"Am Sonntag, i woaß no wia heut, da hat mi's Spazierengeh gfreut", singt Peter Reichert und begleitet sich dabei selbst an der Harfe. Er kann sich leicht freuen, denn erstens ist er ein hervorragender Volksmusikant (von Haus aus eigentlich Trompeter) und zweitens der neue Wirt des Donisl am Marienplatz. Und der hat vorerst am Sonntag noch Ruhetag - genug Zeit also zum Spazierengehen.
Die kleine Gesangseinlage zum Pressetermin am Mittwoch ist natürlich programmatisch. Denn das traditionsreiche, mehr als 300 Jahre alte Wirtshaus, das in den vergangenen Jahrzehnten mit seinem Ruf als Tourilokal zu kämpfen hatte, soll wieder ein Treffpunkt für Münchner werden, die eine Schwäche für gute Wirtshausküche und echte Volksmusik haben und die Münchner Volkssängertradition lieben. Mitsingen ist durchaus erwünscht - in der Speisekarte sind auch einige Liedtexte abgedruckt. Wer sich da an die Oide Wiesn und das Volkssängerzelt Zur Schönheitskönigin erinnert fühlt, liegt richtig: Das hat Peter Reichert bisher geführt, neben dem Seehof Herrsching. Und deshalb wird man im neuen Donisl auch ein paar alte Bekannte wieder treffen. Jürgen Kirner etwa, von der Couplet AG. Er wird eine kleine Volkssängerbühne mit Kabarett im "Münchner Zimmer" des Donisl aufziehen.
Bei der Vorstellung des neuen Konzepts zeigte sich Hacker-Pschorr-Chef Andreas Steinfatt höchst erfreut darüber, "dass man sich jetzt endlich wieder im Wirtshaus treffen kann, was nicht nur die Brauerei, sondern auch die arg gebeutelten Wirte freut". Es werde trotzdem eine Weile dauern, "bis die Distanz, die sich aufgebaut hat, wieder abgebaut ist", und da helfe sicher ein Wirt wie Reichert, den Steinfatt im Volkssängerzelt kennengelernt hat. "Er ist kein Einfacher", sagt Steinfatt, "er hat durchaus eigene Vorstellungen." Und deshalb hat er den Donisl (zusammen mit dem Wiesnzelt Bräurosl) nicht einfach so übernommen, nachdem sein Vorgänger Karlheinz Reindl wegen Corona das Handtuch geworfen hat, sondern einige Anpassungen durchgesetzt, vor allem optischer Art.
"Vorher kam man sich hier drinnen ein bissl so vor", erklärt Reichert, "wie wenn man zum ersten Mal bei den Schwiegereltern eingeladen ist." So wurde an der Deko gearbeitet, neue Leuchten verbreiten jetzt anheimelndes Licht im Innenhof, und die Wände haben einen wärmeren Farbton bekommen. Reichert ist sichtlich mit Feuereifer bei der Sache, und Küche wie Keller sind ihm besonders wichtig, sagt er.
Für erstere ist Küchenchef Wolfgang Böttinger zuständig (früher Forsthaus Wörnbrunn), der ebenso erstklassige Weißwürste ("ganz frisch, roh, nicht vorgebrüht", so Reichert) auf den Tisch bringt wie fast vergessene Gerichte wie Hechtenkraut oder Schaschlik, aber auch recht Modernes wie ein Tomahawk-Steak für zwei bis drei Personen. Oben im ersten Stock des Hauses soll es in Kürze eine Wein-, Whisky- und Gin-Bar geben. Darum kümmert sich die Sommelière Heidi Schrade, die auch monatlich neue Weine aussucht.
Freilich: Im Mittelpunkt steht natürlich das Bier, Hacker-Pschorr Edelhell. "Das kommt bei uns aus dem Holzfass", sagt Reichert, "es wird unten im Keller auf zwei Grad runtergekühlt und schmeckt richtig bärig!"