Corona-Krise:Das Home-Office hinterlässt Spuren

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  • Eine bundesweite Untersuchung hat ergeben, dass der private Stromverbrauch seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen gestiegen ist.
  • Nach Auskunft der Stadtwerke München ist der Absatz bei den Privatkunden weitgehend gleich geblieben, bei den Gewerbekunden ist er aber deutlich zurück gegangen.
  • Auch der Abfallwirtschaftsbetrieb München beobachtet Auswirkungen der Corona-Krise.

Von Andreas Schubert, München

Selber kochen statt Kantine. Und dann natürlich auch daheim öfter auf die Toilette als sonst. Steigt durch Ausgangsbeschränkung und Home-Office der Wasser- und Stromverbrauch in den Haushalten? Eine bundesweite Untersuchung des Start-ups Fresh Energy, das Stromverbrauchsdaten auf Echtzeitbasis analysiert hat, hat ergeben, dass seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen und wegen vieler von zu Hause aus arbeitender Beschäftigten der private Stromverbrauch pro Haushalt und Woche gestiegen ist. Zu Beginn der bundesweiten Kontaktsperre am 22. März lag der Verbrauch nach Angaben von Fresh Energy noch bei rund 71 Kilowattstunden, bis April stieg er auf mehr als 75 Kilowattstunden.

Trifft das auch auf München zu? Nach Auskunft der Stadtwerke München (SWM) ist der Absatz bei den Privatkunden weitgehend gleich geblieben. Weil in der SWM-Statistik auch das Kleingewerbe eingerechnet ist, ist der Verbrauch sogar um ein Prozent gesunken. Bei den Gewerbekunden ist der Stromabsatz im Vergleich zum Vorjahr allerdings deutlich zurückgegangen, auf etwa 81 Prozent des sonstigen Verbrauchs.

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Was sich im Tagesverlauf laut SWM zeigt: Morgens verbrauchen die Kundinnen und Kunden derzeit später Strom als sonst. Wer also daheim arbeitet, kann etwas länger schlafen. Mittags erreicht der Verbrauch dann einen Höchststand. Auch die SWM nehmen an, dass zu dieser Zeit vermehrt daheim gekocht wird. Am Abend setzt der Stromverbrauch dann zu früherer Stunde ein. Detailliertere Angaben machen die Stadtwerke nicht. Der Trend aber deckt sich mit den Angaben von Fresh Energy. Das Start-up entwickelt Software, mit der sich der Stromverbrauch aufschlüsseln lässt.

Das funktioniert nach Angaben der Firma so genau, dass sich sogar die benutzten Geräte bestimmen lassen, die jeweils ein eigenes Verbrauchsprofil haben. So sei der Gebrauch von Elektroherden und Geschirrspülern gestiegen, während die Menschen seltener ihre Waschmaschinen und Wäschetrockner anwerfen. Ein Algorithmus habe dies ermittelt, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage. Und was ist mit dem Wasser?

Beim Trinkwasser hat sich der Verbrauch nach Angaben der SWM "nicht wesentlich verändert". Vermutlich gleiche hier ein höherer Absatz bei den Privatkunden das aus, was derzeit in der Industrie weniger verbraucht werde, teilt eine Sprecherin mit. Bisher lag der Verbrauch von Münchner Privatkunden bei durchschnittlich 127 Litern am Tag. Dabei gehen etwa 30 bis 50 Liter für das Duschen drauf - es ist dabei anzunehmen, dass sich etwa die Duschzeiten und somit die Wasserverbrauchsspitzen im Tagesverlauf etwas nach hinten verlagert haben.

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Auch der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) beobachtet Auswirkungen der Corona-Krise. "Wir vermuten, dass die Verteilung der Mengen aktuell tatsächlich stark schwankt", teilt eine Sprecherin mit. In Bereichen der Stadt mit Geschosswohnungsbau (Mietshäuser) berichteten die Müllwerker, dass mehr Abfall anfällt, bedingt auch durch die Osterfeiertage. "Das konnten wir auch verifizieren", so die Sprecherin.

In Bereichen mit vielen Geschäften (zum Beispiel in den Innenstadtbezirken) falle dagegen sehr viel weniger Müll an, weil viele Geschäfte noch geschlossen sind. Tatsächlich sei im Durchschnitt überall etwas weniger Müll angefallen: Hausmüll rund acht Prozent weniger, Bioabfälle rund drei Prozent weniger, Papierabfälle rund 15 Prozent weniger. Gewerbeanlieferungen durch externe Beförderer seien um rund zehn Prozent zurückgegangen.

Anders erleben dies die Mitarbeiter des Baureferats, die den Müll auf Straßen, Plätzen und öffentlichen Grünanlagen beseitigen. Bei schönem Wetter, wie es am langen Osterwochenende der Fall war, hat die städtische Straßenreinigung nach den Feiertagen die Abfallbehälter öfter leeren müssen als sonst. Grund war nach Auskunft der Behörde insbesondere auch der Verpackungsmüll, der aktuell ganz offensichtlich durch die vermehrte Verwendung von To-Go-Produkten entsteht.

Da bei schönem Wetter auch künftig von einem erhöhten Abfallaufkommen auszugehen sei, will das Baureferat schwerpunktmäßig im öffentlichen Straßenraum sowie in den Parks und Grünanlagen die Sauberkeit verstärkt kontrollieren und bei Bedarf Sonderreinigungen und -leerungen durchführen.

© SZ vom 20.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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