Münchner Spaziergang:Eiszeit in der Maxvorstadt

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Die Museen haben geschlossen, an den Unis ist nichts los - dafür bilden sich vor den Eisdielen lange Schlangen. Die Kunst findet man trotzdem, wenn man genauer hinschaut

Kolumne von Laura Kaufmann

Museumsviertel, Univiertel. Die Maxvorstadt hat viele Spitznamen. Eisviertel wäre momentan am treffendsten, schließlich sind weder Museen noch Universitäten geöffnet, dafür aber die Crème de la Crème der Eiscremedealer. Weswegen sich vor diesen Schlangen bilden wie vor der Neuen Pinakothek kurz vor ihrer Langzeitpause (nicht wegen Corona, sondern wegen Renovierung). Die Amalienstraße ist im Zwei-Meter-Abstand gespickt mit Menschen, die je nach Gusto am veganen IceDate oder beim Verrückten Eismacher anstehen. Ums Eck bei Ballabeni steht die Schlange bis über die Bushaltestelle hinaus, trotzdem warten alle geduldig; dringende Termine hat niemand mehr. Vor der Tür schaltet eine Ampel auf Grün, wenn ein Gast eintreten darf. "Wie damals an der Rutsche im Freibad : )", erklärt ein Schild.

Auf der Wiese zwischen bunt gestreiftem Brandhorst und Pinakothek der Moderne steht immer noch das Ufo, das eigentlich eine futuristische Ski-Hütte aus den Sechzigerjahren ist. Ein Stück Freiluftkunst, das in der Frühlingssonne glänzt. Mit großzügigem Abstand genießen Menschen im Gras die Sonne auf der Nase oder eben ihr Eis. Überhaupt, wozu in ein Museum. Kunst gibt es für alle, die die Augen offen halten. Ein paar Schritte weiter am Königsplatz etwa, am Bauzaun der Glyptothek, haben zwei Streetart-Künstler abstrakte, schwarz-weiße Figuren hinterlassen.

Die Straßen sind wie leer gefegt, wie für ein Straßenfest ohne Besucher gesperrt. Unten in der Luisenstraße hat das Café Von und Zu eine Handskulptur aufgestellt, die das Garagentor überragt, aus der sie Speisen und natürlich Sorbet verkaufen, für die figurbewussteren Spaziergänger. Wenn das Eis abspaziert ist, diktiert der Magen den Weg Richtung Steinheilstraße, wo die Speisen aus Fenstern kommen statt aus Garagentoren. Burger aus der Frida zum Beispiel und ums Eck die Bowls von Heinrich Matters. Verkauft wird auf die Straße hinaus, beinahe Streetfood also, womit wir wieder beim Straßenfest wären. Ohne Publikum. Stimmung mitzubringen ist einem jeden selbst überlassen. Aus den Fenstern heraus wird jedenfalls gut gelaunt gelächelt. Schlechte Laune hilft auch nicht weiter. Zur Not gibt's ja noch ein Eis.

© SZ vom 27.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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