Münchner Momente:Selbst der Valentinstag ist in München am teuersten

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Am Valentinstag möchten viele Geld verdienen - und am schlechten Gewissen. Dabei ist ein Tanz oder ein Spaziergang doch auch mal nett. (Foto: Hartmut Pöstges)

Um die Liebe angemessen zu feiern, muss man hier 700 Euro ausgeben, ergibt eine hochwissenschaftliche Untersuchung. Auf nach Prag!

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Wenig wird dem Münchner so vehement eingetrichtert wie die Kostspieligkeit der Stadt. Teuer, zu teuer, am teuersten sei sie, und ab und an brüllt einem aus Richtung Berlin noch ein "zu sauber" entgegen. Als Einwohner muss man sich beinahe schon schämen, trotzdem noch hier zu wohnen; als befände man sich in einer ungesunden Beziehung, der man unfähig ist zu entfliehen.

Nun fällt ausgerechnet ein Blumenversand in diese Misstöne ein. Denn München ist nicht nur an jedem anderen Tag teuer, sondern auch, wie er entdeckt haben will, am Valentinstag. Einen "Valentinstag-Preisindex" hat der Versand veröffentlicht und kommt dort zu dem Schluss, dass München hierzulande die teuerste Stadt ist, um dort den 14. Februar zu verbringen.

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Die Studie zeige, dass in München Gesamtkosten von 718,83 Euro auf diejenigen zukommen, die den Valentinstag, nun ja: üppig zelebrieren wollen. Schon allein das Dutzend rote Rosen ist in München mit 36,13 Euro so teuer wie nirgendwo sonst in Deutschland", lautet das Fazit der Untersuchung von "Bloomy Days".

Herrschaftszeiten. Kein Wunder also, dass München Single-Hauptstadt ist. Jetzt verhindert die Kostspieligkeit auch noch jede Bemühung um traute Zweisamkeit. Ein genauerer Blick auf die verglichenen Aktivitäten verrät, dass es sich neben dem Dutzend Rote Rosen um eine Tageskarte fürs Spa, einen Kinobesuch mit Snacks, ein Dinner im Gourmetrestaurant und eine Übernachtung im Vier- bis Fünfsternehotel handelt. Ganz schön ambitioniertes Programm für einen einzigen Tag.

Nun ist es aber so, dass sich Romantik in der bayerischen Hauptstadt nicht nur bei Schuhbeck oder in einem Liebespaarsitz im Mathäser Filmpalast zelebrieren lässt. Nichts kostet es, warm eingepackt an der Isar spazieren zu gehen. Oder dicht nebeneinander auf der Hackerbrücke Zügen hinterherzuschauen und von der nächsten Reise zu träumen, im Englischen Garten die zarte Wärme erster Sonnenstrahlen zu genießen und dabei Enten mit altem Brot zu füttern, oder gemeinsam den Olympiaberg zu erklimmen und den rosa Abendhimmel zu bewundern.

Grämt sich der Münchner trotz allem ob des Rankings, so sei folgender Trost spendiert: Die günstigste Stadt weltweit, in der sich der 14. Februar mit allen genannten Schikanen begehen lässt, ist laut Blumenversand Prag. Für 430,84 Euro ist dort alles drin, ganze 287,99 Euro günstiger als in München. Und die Fahrt nach Prag ist von hier aus schon ab 19 Euro buchbar. Der Münchner, er muss also doch auf nichts verzichten. Und wenn er sich vor Freude über all dieses Glück ganz eng mit den Liebsten zusammenkuschelt, merkt er auch nicht mehr, wie klein die Wohnung um ihn herum eigentlich ist.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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