Wiesn:Wie man an ein Oktoberfestzelt kommt

Lesezeit: 2 Min.

Begehrt unter den Münchner Gastronomen: ein Wiesnzelt. (Foto: Smith/IMAGO)

Wer was wird, wird Wiesnwirt - mit Hilfe einer Brauerei, von Schützen oder auf eigene Rechnung. So läuft die Vergabe durch die Stadt München ab.

Von Franz Kotteder

Wiesnwirt zu werden gilt gemeinhin als das Höchste, was ein Gastronom in München werden kann. Viele vermuten auch, in jedem Wiesnwirt stecke ein kleiner Dagobert Duck, der am liebsten in seinem häuslichen Geldspeicher in Geld schwimme. Dies ist zwar übertrieben, aber in aller Regel muss man sich um die finanzielle Lage von Festwirten keine großen Gedanken machen. Kein Wunder, dass der Job so begehrt ist.

Auf dem Oktoberfest gibt es 14 große Festzelte und 21 kleinere. Auf der Oiden Wiesn kommen noch einmal drei mehr oder weniger große Zelte hinzu. Sieben der großen Festzelte auf der normalen Wiesn gehören den sechs großen Münchner Brauereien: das Paulaner-Festzelt, die Hackerbräu-Festhalle, die Bräurosl (Hacker-Pschorr), das Löwenbräu-Festzelt, die Ochsenbraterei (Spaten), die Augustiner-Festhalle und das Hofbräu-Festzelt. Die Brauereien setzen hier die Wirte ein beziehungsweise schlagen sie der Stadt vor. Ähnliches gilt für zwei weitere Zelte, die Schützenvereinigungen gehören: Das Armbrustschützenzelt von der Armbrustschützengilde "Winzerer Fähndl" und das Schützenfestzelt, das dem Bayerischen Sportschützenbund (BSSB) gehört, weshalb es dort auch einen Schießstand gibt, auf dem alljährlich Landesmeisterschaften stattfinden. Brauerei- und Schützenzelte gelten als gesetzt und müssen sich nicht jedes Jahr neu bewerben.

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Fünf weitere Zelte, im Behördenjargon "gastronomische Großbetriebe" genannt, müssen das formal hingegen schon und dabei Punkte nach einem umfangreichen Katalog nachweisen, der 13 Kriterien von Volksfesterfahrung über technischen Standard bis hin zu Ökologie umfasst. Hier sind maximal 374 Punkte möglich. Die Zelte gehören jeweils den Wirten selbst, es handelt sich dabei um die Käfer Wiesn-Schänke, die Fischer-Vroni, die Schottenhamel-Festhalle, Kufflers Weinzelt und das Marstall-Festzelt.

Die Pächter der Festhallen werden von den Brauereien und Schützenvereinigungen dem städtischen Wirtschaftsreferat vorgeschlagen. Die Vorschläge werden von der Stadtverwaltung geprüft, hier ist insbesondere das Kreisverwaltungsreferat gefragt. Es muss auch feststellen, ob der vorgeschlagene Wirt "zuverlässig" ist und keine gravierenden Verstöße gegen Gewerbeordnung, Lebensmittelrecht, Steuer- und Ausländerrecht und weitere Gesetze vorliegen. Tatsächlich kommt so etwas aber immer wieder mal vor; gerade bei der Lebensmittelhygiene gibt es einen weiten Spielraum für Interpretationen. Und mindestens zwei große Wiesnwirte, die seit Jahrzehnten Festzelte betreiben, standen schon unter Korruptionsverdacht, weil sie Bier- und Hendlgutscheine an die Wiesn-Wache der Polizei und Feuerwehr verschenkt hatten, was bis vor einigen Jahren noch als netter Zug galt.

Als letzter Schritt muss dann der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats über die Zulassung zur Wiesn entscheiden. In diesem Jahr findet diese Sitzung am 9. Mai statt.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Textes hieß es, die Brauereien und Schützenvereinigungen schlügen dem städtischen Wirtschaftsreferat Pächter vor und müssten dabei "jeweils mindestens zwei Alternativen nennen". Bekanntgegeben werde nur, wer zum Zuge kommt, "wer der alternative Bewerber ist, gehört zu den wohl am besten gehüteten Geheimnissen der Stadt". Das Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft legt "zur Vermeidung einer neuerlichen Legendenbildung rund um die Wiesnzulassungen" Wert auf die Feststellung: "Die Brauereien und Schützenvereinigungen schlagen bei ihrer Bewerbung jeweils nur einen Wirt vor." Wir haben das im Text entsprechend geändert. Ob das Zelt im äußerst seltenen Fall, dass der Stadtrat den Vorschlag ablehnt, auch ohne Wirt betrieben werden kann, lässt das Referat offen.

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