Generalsanierung:Neue Pinakothek wird mindestens sechs Jahre geschlossen

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Vor vier Jahren mussten sogar Eimer gegen das Regenwasser aufgestellt werden. (Foto: Catherina Hess)
  • Frühestens 2025 wird die Neue Pinakothek wiedereröffnet. Wie teuer die Generalsanierung wird, ist noch offen.
  • Derzeit müssen Mitarbeiter bei Starkregen teils mit Eimern verhindern, dass Wasser ins Gebäude eindringt.
  • Einige Kunstwerke sollen in der Alten Pinakothek und der Sammlung Schack gezeigt werden, das Meiste muss jedoch eingelagert werden.

Von Evelyn Vogel

Dass die Generalsanierung der Neuen Pinakothek keine kleine Sache werden würde, war abzusehen. Doch nun ist klar: Um Brandschutz, Sicherheits-, Klima- und Haustechnik sowie das marode Dach zu erneuern, benötigt man mindestens sechs Jahre. Frühestens 2025 wird das Museum, das Ende dieses Jahres schließt, wieder eröffnen. Das haben Hausherr Bernhard Maaz, Kunstminister Bernd Sibler und Bauamtsleiter Eberhard Schmid nun bekannt gegeben. Über die Kosten schweigen sie sich aus. Klar ist jedoch: Frühere Schätzungen von bis zu 80 Millionen Euro sind überholt. Beauftragt mit der Sanierung sind das Münchner Architekturbüro Hild und K sowie Caruso St John Architects aus London.

Die Kunstwerke aus der Neuen Pinakothek sollen in der Zeit der Sanierung nicht gänzlich aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwinden. Eine Auswahl aus dem Kernbestand wird von Juli 2019 an in der Alten Pinakothek zu sehen sein. Einige Ikonen sollen bereits zu Ostern in der Sammlung Schack gezeigt werden. Eine Auswahl nach dem "Directors Choice"-Prinzip verspricht Maaz und dass die Besucher auf Meisterwerke des 19. Jahrhunderts von van Gogh, Manet, Cézanne und anderen nicht verzichten müssen.

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Vieles muss jedoch in neu angemieteten Depots eingelagert werden. Über deren Standort verrät Maaz aus Sicherheitsgründen nur, dass sie im "innerstädtischen Bereich" liegen. Das Restaurierungszentrum Doerner-Institut und die zahlreichen Werkstätten, die in der Nähe bleiben müssen, ziehen ums Eck in die Heßstraße. Wo Verwaltung und Bibliothek unterkommen, ist bislang noch offen.

Sibler nannte die Neue Pinakothek ein "Kronjuwel" des Freistaats Bayern. In den vergangenen zehn Jahren hat der Freistaat elf Millionen Euro in drei Teilbaumaßnahmen investiert, um den Museumsbetrieb aufrecht zu erhalten, betonte Schmid. Dass das Museum überhaupt noch eine Betriebsgenehmigung hat, ist unter anderem diesen Maßnahmen zu verdanken. Anscheinend aber auch dem unbedingten Willen des Hausherrn, die Neue Pinakothek erst dann zu schließen, wenn die Teilsanierung der Alten Pinakothek abgeschlossen ist. Das war vor wenigen Wochen der Fall.

Dass der Betrieb bis zum Ende dieses Jahres weiterlaufen kann, ist auch dem Einsatz und dem Erfindungsreichtum der Mitarbeiter zu verdanken. Sie reparierten die Klimaanlage, für die es keine Ersatzteile mehr gibt, ähnlich kreativ wie einst die Apollo-13-Besatzung ihren Luftfilter. Da es bei Starkregen regelmäßig zu Wassereinbrüchen kommt, patrouillieren sie nötigenfalls auch bei Nacht, stellen Eimer unter und halten Folien bereit, um im Fall der Fälle Kunstwerke abzudecken. Auch dank der "engagierten Mitarbeiter" sei es bislang zu keinen Schäden an den Kunstwerken gekommen, betonte Maaz. Da man nicht lokalisieren kann, wo das Wasser eindringt, muss das gesamt Dach abgenommen und neu abgedichtet werden, wie Schmid erklärte. Im Zuge der Dachsanierung wird auch eine Wärmedämmung eingebracht.

Nach 40 Jahren ist das Gebäude sanierungsbedürftig

Seit 2010 ist klar, dass das erst 1981 eröffnete Museum für die Sanierung komplett geschlossen werden muss. Denn seither kennt man die Asbestaltlasten. Der Planungsauftrag wurde 2017 auf den Weg gebracht, im Laufe des kommenden Jahres erwartet man die Genehmigung. Bis Ende 2019 werden die Kunstwerke gesichert. Im Jahr darauf werden der verbaute Asbest und die Mineralfaserstoffe entsorgt. Erst 2021 beginnen die eigentlichen Baumaßnahmen, die etwa dreieinhalb Jahre dauern. Es folgt eine circa halbjährige Einregelung der Klimatechnik. Erst danach können die Kunstwerke zurückkehren - darunter auch die so empfindlich auf Temperatur- und Feuchtigkeit reagierenden Werke auf Holztafeln.

Im Zuge der Sanierung soll das Haus vollständig barrierefrei gestaltet werden, zudem Vorhalle, Shop und Vermittlungsräume auf den heutigen Stand gebracht werden. Und es gibt Wünsche, Zugänge und Einblicke zu verändern. Dazu sei man mit den Erben des Architekten Alexander von Branca in "konstruktivem Dialog". Generell will man in die Architektur, die Maaz "denkmalwürdig" nennt, nicht eingreifen. Das dereinst bei der Eröffnung als "Trutzburg" verspottete Museum soll auch weiterhin die Anmutung einer Burg haben.

Überhaupt, so erklärte Maaz, würden Besucher von den Sanierungsmaßnahmen am Ende nur wenig sehen. Dass das Gebäude nach fast 40 Jahren sanierungsbedürftig sei, sei völlig normal. Es müsse aber den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts angepasst werden und soll sich ins Kunstareal einfügen. Das Gebäude, so Schmid, sei insgesamt in einem guten Zustand. Es seien "hochwertige Materialien" verarbeitet worden. Leider aber eben auch - wie in den Siebzigerjahren üblich - asbesthaltige Baustoffe. Die Zufahrt zur Baustelle soll von Süden über die Theresienstraße erfolgen.

Maaz nannte die Neue Pinakothek "eines der spannendsten, wichtigsten und schönsten Museen". Mit dem Rampenrundgang einer liegenden Acht sei Alexander von Branca seiner Zeit weit voraus gewesen. Aber: "Vor halbem Jahrhundert war ein Museum ein Tempel der Kunst, heute ist es eines der wichtigsten Refugien für soziale Kommunikation." Dem müsse man Rechnung tragen. Zum Trost für die lange Schließung gibt es von 17. Dezember bis Ende des Jahres Freien Eintritt in der Neuen Pinakothek.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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