Die von der Büschl-Unternehmensgruppe für das Gelände der ehemaligen Paketposthalle geplanten 155 Meter hohen Zwillingstürme stoßen in Neuhausen-Nymphenburg nach wie vor nicht auf Wohlwollen. Zumindest bei der Mehrheit der knapp 200 Bewohner des Viertels, die am Donnerstagabend der Einladung zur Bürgerversammlung gefolgt sind. Mit Beifall goutierten die Besucher einen Antrag Dierk Brandts, den Masterplan für das Areal abzulehnen. Die Hochhäuser, hatte der Stadtplaner den Stimmberechtigten zuvor erklärt, passten nicht in das Münchner Stadtbild, wiesen eine viel zu hohe Baudichte auf und stellten mit ihrem wegen des benötigten Betons und Stahls "extrem großen ökologischen Fußabdruck eine hohe Belastung für die nachfolgenden Generationen dar".
Brandt ist als Kritiker der Hochhauspläne bekannt: Er hält die Türme mit ihren hochpreisigen Wohnungen für "Luxus", ihre Errichtung für "Ressourcenverschwendung" und erachtet das Projekt daher als "nicht mehr zeitgemäß". Der Stadtrat, forderte er, solle die Bebauung deshalb "neu überdenken". Denkbar ist das, weil bei dem Bauvorhaben bislang nichts endgültig entschieden ist. "Wir stehen", bestätigte Hildegard Wich vom Planungsreferat den Anwesenden, "bei dem Verfahren noch ganz am Anfang". Im Herbst soll nun die Bürgerbeteiligung starten. Außerdem stehen bis dato sowohl ein Bürgerentscheid zu den Zwillingstürmen als auch ein mögliches Ratsbegehren im Raum.
Die Anwohner der Landshuter Allee fordern kurzfristig Entlastung
Bei einem zweiten Großprojekt im Stadtbezirk, dem Bau eines möglichen Autotunnels an der Landshuter Allee, ist ebenfalls noch unklar, wie es weitergeht. Zwar hat sich die Rathaus-Mehrheit aus Grünen und SPD schon vor zwei Jahren gegen den Bau eines solchen Tunnels ausgesprochen. Vom Tisch ist das Thema damit aber noch lange nicht. Vor wenigen Tagen erst, am 29. April, gab es eine von der CSU, den Freien Wählern, der FDP und der Bayernpartei initiierte Demo für eine Röhre. Anlass genug für Annemarie Fingert, Clemens Pingel und Marita Firnkes-Müller, bei der Bürgerversammlung erneut gegen den Tunnelbau mobil zu machen und stattdessen für einen alternativen Emissionsschutz, die Erstellung eines Mobilitätskonzepts und den massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu werben.
"Wir brauchen", sagte die Sprecherin der "Initiative für Neuhausen" Firnkes-Müller am Donnerstag, "kurzfristig umsetzbare Vorschläge zur Entlastung der Anwohner der Landshuter Allee". Glasfassaden vor den Häusern beispielsweise, transparente Einhausungen der jetzigen Tunnel-Enden, optimierte Kreuzungen und eine verbesserte Aufenthaltsqualität. Der Oberflächenverkehr für Pkw müsse reduziert und der Fuß- und Radverkehr "deutlich verbessert" werden. Fingert und Pingel plädierten zudem für die Schaffung eines weitgehend autofreien Abschnitts südlich des Platzes der Freiheit und einer Grünanlage auf der Tunneldecke.
Kaum mehr Kraft für kreatives Engagement hat dagegen Thomas Schwarz. Er wohnt unmittelbar neben dem Logistikzentrum des Lieferdienstes Gorillas an der Lothstraße 3. "Das Lager", berichtete er, "macht uns Anwohnern das Leben schwer". Fahrzeuge blockierten nahezu permanent Einfahrten und die Durchfahrt der Straße, Busse und Feuerwehrautos kämen nicht mehr durch. Elektroameisen schepperten bei jeder Anlieferung lautstark über das Kopfsteinpflaster. "Ich leide mittlerweile unter massiven Schlafstörungen", sagte Schwarz.
Die Kritik an dem Lager ist nicht neu: Wegen der anhaltenden Proteste der Nachbarn haben die Bezirksausschüsse Neuhausen-Nymphenburg und Maxvorstadt die von den Gorillas beantragte Nutzungsänderung bereits abgelehnt. Allerdings bisher ohne Folgen. Mit hundertprozentiger Rückendeckung der Stimmberechtigten bei der Bürgerversammlung forderte Schwarz daher nun, das ohne baurechtliche Genehmigung betriebene Logistikzentrum "sofort dichtzumachen". Zumindest so lange, bis die Lokalbaukommission eine finale Entscheidung getroffen habe.