Abfallentsorgung:Der Kampf der Münchner mit dem Verpackungsmüll

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Unterflurcontainer gelten vielen Kritikern als die eleganteste Lösung des Wertstoffsammel-Problems. Oberirdisch sind von ihnen nur die Einwurfschächte zu sehen. Der dicke Haken: In dicht bebauten, also vor allem innerstädtischen Gegenden fehlt meist der Platz, um sie aufzustellen. (Foto: Florian Peljak)

Wertstoffinseln sind in der Stadt ein Dauerthema. Es geht auch um den unsortierten Unrat, der dort abgeladen wird. Ideen zur Verbesserung gibt es einige, eine Lösung nicht.

Von Daria Gladkov, München

Vielen Münchnern sind Wertstoffcontainer ein Dorn im Auge: Sie verursachen Lärm, verbreiten üble Gerüche, bieten einen unappetitlichen Anblick. Häufigere Leerungen, mehr Standflächen, ein Umstieg vom Bring- aufs Holsystem mit den gelben Säcken oder der flächendeckende Einbau von Unterflurcontainern - all diese Lösungsmöglichkeiten werden zum Teil hoch emotional diskutiert, endgültige Abhilfe im Müll- und Wertstoff-Dilemma ist jedoch mittelfristig nicht in Sicht.

Zuletzt hatte Kommunalreferentin Kristina Frank mit den Entsorgungsfirmen Remondis und Wittmann eine Erhöhung der Sammelkapazitäten und eine häufigere Leerung vereinbart. Remondis fährt daher schon seit Mitte März mit vier statt bis dahin drei Entsorgungsfahrzeugen durch das Stadtgebiet. Dass vielerorts davon nicht viel zu bemerken ist, könnte an den Corona-Gegebenheiten liegen. "Viele sitzen jetzt zu Hause, da fällt mehr Abfall in den Haushalten an. Deshalb fahren wir jetzt verstärkt", erklärt Klaus Thielmann von Remondis. Weil die Stadt die Wertstoffhöfe übergangsweise geschlossen hatte, habe die Vermüllung, insbesondere mit Sperrmüll, an den Wertstoffinseln extrem zugenommen. "Wir sind mit einem Müllauto mitgefahren, um den Müll, den die Bürger zwischen den Containern liegen lassen, mit aufzuräumen."

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Dieser Müll zwischen den Containern ist auch Ulrich Grasberger aufgefallen, aber nicht erst im Zusammenhang mit der Pandemie. In Moosach, wo er wohnt, sei die Situation an den Sammelstellen nicht hinzunehmen, sagt Grasberger. Seit Anfang Februar macht er auf das Thema aufmerksam und setzt sich zugleich für neue Lösungen ein. Er weiß, er ist mit seinem Unmut nicht allein. Über die E-Mail Adresse muell-muenchen@gmx.de empfängt er Nachrichten und Bilder von vermüllten Containern aus ganz München. Grasberger kämpft für eine Umstellung vom Bring- aufs Holsystem. Er findet, wenn die Bürger ihren Verpackungsmüll nicht zu den Sammelstellen tragen müssten, sondern diese im Haushalt in einem gelben Sack sammeln würden, könnte man die Container abschaffen. Dann hätten die Leute auch nicht mehr die Möglichkeit, ihren Unrat unsortiert abzuladen.

In der Landeshauptstadt schätzt man aber die hochwertige und sortenreine Sammlung von Wertstoffen in den Containern, so lautet zumindest die offizielle Lesart. Erfahrungen aus anderen Städten hätten gezeigt, dass beim Holsystem etwa über die gelben Säcke neben Verpackungen auch anderer Müll entsorgt werde und dieser dann auch zu einer erhöhten Störquote bei der Verwertung führe.

