Kritik:Spannungsvoll miteinander

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Das Notos Quartett hat es beim Nymphenburger Sommer nicht ganz leicht.

Von Klaus Kalchschmid

Sich für jedes Konzert auf eine neue, ungewohnte Akustik einstellen zu müssen, mal die eines großen Saals, mal die des kleinen Hubertussaals von Schloss Nymphenburg mit seinem etwas direkten Schalldruck, außerdem wegen der Verletzung von Sindri Lederer mit einem, wenn auch hervorragenden "Ersatz" als Primgeiger (Sebastian Schmidt vom Mandelring Quartett) spielen zu müssen, das kann ein Ensemble wie das Notos Quartett schon irritieren.

So lief im Konzert des Nymphenburger Sommers bei Mozarts Klavierquintett in Es-Dur KV 493 manches nicht ganz rund. Offenbar fremdelte auch die Pianistin ein wenig mit dem Steinway, und so musizierten sie und die drei Streicher manchmal wie auf eigenen Planeten. Antonia Köster agierte zwar technisch mustergültig, aber die so heikle Phrasierung bei Mozart war weder geschmeidig, noch hatte sie Finesse, und dank mancher Temposchwankung gerieten Flügel und die Streicher manchmal fast in Schieflage.

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Das war glücklicherweise schon beim spätromantischen Klavierquartettsatz in a-moll des 16-jährigen Mahler zu Beginn anders und vollends nach der Pause beim Klavierquartett g-moll op. 25 des jungen Johannes Brahms. Bei dessen fantastisch überbordender Klangfülle fühlte sich das Quartett hörbar wohl. Nun herrschte eine überzeugende Homogenität des Spiels und ein spannungsvolles Miteinander. Am schönsten immer dann, wenn ebenso leise wie erfüllt und dabei immer ganz entspannt musiziert wurde. Für den relativ kleinen Raum klangen Passagen im Fortissimo und darüber hinaus allerdings manchmal heftig und dann tönte es etwas eindimensional, was in erster Linie der sehr direkten Akustik geschuldet war.

Höhepunkt war die lustvolle Attacke des überschäumenden finalen Rondo alla Zingarese. Etwas weniger Betonung der Brahms'schen Emphase und Leidenschaft in Tongebung und Tempo: die Aufführung wäre rundum gelungen gewesen. Diesem Abstecher nach Ungarn folgte als Zugabe noch ein kurzer Aufenthalt im Wiener Kaffeehaus - mit dem gefühligen "Liebesleid" von Fritz Kreisler.

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