So erzählt etwa Gitta Saxx einer Reporterin gerne, dass ihr Dirndl, ein wildes Ensemble aus schwarzer Spitze und roter Blumenstickerei, von Sportalm stammt und posiert mit Strahlelächeln für die Pressefotografen. "Hier her Gitta, einmal zu mir!", rufen die im Kanon. Saxx fasst ihren Rock, schwingt ihn hin und her. "Einmal für mich wedeln, Gitta!" Und Gitta wedelt und wedelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Jeder will ein Stückchen Gitta und jeder soll es bekommen. Oder auch nicht - schon die zweite Reporterin wimmelt sie ab. "Ich will jetzt hier erst mal meinen Platz suchen, dann alles andere." Das Lächeln: ausgeknipst.

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Wesentlich entspannter ist da Claudia Effenberg, die freundlich mit jedem plaudert, der auf einen O-Ton wartet. Ein Event wie dieses, sagt Effenberg in Übereinstimmung mit Karin Stoiber, Verena Kerth und Ilse Aigner, sei nicht nur so besonders wegen der Charity, sondern auch wegen all der hier versammelten "tollen Frauen". Jede sei etwas Besonderes, "sonst hätte Regine Sixt sie nicht eingeladen". Wobei: "Stutenbissigkeit gibt es auch hier", sagt Effenberg. Erst vorhin habe jemand abfällig über sie gesprochen. "Respektlos", sei das und unnötig.

Keine 15 Minuten später greift Regine Sixt zum Mikrofon und beteuert: "Wir stehen zusammen." Die Musik spielt und auf Sixts Aufforderung hin greifen sich die Damen bei den Händen und schunkeln. Ein Bild wie aus einem pathosgeschwängerten US-Gottesdienst. Ohne Gospel, dafür mit Schlager. Und auf der Bühne predigt Sixt. Vieles von dem, was sie über ihre Stiftungsarbeit erzählt, geht in der schlechten Akustik des Zeltes unter. Aber eines ist ganz deutlich zu hören: Sie freue sich über ein ganzes Zelt "voller Liebreiz, Grazie und Anmut. Halleluja." Amen.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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