Freizeit:Spätestens, wenn dir ein Lama tief in die Augen schaut, ist der Winterblues vergessen

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Biologische Besonderheit: Im Mangfalltal leben Kamele und begeistern nicht nur Kinder. (Foto: bayern-kamele.de)

Wenn die Kinder zu Stubenhockern mutieren, helfen Ausflüge mit viel Natur und Kreatur. Sieben winterliche Outdoor-Ausflugstipps für Kinder in und um München.

Von Thomas Becker

Camel Trophy an der Mangfall

Wer sich an einem dieser nebelsuppigen Wintertage gegen die Blechlawine Richtung Tegernsee und für einen Spaziergang an der Mangfall entschieden hat, sich dabei die ziemlich wildromantische Ecke zwischen Valley und dem Weiler Grub ausgeguckt hat, dem kann es passieren, dass er unterwegs plötzlich große Augen macht: Kommen einem da im Dunst etwa Kamele entgegen? Dreikönig ist doch schon lange vorbei! Es sind dann auch mehr als drei Kamele, und es hocken auch keine Könige aus dem Morgenland auf den fröhlich hin und her schaukelnden Wüstenschiffen, sondern scheinbar tief in sich ruhende Kinder und ihre Eltern. Recht kommentarlos zieht die Karawane an den Staunenden vorbei, was den eigenen Nachwuchs nicht daran hindert, prompt massive Forderungen zu stellen: "Will auch!" Des Rätsels Lösung dann ein paar Höhenmeter weiter oben: An der Rosenheimer Straße zwischen Kreuzstraße und Aschbach sind sie zuhause, die Bayern-Kamele (http://bayern-kamele.de/), seit 25 Jahren. Mehr als 30 Kamele, zig Lamas, Esel, Pferde, Alpakas und Ziegen leben auf dem 1500 Quadratmeter großen Hof. Außerdem im Angebot: beheiztes Beduinenzelt, Kamelmuseum, Indoor-Spielplatz, Kiosk, Basar, Streichelzoo, Esel-Stadl, Erlebnispfad und Grillplätze. Eine Kindergeburtstagsfeier lässt sich dort ebenso buchen wie eine Trekking-Tour mit Freunden.

Lama-Walk im Fuchstal

Große Wanderung oder ein kleiner Lama-Spaziergang: Hier wählen die Besucher ihre Herausforderung. (Foto: Weldenerhof)

Ähnlich und doch ganz anders geht es in der entgegengesetzten Richtung zu, im Landkreis Landsberg am Lech. Im zur Gemeinde Fuchstal gehörenden Kirchdorf Welden bieten Anja und Jürgen Leiner seit vielen Jahren geführte Lama-Touren an. Nach einer kurzen Einführung und gegenseitigem Beäugen von Mensch und Tier bekommt jeder Besucher, der mindestens 13 Jahre alt ist, ein Seil samt Lama an die Hand und ist fortan der Chef von Campino, Flecki, Schlappi, Uwe oder wie sie alle heißen. Ein spezielles Gefühl. Lamas sind zwar recht entspannte, genügsame Tiere, aber schon auch ziemlich groß und durchaus imposant. Gemütlichen Spazierschrittes geht es nun auf Tour, durch den Wald und über Felder, entlang der Weldener Weiher, für zwei, drei oder vier Stunden. Und wer nach diesem angenehm meditativ-entschleunigenden Marsch noch nicht genug hat, dem bieten die Leiners verschiedene Eskalationsstufen an: Tageswanderung zur Burgruine Helmishofen, Zwei-Tages-Wanderung im Allgäu oder eine Übernachtung im Lamastall (natürlich eher im Sommer). Je nach Mut der Gäste wird ein Bereich des Stalls "lamasicher" abgegrenzt oder eben alles offen gelassen: "So kommt ihr in die Erfahrung, in der Nacht mal ein sanftes Pusten am Ohr zu spüren, wenn ihr von den Mitbewohnern untersucht werdet", heißt es auf www.weldenerhof.de. Elf- bis Vierzehnjährige können zudem - ganz ohne ihre Helikopter-Eltern - den Lama-Führerschein machen, und dürfen sich fortan Llamero nennen.

