Schwierige Fusion:Münchens Wohnungsbau-Chef schmeißt nach nur einem Monat hin

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Andreas Lehner hat seinen Posten als Gewofag-Chef überraschend aufgegeben. (Foto: Stephan Rumpf)

Andreas Lehner sollte als Geschäftsführer die Fusion der beiden städtischen Unternehmen Gewofag und GWG zur neuen "Münchner Wohnen" managen. Doch nun hat er überraschend seinen Posten gekündigt.

Von David Costanzo und Ulrike Steinbacher

Die Wohnungsbaugesellschaften der Stadt kommen nicht zur Ruhe: Nach nur einem Monat im Amt wirft Gewofag-Geschäftsführer Andreas Lehner wieder hin. Die Kündigung des 68-Jährigen an diesem Montag trifft die Gewofag völlig überraschend. Über die Gründe ist nichts bekannt. Die Vorsitzende des Gewofag-Aufsichtsrats, Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl, war bis Montagabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Andreas Lehner hätte den städtischen Wohnungsbau in die Zukunft und die Gewofag nach turbulenten Monaten zur Ruhe bringen sollen: Nach der geplanten Fusion der Gewofag mit der Schwestergesellschaft GWG Anfang 2024 hätte er zum Chef der neuen "Münchner Wohnen" und damit zum größten Vermieter der Stadt mit fast 70 000 Wohnungen aufsteigen sollen. Erst im März war sein Vorgänger Klaus-Michael Dengler nach der Affäre um ein Gutachten geschasst worden. Nun wird die Suche nach einem Geschäftsführer von Neuem beginnen müssen.

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Wie Lehner der SZ vergangene Woche sagte, sei die Fusion der beiden gleichberechtigten städtischen Wohnungsgesellschaften sehr schwierig. Rechtlich gesehen übernimmt zwar die Gewofag die GWG, doch es gibt Sonderfälle. Beim Gehalt für die etwa 1200 Mitarbeiter zum Beispiel hat sich die Stadt für den Tarif des öffentlichen Dienstes entschieden, nach dem die GWG zahlt, und nicht für den Tarif der Wohnungswirtschaft, mit dem die Gewofag bisher arbeitete. Zu hören ist auch von Beharrungskräften, die sich gegen die Fusion stemmen.

Bis zu seinem ultrakurzen Engagement in München hatte Andreas Lehner stets für renditegeleitete Unternehmen der Immobilienwirtschaft gearbeitet, nicht für gemeinwohlorientierte. Vier Jahre lang war er von 2004 an Vorstandsvorsitzender der Deutsche Wohnen AG und machte in dieser Zeit aus einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bank Deutschlands ersten börsennotierten Wohnungsvermieter. Als er im Oktober 2007 aus dem Vorstand ausschied, hatte die Deutsche Wohnen 50 000 Wohnungen im Bestand. Heute gehört sie der Vonovia und ist als Namensgeberin des Berliner Enteignungsvolksbegehrens bekannt.

Lehner stammt aus Lemgo in Nordrhein-Westfalen und studierte in München Wirtschaftsingenieurwesen und Betriebswirtschaft. Nach den Jahren bei der Deutschen Wohnen arbeitete er in leitenden und beratenden Funktionen in der Immobilienwirtschaft.

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