Spenden:Klänge gegen den Corona-Blues

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Freischaffend ja, aber nicht frei fliegend: Lea Birringer gehört zu den Stipendiatinnen, die Unterstützung durch die #MusikerNothilfe erhalten haben. (Foto: Fandel Foto & Design)

Warum der SZ-Adventskalender die Förderung freischaffender Musikerinnen und Musiker unterstützt.

Von Hendrik Munsberg, München

Musik macht Menschen glücklich. Kein Wunder, dass derzeit ein ausgehungertes Publikum nach fast zwei Corona-Jahren in Scharen in die Konzertsäle drängt. Endlich ist Musik wieder live auf der Bühne zu erleben. Besondere Glücksmomente wird es am 26. November in der Isarphilharmonie geben, wenn das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter seinem designierten Chefdirigenten Simon Rattle Gustav Mahlers 9. Symphonie erklingen lässt - als Benefizkonzert zugunsten des Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung.

Die Freude über das Wiedererwachen des musikalischen Lebens darf aber nicht verdecken, welche Verheerungen die Zeiten des Corona-Lockdowns in Deutschlands Kulturlandschaft angerichtet haben. Besonders hart getroffen sind freischaffende Musikerinnen und Musiker. Ein Großteil von ihnen, das zeigen Umfragen, findet längst keine Existenzgrundlage mehr im professionellen Musizieren und hat notgedrungen einen anderen Beruf ergriffen oder sich nach neuen Tätigkeiten umsehen müssen. Viele Musiker konnten nur durch finanzielle Hilfen überleben.

Die Förderungen sind an strikte Kriterien wie hohe künstlerische Qualität geknüpft

Darum fördert der Adventskalender der Süddeutschen Zeitung auch in diesem Jahr zwei Organisationen, die in Zeiten der Pandemie freischaffende Künstlerinnen und Künstler unterstützen: die Deutsche Orchester-Stiftung (DOS) und die Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation. Weil der Adventskalender in München und Umgebung zu Hause ist, konzentriert er seine Zuwendungen auf Bayern.

Bereits im März 2020 startete die Deutsche Orchester-Stiftung ihre bundesweite Spendenkampagne #MusikerNothilfe. Möglichst rasch sollte Künstlern aller Genres - Klassik, Rock, Pop und Jazz - finanziell geholfen werden, und zwar dort, wo der Staat in der Regel keine Förderung gewährt. Rund 5,5 Millionen Euro kamen bis September 2021 zusammen, die zunächst als Nothilfen und bald als steuerfreie Stipendien ausgezahlt wurden. Mehr als 5000 freiberufliche Musikerinnen und Musiker, so die Stiftung, erhielten finanzielle Unterstützung.

Und die Hilfe wird fortgesetzt. Seit dem 6. Oktober, so Gerald Mertens, Vorsitzender des DOS-Kuratoriums, läuft die #MusikerNothilfe weiter. Vom Frühjahr 2022 an können Anträge für das neue Stipendienprogramm #MusikerZukunft gestellt werden. Das zielt auf professionell arbeitende Musiker, aber auch Master-Studierende und Ensembles. Die Förderung ist an strikte Kriterien geknüpft. Verlangt wird "hohe künstlerische Qualität, nachgewiesen zum Beispiel durch Teilnahme oder Gewinn von Musikwettbewerben." Außerdem muss die Bedürftigkeit durch Vorlage des Einkommensteuerbescheids belegt werden. Je Künstler ist eine Unterstützung von jährlich bis zu 6000 Euro für maximal zwei Spielzeiten möglich.

Die Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation, gegründet vom Unternehmer Erich Fischer, geht einen etwas anderen Weg. Ihre Förderung kommt Schülern und älteren Menschen, aber auch Musikern zugute. Die Stiftung veranstaltet Konzerte und Musikstunden in Seniorenheimen. Diese Reihe "Musik am Nachmittag" erwies sich in Corona-Zeiten für Heimbewohner vielerorts in Deutschland als Labsal.

Im vergangenen Jahr gab es einen Opernworkshop für das Musikzentrum in der Mittelschule in Eching, die ebenfalls vom SZ-Adventskalender gefördert wird. (Foto: Katrin Masius)

Zudem richtet die Stiftung an zahlreichen Schulen Workshops und Konzerte aus. Dazu gibt es an 17 ausgewählten Mittel- und Förderschulen, die meisten davon in Bayern, regelmäßig Chor- und Klavierunterricht. Das Musizieren vermittele den Schülern Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, sagt Thomas Schütz, ein in Köln und London ausgebildeter Bariton und Musikpädagoge, der als "Fachreferent Chor" für die Stiftung arbeitet und an den Schulen Chorunterricht gibt.

Die Bilanz ist beachtlich: Deutschlandweit erklang im Coronajahr 2020 mehr als 900 Mal die "Musik an Nachmittag" in Pflegeheimen. In diesem Jahr sollen es mindestens genauso viele Auftritte werden. Auch für Schüler gibt es bis wieder ein volles Programm - bis Jahresende sollen es 140 Konzerte und Workshops werden. Außerdem erhalten rund 700 Schüler regelmäßig Klavier- und Chorunterricht.

Der Autor Hendrik Munsberg ist Co-Vorsitzender des Adventskalenders für gute Werke e.V. der Süddeutschen Zeitung

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