Birdwatch im Moor

Ein paar Nummern kleiner sind die Tiere im "Vierkehlchenland". Zwischen Raubling und Bad Feilnbach bei Rosenheim lockt das "Moorerlebnis Sterntaler Filze", ein 650 Meter langer (und je nach Witterung ganz schön rutschiger) Bohlenweg inklusive Elfenspielplatz, Wurzelkletterhügel, Urwald der Sinne und Vogelbeobachtungsstation. Wer ein bisschen Geduld mitbringt, kann am Rand des renaturierten Moores zahllose Vogelarten entdecken, darunter auch besagte Schwarz-, Braun-, Blau- und Rotkehlchen. Im Zweiten Weltkrieg nutzte der Fliegerhorst Bad Aibling die Sterntaler Filze noch als Schießplatz zur Pilotenausbildung. Die Zielscheiben in Scheunentorgröße mussten dabei mit Betonbomben getroffen werden, was den Moorboden völlig aufwühlte. Bis vor 15 Jahren lag hier noch eine durch industriellen Abbau ausgetrocknete schwarze Torfwüste, die sich seit der Renaturierung immer mehr zu einer Heimat für die Vogelwelt entwickelt. Zu sehen sind Wald- und Bruchwasserläufer, Zwergtaucher, Schwarzstorch, Graureiher, Mehl- und Rauchschwalbe, Baumfalke, Bekassine, Kiebitz, Stock-, Tafel- und Moor-Ente sowie Bachstelze und Wasserralle. Wer genug nach Federvieh gespäht hat, wechselt einfach mal zur "Wolkenbeobachtungsstation", einer hölzernen Hängematte mit Blick in den weißblauen Bayernhimmel.

Bergtiere an Alpenblick

Im Bergtierpark in Blindham trifft man heimische Tiere - und hat auch im Regen Spaß. (Foto: Sarah Trost)

Wer den lieben Kleinen ein bisschen mehr Entertainment bieten will, ist im sogenannten Bergtierpark in Blindham bei Aying (www.bergtierpark.de) gut aufgehoben. Auf 25 Hektar sind dort heimische Wildtiere wie Mufflon, Bronzepute, Nutria, Dam- und Rotwild sowie Wildschweine zuhause. Das Braune Bergschaf, Pinzgauer Rind, Schwäbisch Hällisches Landschwein und die Walliser Schwarzhalsziege gehören dagegen zu den selten gewordenen Nutztierrassen, die man nicht so oft zu sehen bekommt. Bei schlechtem Wetter, wenn das Panorama von Wendelstein bis Brecherspitz hinter einem Wolkenvorhang verschwunden ist, können sich die Kids im 2000 Quadratmeter großen Spielstadl, einer umgebauten Scheune, so richtig austoben. Hängebrücken, Schaukeln, Wackelstege, eine fliegende Gondel, riesige Rutschen: Was will Kind mehr? Wichtig: Für die Indoor-Variante sollte man Hallenschuhe oder Stoppersocken mitbringen! Für die ganz Kleinen gibt es außerdem noch eine Burgenwelt, einen Riesen-Sandkasten und jede Menge Rutschautos. Auch für Verpflegung ist gesorgt, derzeit aus bekannten Gründen allerdings nur "to go".

