Fusion der städtischen Wohnbaugesellschaften:Ein neuer Chef für die "Münchner Wohnen" soll erst 2024 gesucht werden

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Aktuell als Krisenmanagerin gefragt: Verena Dietl (SPD). Münchens Dritte Bürgermeisterin kommt als Vorsitzende des Aufsichtsrats eine Schlüsselrolle zu. (Foto: Alessandra Schellnegger)

GWG und Gewofag sollen zum Jahreswechsel zu einem neuen Immobiliengiganten verschmelzen. Der aber könnte ohne CEO starten.

Von Anna Hoben und Sebastian Krass

Nach der überraschenden Kündigung des Kurzzeit-Chefs Andreas Lehner versucht der Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag nun, die nächste interimistische Geschäftsführung aufzustellen. Diese soll dann auch die für den Jahreswechsel geplante Fusion mit der Schwesterfirma GWG zur "Münchner Wohnen" durchziehen.

Den Einstieg des bisherigen SPD-Stadtrats Christian Müller, der eigentlich zum 1. Dezember Mitglied der Geschäftsführung werden sollte, will der Gewofag-Aufsichtsrat nun möglicherweise in den November vorziehen. Das erfuhr die SZ am Dienstagnachmittag nach dem Ende einer mehrstündigen außerordentlichen Sitzung des Gremiums. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen bei der Besetzung des CEO-Postens soll erst in der nächsten regulären Aufsichtsratssitzung Ende November fallen.

Dem Vernehmen nach soll es auf eine Neu-Ausschreibung hinauslaufen, die aber erst im neuen Jahr erfolgen könnte - wenn die Aufregung um die Fusion sich etwas gelegt hat, so zumindest die Hoffnung im Aufsichtsrat. Der neue Immobiliengigant auf dem Münchner Wohnungsmarkt könnte also ohne CEO starten. Ungeklärt ist bislang die Zukunft von Armin Hagen, der bis Ende des Jahres als GWG-Interimschef fungiert.

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Die Krisensitzung am Dienstag war nötig geworden, nachdem eine Woche zuvor Andreas Lehner seinen Vertrag als Vorsitzender der Gewofag-Geschäftsführung und designierter "Münchner-Wohnen"-Chef gekündigt hatte - nur knapp einen Monat, nachdem er den Job angetreten hatte.

Lehner, der aus der privaten Immobilienwirtschaft in das kommunale Unternehmen gewechselt war, hatte seinen für alle übrigen Beteiligten unerwarteten Schritt mit grundlegenden Differenzen und Unklarheiten zum Fusionsprozess begründet. Dass die Verschmelzung von GWG und Gewofag "auf Augenhöhe" funktionieren soll, wie es die Politik vorgegeben habe, nannte Lehner "sozialromantischen Unsinn". Es werde Gewinner und Verlierer geben, der Umgang damit sei aber ungeklärt. Das Fusionsprojekt sei "komplett verfahren".

Die Vorsitzende des Aufsichtsrats, Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), ist auf die Fundamentalkritik bisher öffentlich nicht im Detail eingegangen. Sie betonte aber am Dienstag, die Fusion sei "nach wie vor auf einem sehr guten Stand", man verfolge weiterhin den Plan, und die Mitarbeitenden seien motiviert.

In der Sitzung am Dienstag stellten in einer Informationsveranstaltung zunächst die für den Prozess engagierten externen Berater den aktuellen Stand zur Fusion vor, dabei waren auch Vertreter der GWG zugegen. Dabei ging es dem Vernehmen nach auch um die Finanzen.

Das vom ehemaligen Kurzzeit-Chef Lehner in den Raum gestellte Szenario einer Zahlungsunfähigkeit der GWG sei dabei widerlegt worden, hieß es nach der Sitzung aus Teilnehmerkreisen. Die finanzielle Zusammenführung von GWG und Gewofag könne wie geplant zum Jahreswechsel erfolgen, bei der personellen Zusammenführung könnte es etwas länger dauern.

So werden im fusionierten Unternehmen auf verschiedenen Ebenen Führungspositionen wegfallen. Gleichzeitig sollen die Beschäftigten durch die Fusion keine Gehaltseinbußen erleiden. Unter anderem diese Prozesse sollen in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden, die aber wohl nicht ausverhandelt ist. Bei einigen Mitarbeitenden könnte es auf Vertragsauflösungen gegen Abfindung hinauslaufen.

Diese Vorgänge aber könnten sich, so wurde es dem Vernehmen nach im Aufsichtsrat besprochen, bis ins neue Jahr ziehen, so dass es auch 2024 noch Leute mit GWG-Arbeitsvertrag geben könnte.

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