Thalkirchen:14 Hektar mitten in der Stadt gehören auch weiterhin den Golfern

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Generation Golf: Bilder wie dieses von der Sportanlage in Thalkirchen wird es auch künftig geben. Manche sähen dort lieber einen öffentlichen Park. (Foto: Robert Haas)

Der Platz in Thalkirchen darf bis 2034 betrieben werden - entgegen aller Kritik. In einer Stadt, in der allgemein zugängliche Grünflächen immer wichtiger werden, bietet das allen Grund zu Diskussionen.

Von Anna Hoben

Ein Golfplatz, quasi mitten in der Stadt, wo gibt's denn so etwas? In München, Thalkirchen, in schönster Isarlandschaft, unweit des dortigen Campingplatzes. Ein Gelände so groß wie 20 Fußballfelder, neun Löcher, "ideal für Golfer, die mit geringem Zeitaufwand eine entspannte Runde spielen wollen", wie es auf der Webseite des Münchener Golf Clubs heißt.

Das 14 Hektar große Areal gehört der Stadt und ist seit den 1950er-Jahren an den Verein verpachtet. 2024 läuft der Pachtvertrag aus; an diesem Donnerstag will der Stadtrat beschließen, ihn um zehn Jahre zu verlängern, bis 2034. Das bietet Diskussionsstoff in einer wachsenden Stadt, in der Grün- und Freiflächen für die Allgemeinheit immer wertvoller werden. Ein Golfplatz auf öffentlichem Grund, quasi mitten in der Stadt, ist das noch tragbar?

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Die Fraktion der Linken/Die Partei beantragte Ende 2020, den Pachtvertrag zu beenden, das Areal in das Landschaftsschutzgebiet Oberes Isartal einzubeziehen und als Natur- und Erholungsraum aufzuwerten. Auch der Verein Münchner Forum, der sich als Plattform zur Debatte über Stadtentwicklung versteht, forderte, das Gelände zu einem Park umzugestalten und der Öffentlichkeit zurückzugeben.

Doch die grün-rote Rathausmehrheit hat nun anders entschieden. "Wir freuen uns sehr, dass wir den Pachtvertrag mit Münchens einzigem Golfverein verlängern können", sagt Kathrin Abele, Sprecherin von SPD/Volt im Kommunalausschuss. 2500 Mitglieder aus allen Bereichen der Gesellschaft fänden dort seit Jahrzehnten eine sportliche Heimat. "Der Verein engagiert sich auch sehr für den Naturschutz und leistet damit einen nützlichen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität", so Abele.

Etwas mehr mit sich zu kämpfen hatten offenbar die Grünen. Nach längeren Debatten in der Fraktion habe man sich dafür entschieden, den Verein bleiben zu lassen, sagt Fraktionschefin Anna Hanusch. Zumindest für ihre Partei sei allerdings klar: "Das ist die letzte Verlängerung." Die Stadt müsse die Zeit nun dazu dafür hernehmen, eine alternative Nutzung für die Öffentlichkeit zu prüfen und ein Konzept auszuarbeiten.

Dass Ende 2034 Schluss sein könnte, klingt auch in der Beschlussvorlage des Kommunalreferats an. "Sowohl die Erarbeitung als auch die Umsetzung eines Konzeptes zur Gestaltung einer öffentlichen Grünanlage werden noch Zeit in Anspruch nehmen", heißt es da. "Um die Flächen zwischenzeitlich nicht brach liegen zu lassen und den Haushalt (...) mit zusätzlichen Pflegekosten zu belasten", werde der Vertrag verlängert.

Ein Anruf bei Alexander Sälzler, Geschäftsführer des Münchener Golf Clubs. Im Verein warte man gespannt auf die Entscheidung und freue sich über die positiven Signale, sagt er. Es stünden einige Investitionen an, der Parkplatz müsse renoviert werden, die Beregnungsanlage gehöre modernisiert. Und auch im Clubhaus seien einige Dinge anzugehen. Sie hatten auf eine längere Vertragslaufzeit gehofft im Verein. Aber: "Wir nehmen, was wir bekommen können." Bisher habe der Verein etwa 100 000 Euro im Jahr an die Stadt bezahlt. Umgerechnet sind das sechs Cent pro Quadratmeter im Monat.

Sälzler verweist darauf, wie sehr sich der Verein für die Jugendarbeit einsetze und dass dies künftig noch intensiviert werden solle. Bei der Aktion Schulgolf kooperiere man bisher mit drei Schulen, Jugendliche könnten den Sport so oder mit dem städtischen Ferienpasses einfach mal ausprobieren. Er verweist darauf, dass das Gelände nicht eingezäunt sei, sondern "quasi öffentlich zugänglich".

Und er verweist auf das Engagement des Vereins im Naturschutz, etwa die Pflege des örtlichen Hangflachmoors. Dieses sei durch die Golfplatznutzung lange stark geschädigt worden, heißt es in einer Stellungnahme des Planungsreferats, habe sich aber seit 2007 dank städtischer Auflagen regenerieren können.

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Es ärgere ihn, sagt Sälzler, dass das Image des Golfsports so ist, wie es ist: elitär, was für Reiche. In anderen Ländern, sagt er, sei Golf ein Volkssport, in England, den USA, Schweden. Dass man sich die Mitgliedschaft in seinem Verein aber schon auch leisten können muss? "Ja, vermutlich."

Sie werden nun noch einige Jahre ihre Bälle schlagen können auf dem Grün in Hinterbrühl. Der Verein Münchner Forum verschickte am Dienstag einen offenen Brief, in dem er erneut an die Stadtspitze und den Stadtrat appellierte, den Pachtvertrag zu beenden. "Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig Freiräume im Grünen in einer dicht besiedelten und wachsenden Stadt sind", heißt es darin. Gerade Menschen, die beengt wohnten und nicht über einen eigenen Garten verfügten, seien angewiesen auf naturnahe Freiflächen in der Stadt. "Und das nicht erst nach 2034."

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