Oktoberfest:Eine App soll das Bezahlen auf der Wiesn revolutionieren

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Bier, Breze, Hendl: Für einen Wiesn-Abend braucht man größere Geldvorräte. (Foto: Tobias Hase/ dpa)

Handy statt Bargeld auf dem Oktoberfest - mit diesem Ziel sind die Entwickler von Blue Code angetreten. Beim Test zeigt sich: Die App ist nichts für kurzentschlossene Geldbeutelvergesser.

Von Elisa Britzelmeier

Ginge man einfach so als Privatmensch auf die Wiesn, hätte man bei der Anmeldung schon aufgegeben. Die App Blue Code verspricht eigentlich, den Wiesnbesuch einfacher zu machen. Wer sich registriert, kann bargeldlos zahlen, das Konto wird mit der App verknüpft. In der Vorstellung hält man der Bedienung einfach das Smartphone unter die Nase, statt im Geldbeutel zu kramen. Schließlich kommt man auf der Wiesn oft genug in die Situation, dass das Geld aus unerklärlichen Gründen schneller weniger wird als gedacht.

Dazu kommt, dass gerade viele Frauen ohnehin nur ein paar Scheine und die EC-Karte ins eingenähte Dirndltascherl unter der Schürze packen und keine Handtasche mitnehmen. Die Idee klingt also recht gut, man sieht sich schon bargeldlos im Bierzelt, aber da wird man zum ersten Mal enttäuscht. Die App funktioniert nicht in den Zelten. Zwar verspricht die Homepage, man könne bei "ausgewählten Wiesnwirten" bargeldlos zahlen, aber damit sind dann wohl die Hühner- und Entenbraterei Ammer gemeint oder der Bierausschank Kollmann. Die großen Zelte sind nicht aufgelistet.

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Die zweite Enttäuschung folgt bei der Registrierung. Die App fragt viele Daten ab, funktioniert aber erst, nachdem man einen Cent aufs Konto überwiesen bekommen hat, zusammen mit einem Aktivierungscode. Mit dem füttert man die App, erst dann sind Konto und Handy verbunden. Bis die Überweisung da ist, dauert es freilich mindestens zwei Arbeitstage.

Blue Code ist also nichts für kurzentschlossene Geldbeutelvergesser. Dabei zeigen andere Apps längst, dass es auch einfacher geht, die für die MVG-Leihradl zum Beispiel. Und wieso kann man eigentlich in Skandinavien längst sogar Toilettengebühren und die Standlfrau auf dem Gemüsemarkt mit Karte bezahlen?

Immerhin: Wer mitmacht, hat das Symbol der App an seinem Standl, es sind schon ein paar, aber man muss ein wenig suchen. Am Langos-Stand klappt es problemlos. Die Verkäuferin muss zwar erst mal überlegen, wie sie ihr Handy hält, um den Code auf dem Handy des Gegenübers zu scannen - aber dann werden 3,50 Euro einfach abgezogen, fertig.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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