Kaum ein Trost für die Anwohner, die sich von den Wertstoffcontainern gestört fühlen. "Müll muss einfach sein, niemand hat Lust, sich damit länger auseinanderzusetzen", findet Lea Knief aus Neuhausen. Tatsächlich scheinen die Münchner bei der Entsorgung von Verpackungen gerade den umgekehrten Weg zu gehen: Wer zu faul ist, seine Verpackungen zum Container zu bringen, wirft sie in den Restmüll. Die Entsorger rechnen vor: Jedes Jahr schmeißen die Münchner circa 30 000 Tonnen Verkaufsverpackungen nicht in den dafür vorgesehenen Container an der Sammelstelle und verhindern daher den Weg ins Recycling. Im Umkehrschluss bedeutet das in der Regel, dass der Restmüll mit dem darin enthaltenen Plastik verbrannt wird. Und das sorgt für eine schlechte Umweltbilanz.

Container-Standorte sind unbeliebt, wie der Protest in Pasing zeigt. (Foto: Privat)

Lea Knief bringt ihre Verpackungen dem Recycling zuliebe zum Container. "Aktuell muss ich zehn Minuten laufen, um das Plastik wegzubringen", erzählt sie. Weil die nahegelegene Wertstoffinsel wegen Bauarbeiten geschlossen wurde, müssen sie und ihre Nachbarn seit einem halben Jahr auf andere Sammelstellen ausweichen. "Die Insel ist total überladen, da stapelt sich der Müll richtig. Auch Sperrmüll sieht man oft", klagt sie. Knief stört vor allem, dass die Verteilung der Container im Stadtgebiet so ungleich sei. In manchen Vierteln, wie bei ihr in Neuhausen, liefen die Behälter über, in anderen Teilen der Stadt seien die Tonnen komplett leer.

Für die vielfach geforderten Unterflur-Container, die im Straßenbild nur durch ihre Einwurfschächte präsent sind, fehlt meist der Platz - zumindest in dicht bebauten innerstädtischen Vierteln, wenngleich diese Ansicht nicht von jedermann geteilt wird. "Nicht überall an den bereits eingerichteten Wertstoffinseln verlaufen Leitungen für Strom, Wasser und Gas", beschwert sich etwa Andreas Ellmaier im Namen des Grünflächenvereins Obermenzing. Er klagt über die Zustände an einer Containerstelle auf der Grünfläche an der Karwinskystraße/Ecke Am Sanderplatz.

An der Sedlmayrstraße in Neuhausen ist zu sehen, warum die Standorte der Container nicht gewünscht sind. (Foto: Privat)

Um zumindest die Versorgung mit Container-Standorten gleichmäßiger zu gestalten, haben die Entsorger bereits angefangen, zusätzlich kleinere Inseln mit Verpackungscontainern ohne Glasbehälter aufzustellen. Wo und wie viele neue Behälter aufgestellt werden, müssen sich die Dualen Systeme erst einmal vom Abfallwirtschaftsbetrieb genehmigen lassen. Der wiederum erlaubt die Sondernutzung erst dann, wenn bei den zuständigen Behörden die erforderliche Zustimmung eingeholt ist. Trotz des Platzmangels in München könnte das Netz der Verpackungsinseln so aber etwas dichter werden. Um Wertstoffinseln mit Glascontainern einzurichten, müssen die Entsorgerfirmen nämlich nicht nur darauf achten, dass ihre Fahrzeuge beim Leeren den Verkehr nicht gefährden, sondern auch, dass die aus Lärmschutzgründen bestehende Abstandspflicht von zwölf Metern zur Wohnbebauung eingehalten wird. Standorte, die also ursprünglich wegen des Abstands nicht für eine Wertstoffinsel in Frage kamen, könnten künftig eingerichtet werden, wenn dort keine Glascontainer aufgestellt werden.

Doch bleibt die Problematik, dass die Leute zwar ein dichtes Netz an Wertstoffinseln wünschen, die sie auch fußläufig in kürzester Zeit erreichen können. Doch will niemand die Container direkt vor seiner Haustür. In Süden von Pasing etwa protestierten Anwohner letzte Woche dagegen, dass in ihre ruhige Wohngegend eine Wertstoffinsel gesetzt wird, und zwar auf eine Grünanlage an der Wilhelm-Hey-Straße. Der kleine Park sei bei Familien und Kindern der Umgebung sehr beliebt, erklärt Anwohnerin Sonja Gebhardt-Köstner. "Diese Oase soll nun zerstört werden."

© SZ vom 09.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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