Schweinskram im Wald

Im Walderlebniszentrum Sauschütt beobachtet man Wildschweine bei der täglichen Fütterung. Hier entspannt sich gerade Sissi. (Foto: Walderlebniszentrum Grünwald)

Vorbeigefahren ist wohl jeder schon mal: Wer von Grünwald aus Richtung Ludwigshöhe oder Deininger Weiher unterwegs ist, kann die schmalen Schotterwege, die nach links tief in den Grünwalder Forst führen, schon mal übersehen. Dabei rentiert sich ein Abstecher ins Walderlebniszentrum Sauschütt durchaus. Das Oberthema heißt hier: den Wald mit allen Sinnen erleben. Die Stars in dem sieben Hektar großen Gehege, das man auch mit dem Kinderwagen recht entspannt umrunden kann, sind natürlich die Wildschweine, die sich sowohl in der Suhle als auch bei der täglichen Fütterung nachmittags um 16 Uhr ganz ungezwungen geben und vor sich hin grunzen, dass es nur so eine Freude ist. Und falls sich Keiler & Co. nach dem Mahl dann lieber tiefer in den Wald verziehen, bleibt da immer noch der Abenteuerspielplatz. Auch Führungen für Gruppen und Kindergeburtstage werden angeboten.

Gans schön in Neubiberg

Heinz Sielmann war als Schirmherr bei der Eröffnung dabei: Der Umweltgarten Neubiberg ist nur fünf Minuten von der S-Bahn-Station entfernt. (Foto: Marina Prüll)

Es müssen nicht immer Lamas, Alpakas oder andere exotische Tiere sein. Gerade kleinere Kinder freuen sich über Gänse, Hühner, Kaninchen, Schafe, Ponys und Ziegen mindestens genauso. Rund 80 Haustiere leben seit fast 35 Jahren auf drei Hektar Fläche im Neubiberger Umweltgarten, nur fünf Gehminuten von der S-Bahn entfernt. Zu entdecken gibt es außerdem noch ein Bienenhaus, ein Insektenhotel, eine Streuobstwiese, einen Heilkräuter-Garten und einen Ameisenhügel sowie Beete, Wiesen, Gärten und einen Spielplatz. Später im Jahr gibt es dann noch Veranstaltungen wie Schafschur, Imkervorführungen, Pflanzenflohmärkte, Baumschnittkurse und St. Martinsfeier. Schirmherr bei der Eröffnung 1988 war übrigens der legendäre Tierfilmer Heinz Sielmann. Und wenn die Kinder dann genug von der Natur haben: Der Skatepark samt Halfpipe an der alten Neubiberger Landebahn ist nur einen halben Kilometer Fußmarsch entfernt.

Fuchs, Hase, Gute Nacht

Fast völlig naturbelassen ist dagegen das Waldleben im 2000 Hektar großen Wildpark Forstenried, einem Teil des mit 37 Quadratkilometern geradezu riesigen Forstenrieder Parks im Münchner Südwesten. Ob man mit dem Auto bis zum Ende der Forstenrieder Allee fährt, den Wagen am Parkplatz Unterdill bei der Gaststätte St. Hubertus abstellt und losläuft oder die Expedition zehn Kilometer weiter östlich an der S-Bahn-Station Buchenhain beginnen lässt: Im ehemaligen Jagdgebiet der Wittelsbacher können auch kleine Entdecker auf insgesamt 43 Kilometern Rad- und Wanderwegen auf die spannende Suche nach Fuchs, Dachs, Marder, Hase, Iltis oder eins der rund 100 Wildschweine sowie die etwa 140 Rehe und Hirsche gehen. Rot- und Damwild kann gerade in den Wintermonaten während der Schaufütterung westlich der Kreuzung der Forstwege namens Ludwigs- und Karolinen-Geräumt gut beobachtet werden. Fernglas nicht vergessen! Hunde an die Leine! Sollte man tatsächlich Wildschweinen begegnen: nicht füttern und achtgeben, dass man nie zwischen die Wildschweinmutter und ihre Frischlinge gerät! Und noch ein Tipp: Zur Beobachtung der Tiere sind der frühe Morgen oder der frühe Abend zur Dämmerungszeit empfehlenswert.

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