Oktoberfest für Anfänger:Gefährliches Bier und Traktorenausstellungen

Auf dem Festgelände angekommen, sieht das Oktoberfest erst einmal aus wie ein gewöhnlicher Rummel: Grell leuchtende Achterbahnen, Eurodance, überteuerte Essensstände und viel zu viele Menschen. Der wesentliche Unterschied zum Hamburger Dom oder dem Weihnachtsmarkt am Berliner Alexanderplatz sind die Bierzelte (die keine Zelte sind, siehe oben). Ohne Reservierung sollte man am Wochenende gar nicht erst probieren, in eins hinzukommen, für spontanere Menschen gibt es immerhin die Biergärten. Auch bei der Zeltauswahl gibt es einiges zu beachten: Im Hofbräu, kurz auch einfach HB genannt, halten sich vor allem Touris aus englischsprachigen Ländern auf, die nach kurzer Zeit schon auf den Tischen stehen und unter "Chug Chug, Chug"-Rufen ihre Biere exen. Im Käfer trifft man angeblich allerhand C-Prominenz, und wahre Münchner präferieren wohl die Schützen-Festhalle. Mehr dazu in diesem Video (Achtung: Sprachbarriere).

Findet man einen Platz, wartet die nächste Gefahr: das Bier. Wird nur in Ein-Liter-Gefäßen ausgeschänkt, die "Mass" mit kurzem "a" heißen und nicht "Maß" mit langem "a", wie man in Restdeutschland annimmt. Es hat mindestens sechs Prozent und wer denkt, dass man den Alkoholkomsum mit fettigem Essen ausgleichen kann: nein. Das Essen ist zwar teuer, die Portionen aber oft klein. In den Zelten ist es so laut, dass ich nach kurzer Zeit Kopfschmerzen bekomme und meine kleine, gemütliche Lieblingskneipe vermisse.

Interessanter ist dann die Oide Wiesn - ein abgetrennter Bereich in der südwestlichen Ecke der Theresienwiese, der übersetzt "Alte Wiese" heißt. Dort ist das Oktoberfest traditioneller, ausnahmslos alle Menschen tragen Tracht und Getränke werden in Tonkrügen serviert. Es gibt sogar eine Traktorenausstellung. Das Beste sind aber die Fahrgeschäfte: Zwar kostet der Eintritt zur Oiden Wiesn drei Euro, dann aber jede Attraktionen nur einen Euro. Zum Beispiel das knallbunte Drehkarrussel "Calypso" aus den späten 50er Jahren oder die Hexenschaukel, in der die Fahrgäste bei Schwarzlicht eingesperrt werden, während sich die Wände um sie drehen. Und beim Armbrustschießen gibt es lustige Trostpreise wie Knallerbsen.

Auf der Oiden Wiesn verläuft man sich auch weniger schnell, und man kann eine kleine Pause machen. Denn das restliche Oktoberfest ist eine absolute Reizüberflutung mit viel Potenzial zum Fremdschämen. Einmal muss ich jedoch nochmal hingehen: Meine Oma hätte gern noch ein Dirndl-Foto.

Zur SZ-Startseite
Gäste im Hofbräuzelt auf dem Oktoberfest 2018

Oktoberfest
:Nirgendwo liegen Knutschen und Kotzen so nah beieinander

Das Hofbräuzelt auf der Wiesn ist das Epizentrum der Eskalation. Die Party ist ekelhaft und abstoßend, aber auch weltoffen und mitreißend.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: