Münchner Souvenirs:Täglich grüßt der Wackeldackel

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Der Dackel ist unter den Souvenirs ein Bestseller und in den verschiedensten Ausführungen zu haben. (Foto: Catherina Hess)

Mit leeren Händen verlassen die wenigsten Touristen die Stadt. Was sie so alles mit nach Hause nehmen.

Von Günther Knoll

Wie eine Kreuzung aus Osterhase und Rehbock, so sieht es aus, das Plüschtier, das eine junge Frau stolz ihrer Begleiterin zeigt, als sie das Geschäft "Geschenke Kaiser" gleich neben dem Alten Peter verlässt. Die beiden Asiatinnen kichern, aus ihrer Unterhaltung lässt sich so etwas wie das Wort "Wolpertinger" erahnen, was genügend Anlass gibt zu weiterem Gelächter. Beide sind offenbar zufrieden mit diesem Souvenir und streicheln es erst einmal, ehe es in einer Umhängetasche verschwindet. Die ist mit der Silhouette des Olympiageländes bedruckt.

Bei einem München-Besuch das richtige Mitbringsel zu finden, scheint angesichts der riesigen Auswahl gar nicht so einfach. In den Schaufenstern der einschlägigen Geschäfte drängt sich alles, was sich auch nur irgendwie mit München, mit Bayern und mit Deutschland in Zusammenhang bringen lässt. "Cuckoo clocks, beersteins, nutcrackers" bietet Max Krug über dem Eingang zu seinem Laden mitten in der Fußgängerzone an. Die Schlösser Neuschwanstein und Nymphenburg gehören ebenso zum Sortiment der Souvenirhändler wie bayerische Löwen, Münchner Kindl, der Engel Aloisius, Bierkrüge in allen Größen, Heiligenfiguren und Lebkuchenherzen - aus Porzellan, weil haltbarer.

Die Wiesn hat in den Läden meist das ganze Jahr Saison. (Foto: Catherina Hess)

Ja, und natürlich auch die Nussknacker nebst anderen Holzfiguren sowie Kuckucksuhren in alle Varianten und Größen. Diese Uhren sind offenbar besonders begehrt, und dass sie weder mit Bayern noch mit München etwas zu tun haben, scheint den Touristen ziemlich egal zu sein. Deutschland ist groß, und immerhin gibt es die Uhr ja auch mit Neuschwanstein auf dem Zifferblatt oder mit den Frauentürmen. Bei "Trachten Steindl" nahe dem Karlstor gibt's solche München-Uhren im Mini-Format für 14,75 Euro, ein koreanisches Ehepaar schlägt da sofort zu und lässt Dirndl und Lederhosen unbeachtet. Viele Kunden bleiben an den Andenkenständen hängen, was aber gerade besonders gefragt sei, könne sie nicht sagen, erklärt eine Verkäuferin. Das sei "tagesabhängig", einmal Krüge, das andere Mal Uhren. Doch viele wollten natürlich auch bayerische Tracht mit nach Hause nehmen.

Wahllos, nur um irgendetwas mitzubringen, kauften die Touristen aber nicht ein, hat Florian Zollner beobachtet, der in dem Pressekiosk vor dem Jagdmuseum vor allem Nicht-Münchner zu seinen Kunden zählt. Zeitungen finden kaum noch Platz bei all den Andenken-Magneten und Postkarten, die Zollner zu den Rennern im Geschäft mit den Andenken rechnet. München-Besucher aus Deutschland legen Zollner zufolge Wert auf das typisch Bairische ihrer Souvenirs, internationale Gäste dagegen nähmen gerne etwas mit nach Hause, was einen Bezug zur Stadt habe.

FC Bayern-Souvenirs sind besonders gefragt

So seien bei russischen Touristen Teller mit Münchner Motiven gefragt, Amerikaner bevorzugten Bierkrüge. Und Asiaten seien oft sehr sparsam beim Souvenirkauf und würden vorher sogar die Preise bei den einzelnen Händlern vergleichen. Möglicherweise hat das der junge Mann aus Japan ja getan, der gerade den Kiosk angesteuert hat. Jedenfalls zeigt er Zollner ganz gezielt eine Schürze, die er kaufen will. Auf ihr prangt eine junge dralle Bedienung nebst Weißwürsten, Brezn und Bierkrug sowie dem Spruch "Grüße vom Oktoberfest". Auf die Frage, ob die für seine Mutter bestimmt sei, lacht er nur. Als Souvenir hat die Wiesn das ganze Jahr über Saison. Ebenso wie die Wollmütze mit München-Motiv. Die lässt Zollner im Kiosk hängen als Angebot für die Touristen aus den arabischen Ländern, wie er sagt, denn "die frieren auch noch bei 15 Grad".

Stark gefragt ist bei München-Besuchern das sportliche Aushängeschild der Stadt, im FC Bayern-Shop gleich nebenan drängen sich schon seit der Öffnung am Vormittag die Fans aus aller Welt. Die Frage, ob die Gartenzwerge ins Sortiment aufgenommen wurden, weil der Champions-League-Titel derzeit ohne die Bayern unter den anderen Großen des europäischen Fußballs ausgespielt wird, braucht man in dem Shop erst gar nicht zu stellen. Alle Anfragen müssten über die Geschäftsstelle an der Säbener Straße laufen, heißt es. Ob man dort auch den zwei Spaniern helfen könnte, die gerade ein Trikot im Miniformat in die Höhe halten und debattieren, ob das ihrem kleinen Neffen passt? Ein russischer Tourist hat da kein Problem, er kauft lieber gleich fünf Mützen mit Vereinslogo. Ein Brite begnügt sich mit dem Emblem allein, er verlässt im Gegensatz zu den anderen Kunden das Geschäft ohne die Tragetüte in der typisch roten Vereinsfarbe. In der Orlandostraße auf dem Weg zum Hofbräuhaus betreibt der FC Bayern ein weiteres Geschäft. An diesem Spätvormittag ist die Kundschaft dort ausschließlich weiblich. Die Männer wollen dann wohl doch lieber in der Nachbarschaft testen, was einen original Münchner Frühschoppen ausmacht. Auch Erinnerungen kann man mitnehmen, danach ist immer noch Zeit für Souvenirs.

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Hier, kurz vor dem Platzl, reiht sich Andenkengeschäft an Andenkengeschäft. Sammlerkrüge vom Oktoberfest warten ebenso auf Käufer wie T-Shirts, Schlüsselanhänger, Flaschenöffner und Aschenbecher. Selbst wenn jemand eine München-Anstecknadel für den Trachtenhut sucht, wird er hier noch fündig. Zu den Evergreens im Geschäft gehören aber die unvermeidbaren Schneekugeln, in diesem Fall mit dem Marienplatz oder der Frauenkirche im Inneren. Und für Preisbewusste gibt es den Null-Euro-Schein mit der Fassade des Münchner Rathauses - für 2,50 Euro. Gleich um die Ecke wirbt "Obacht - der Laden für Heimatgefühl" mit der Parole "kommts einadackelt". Natürlich findet man dort den Dackel, dieses Münchner Urviech, in allen möglichen Varianten, als Spielzeug aus Holz, aus Filz, als Logo auf Taschen, auf Tassen, ja sogar als Christbaumschmuck. Auch die Ausführung "Wackeldackel" darf nicht fehlen.

Souvenirjägern bieten solche Geschäfte, was die Branche "stylisch" nennt. Über Geschmack lässt sich streiten, aber die meisten dieser Souvenirs sind nachhaltig und haben Gebrauchswert, ob das nun das Küchenbrett, das T-Shirt, das Babylätzchen oder der Flachmann ist. Die Betreiberinnen von Obacht haben unter vielen Bewerbern auch das Rennen um einen Souvenirstand am Viktualienmarkt gemacht. Die Stadt wollte, dass es dort auch spezielle "Mitbringsel vom Viktualienmarkt" gibt, denn Obst, Gemüse, Käse und Co. eignen sich weniger für eine lange Rückreise. Trotzdem muss der Tourist auf kulinarische Mitbringsel nicht ganz verzichten, es gibt - alles haltbar - die Backmischung für Brezn und Nudeln in Breznform.

Am Stand gleich nebenan, der sich auf Holzwaren spezialisiert hat, finden sich aus Holz auch alle möglichen ungewollt oder gewollt witzig bairischen Redewendungen. Dem Touristen, der mit all den Souvenirs weniger anzufangen weiß, aber auf Mitbringsel doch nicht ganz verzichten will, empfiehlt sich dort ein ganz bestimmtes Brotzeitbrettl. Es trägt die Inschrift "Ja mei".

© SZ vom 18.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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