Polizei-Einsatz in Münchner Innenstadt:Acht Stunden Ungewissheit

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Nach dem Tod eines 38-Jährigen in Memmingen stehen zwei Angehörige des Mannes unter Mordverdacht (Symbolbild). (Foto: IMAGO/Tim Oelbermann)

Ein Schuss aus vermutlich einer Softair-Waffe, weiträumige Absperrungen rund um den Viktualienmarkt und am Schluss eine Festnahme: Was genau der Grund für den großen Polizei-Einsatz am Donnerstagabend in der Altstadt war.

Von Stephan Handel

Ein Schuss aus einem Haus an der Prälat-Zistl-Straße auf ein Auto war am Donnerstagnachmittag verantwortlich für weitreichende Absperrungen rund um den Viktualienmarkt. Die Polizei nahm den zunächst flüchtigen Tatverdächtigen gegen 23.30 Uhr fest, als er in seine Wohnung zurückkehrte. Er leistete dabei keinen Widerstand.

Die Polizei hatte gegen 15.45 Uhr mehrere Notrufe über eine "unklare Bedrohungslage" am Viktualienmarkt erhalten. Offenbar mit einer Softair-Waffe hatte ein 30-jähriger Mann aus dem Fenster seiner Wohnung an der Prälat-Zistl-Straße auf einen Opel Insignia geschossen; mindestens eines der Geschosse hatte die Heckscheibe des Autos durchschlagen. Der Fahrer, ein 47-jähriger Münchner, blieb unverletzt.

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Mehr als 20 Streifen sperrten den Bereich um die Wohnung ab, da die Polizei zu diesem Zeitpunkt davon ausging, dass sich der Täter noch in der Wohnung aufhielt. So erklärt das Polizeipräsidium auch, warum keine "Gefahrenlage" ausgerufen und die Bevölkerung nicht gewarnt wurde. "Wir hatten eine statisch eingefrorene Situation", sagte ein Polizeisprecher. Allerdings wurden Teile der Schrannenhalle geräumt, die Schüler von Schulen an der Blumenstraße durften ihr Gebäude nicht verlassen, die Gebäude der Israelitischen Kultusgemeinde am St.-Jakobs-Platz wurden durch deren eigene Security gesichert.

Kurz vor 20 Uhr ging eine Spezialeinheit in die Wohnung des Täters, traf ihn jedoch nicht an. Jedoch fanden die Polizisten eine Softair-Waffe. Die Polizei nimmt an, dass das die Tatwaffe war. Für den Besitz einer solchen Waffe ist keine Erlaubnis nötig, so dass die Polizei davon ausgeht, dass der Täter sie legal besaß. Allerdings stellten die Beamten neben üblicher Softair-Munition auch Metallkugeln sicher, die mit der Waffe verschossen werden können. Dies würde erklären, wie es mit einer mehr oder weniger ungefährlichen Waffe möglich war, eine Autoscheibe zu durchschießen. Genauere Beweise sollen jetzt die Spurensicherung und ein Schussgutachten durch Experten des Landeskriminalamtes bringen.

Der Mann ist polizeibekannt

Die Sperrungen rund um den Tatort wurden kurz nach 20 Uhr aufgehoben. Bis 23.30 Uhr allerdings dauerte es, bis der Täter festgenommen wurde. Er kehrte zu diesem Zeitpunkt in seine Wohnung zurück, war unbewaffnet und leistete keinen Widerstand.

Der Mann ist polizeibekannt, vor allem wegen kleinerer Eigentumsdelikte, aber auch, weil er an einer Schizophrenie leidet, weshalb die Beamten schon mehrmals in das Haus an der Prälat-Zistl-Straße gerufen worden waren. Er ist ohne Beschäftigung und lebt in dem Haus, das eine Art Betreutes Wohnen anbietet. Nach den erkennungsdienstlichen Maßnahmen wurde er in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht.

Den Mann erwartet nun ein Verfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Waffengesetz. Zur weiteren Aufklärung bittet die Polizei Zeugen, sich zu melden.

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