Münchner Norden:Bund will bis zu 1000 neue Wohnungen bauen

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Viel Grün, dazwischen Häuser aus den Fünfzigerjahren: Blick in das Areal an der Neuherbergstraße. (Foto: Catherina Hess)

Nachverdichtung in großem Stil: Im Stadtteil Milbertshofen-Am Hart soll neuer Wohnraum mit günstigen Mieten entstehen. Den Stadtrat treibt die Frage um, wie viele Gebäude abgerissen werden müssen.

Von Sebastian Krass

Es ist eine alte Klage in der Stadtpolitik, dass der Bund als großer Grundeigentümer in München zu wenig tue für den Wohnungsbau. Doch nun gibt es an zumindest einer Stelle, weit im Norden der Stadt, Bewegung: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) will gemeinsam mit der Stadt zusätzliches Baurecht für bis zu 1000 Wohnungen auf einem Areal an der Neuherbergstraße und der Rockefellerstraße schaffen. Sie sollen komplett an Beschäftigte des Bundes gehen, zu einem gedeckelten Mietpreis, der derzeit zehn Euro pro Quadratmeter beträgt.

Der Planungsausschuss des Stadtrats fasste am Mittwoch einstimmig den Aufstellungsbeschluss, mit dem die Entwicklung offiziell startet. Bis der nötige neue Bebauungsplan vom Stadtrat verabschiedet ist und dann die Wohnungen gebaut und bezogen werden können, werden allerdings noch Jahre vergehen.

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Das Planungsgebiet ist 19 Hektar groß (knapp halb so viel wie die Theresienwiese) und liegt im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart, südlich der Panzerwiese. Östlich, in Richtung Ingolstädter Straße, grenzt das Planungsareal an einen Standort der Bundeswehr, auf dem unter anderem die Sanitätsakademie untergebracht ist. Nach Südwesten kommt man mit einer kurzen Busfahrt zum U-Bahnhof Harthof.

Es geht bei dem Vorhaben um eine Nachverdichtung in größerem Stil. Denn dort gibt es bereits die Siedlung "München-Nord" mit mehreren Hundert Wohnungen, die früher von der US-Armee genutzt wurde. Sie besteht aus locker verteilten dreigeschossigen Gebäuden, umgeben von großen oberirdischen Parkplatz- und Rasenflächen mit großem Baumbestand.

An sich, so heißt es in der Beschlussvorlage aus dem Planungsreferat, wolle man die bestehenden Gebäude sanieren und drumherum solle "neuer und zeitgemäßer Wohnraum durch eine angemessene Nachverdichtung geschaffen werden". Allerdings könnten auch viel Abriss und Neubau nötig werden, wenn sich erweist, dass die in den Fünfzigerjahren errichteten Gebäude aus statischen Gründen "nicht sinnvoll saniert oder gar aufgestockt werden können". In diesem Fall sollten Neubauten möglichst an denselben Stellen, mit möglicherweise etwas größerem Umgriff, entstehen, um bestehende Grünflächen und Bäume zu schonen. In den Planungszielen gibt die Stadt einen Rahmen von 500 bis 1000 zusätzlichen Wohnungen vor.

Weitere Details sollen nun in einem "Workshopverfahren" mit mindestens fünf Architekturbüros erarbeitet und dann von einer Jury bewertet werden. Dabei solle ein "belastbarer städtebaulicher Masterplan" als Grundlage für die weitere Planung entstehen, in diesem dürfte dann auch das zu erwartende Plus an Wohnungen vermerkt sein.

In der kurzen Stadtratsdebatte betonte Christian Müller, Fraktionsvorsitzender von SPD/Volt, es sei "von unserer Seite aus wichtig, dass die Zielzahl von 1000 Wohnungen erreicht wird". Nach Müllers Einschätzung wird es auf viel Neubau hinauslaufen, weil "die Bausubstanz so in die Jahre gekommen ist".

Zudem sagte er, man finde es "sehr gut, dass der Bund selbst tätig wird und den Wohnungsbau nicht wieder einmal der Kommune überlässt". Große ehemalige Kasernenflächen wie den heutigen Prinz-Eugen-Park oder den Domagkpark (früher Funkkaserne) überließ der Bund der Stadt München, die dann die Flächen mit ihren Wohnungsbaugesellschaften selbst bebauen oder an andere Bauherren weitergeben musste.

Anna Hanusch (Grüne) sprach sich dafür aus, nach Möglichkeit "den Gebäudebestand zu erhalten". Zudem sei der "Schutz alter Bäume uns besonders wichtig". Sie nannte es zudem spannend, dass es hier keinen "klassischen Wettbewerb" von Architekturbüros geben wird, sondern das eher auf Kollaboration angelegte Workshopverfahren.

Heike Kainz (CSU) nahm Bezug auf das angestrebte Mobilitätskonzept, das inzwischen Standard ist bei neuen Wohnbauvorhaben und mit dem die laut Stellplatzsatzung eigentlich verpflichtende Quote von einem Parkplatz pro Wohnung reduziert werden kann. "In diesem Bereich ist der ÖPNV nicht so gut ausgebildet und häufig überlastet", sagte Kainz. "Das ist anders als in einer Innenstadtlage." Es ergebe keinen Sinn, "Mobilitätskonzepte zu erstellen, die am Stadtrand nicht funktionieren". Indirekt plädierte sie damit dafür, zu beachten, dass genug Parkplätze gebaut werden.

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