Tag des offenen Denkmals:Auf Entdeckungstour rund um die Brunnen

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Der Wasserspeier aus dem Jahr 1623 im Brunnenhof der Residenz gehört zu den ältesten und größten Brunnen in München. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Oft stehen die Brunnen im Schatten von großen Bauten. Doch am heutigen Tag des offenen Denkmals rücken sie ins Blickfeld. Manch ein Spender wollte damit nämlich nicht einfach nur das Wasser fließen lassen.

Von Alfred Dürr

Sie gehören wie selbstverständlich als meist schmückendes Beiwerk zum Stadtbild: Etwa 700 Brunnen gibt es in München, hauptsächlich in Grünanlagen oder auf öffentlichen Plätzen. Viele dieser Wasserspender stammen aus historischer Zeit, sie stehen unter Denkmalschutz, aber es gibt auch ganz moderne Objekte. Aus einigen sprudelt sogar Trinkwasser. Oft stehen die Brunnen aber buchstäblich im Schatten von großen Bauten. Der Tag des offenen Denkmals am Sonntag bietet eine kleine Entdeckungstour "mit Geschichten um das fürstliche und bürgerliche Wasser durch die Zeiten" an. Kostenlose Karten für alle Führungen und Vorträge gibt es von 10.45 Uhr an im Innenhof des Landesamts für Denkmalpflege am Hofgraben 4.

Um Brunnen in der Altstadt - zwischen dem Marienplatz und der Staatskanzlei - geht es beim Spaziergang um elf und um 13 Uhr mit dem Denkmalexperten Harald Gieß. Die kleine Reise startet bei einem Klassiker, dem Fischbrunnen am Marienplatz. Ein beliebter Treffpunkt ist das und ein Wahrzeichen vor dem Neuen Rathaus. Die Ursprünge reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Viel hat sich im Lauf der Zeit an der Gestalt und den Zierfiguren verändert. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Brunnen zerstört und 1954 von Josef Henselmann neu aufgebaut.

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Etwas weniger bekannt ist der aus dem Jahr 1904 stammende Wolfsbrunnen (auch Rotkäppchenbrunnen genannt) am Kosttor in der Nähe des Hofbräuhauses. Die Bildhauer Heinrich Düll und Georg Pezold haben die Darstellung von Rotkäppchen mit dem Wolf geschaffen, außerdem dienen vier Wolfsköpfe als Wasserspeier. Die Auftraggeber, Adolf und Apollonia Wolf, wollten mit dem Brunnen ihren Namen im Stadtbild verewigen.

Die vier wasserspeienden Wolfsköpfe... (Foto: Veronica Laber)
...umrahmen das auf einer Säule stehende Rotkäppchen am Wolfsbrunnen in der Nähe des Hofbräuhauses. (Foto: Veronica Laber)

Besonders sehenswert ist der Kronprinz-Rupprecht-Brunnen im rückwärtigen Bereich der Residenz gegenüber dem Marstall-Gebäude. Bernhard Bleeker hat 1961 ein Objekt mit zwei Schalen entworfen. Die Figur der Justitia hält nicht nur die Gerechtigkeitswaage sondern auch eine Pallas Athene, die sowohl für Sieg als auch für Kunst und Wissenschaft steht. In Auftrag gegeben wurde der Brunnen von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, deren Räumlichkeiten sich in unmittelbarer Nähe befinden. Kronprinz Rupprecht, der Sohn des letzten bayerischen Königs Ludwig III., war Ehrenmitglied der Akademie.

Einer der ältesten und größten Brunnen in München befindet sich wenige Schritte entfernt, im Brunnenhof der Residenz. Er wurde 1623 von Hans Krumpper und Hubert Gerhard im Stil der Renaissance fertiggestellt. Nicht immer stand der Brunnen an dieser Stelle, kurzzeitig befand er sich am Rindermarkt. Die Tour endet an der Staatskanzlei - mit einem Besuch des von Leo von Klenze entworfenen Brunnenhauses mit Pumpwerk. "Brunnen waren eben oft weit mehr als reine Wasserspender", sagt Gieß. "Sie waren auch Ausdruck dafür, dass man es sich leisten konnte, Wasser sichtbar zu vergolden."

Spurensuche, die Entdeckung von Geschichte und Geschichten hinter historischen Bauwerken - das ist das Motto des diesjährigen Denkmaltags. Burkhard Körner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege will bei seinem Rundgang in der Altstadt (um 14 und um 16 Uhr) aufzeigen, welche Strukturen und baulichen Reste noch bis ins Mittelalter zurückreichen - ins Blickfeld geraten hier etwa die Peterskirche, der Alte Hof oder der Löwenturm am Rindermarkt. Körner will sich aber auch dem Thema des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs widmen - mit seinen Veränderungen im Stadtbild, aber auch mit den Charakter der Altstadt wahrenden Bauten.

Der Löwenturm am Rindermarkt stammt aus dem Mittelalter. (Foto: Catherina Hess)
Um die prächtigen Fenster im Münchner Liebfrauendom dreht sich eine eigene Führung. (Foto: Stephan Rumpf)

"Den Jahrhunderten der Fenster auf der Spur" ist Susanne Fischer vom Denkmalamt bei Führungen um 11.30 und 14 Uhr im Liebfrauendom. Treffpunkt ist die Nordturmkapelle im Inneren des Domes. Die Glasgemälde dort stammen aus einem Zeitraum von mehr als 500 Jahren und sie weisen ganz unterschiedliche Stilrichtungen auf. Im Chorbereich sind die mittelalterlichen Werke noch erhalten. Weiter hinten im Kirchenraum findet man die neuzeitlichen Fenster. Vieles ist verloren gegangen, während des Krieges etwa alle Fenster des 19. Jahrhunderts. Für den wiederaufgebauten Dom schufen Künstler moderne Glasgemälde. Susanne Fischer geht den Fragen nach, welche Spuren die Jahrhunderte in den Fenstern hinterlassen haben und wer für die Gestaltung zuständig war.

Am Sonntag öffnet das Landesamt für Denkmalpflege in der Alten Münze am Hofgraben von 11 bis 17 Uhr seine Türen. Von 10.45 Uhr an gibt es hier kostenfreie Teilnehmerkarten etwa für die Brunnenführung und die Tour durch die Altstadt. Besichtigen kann man das Bildarchiv und die Restaurierungswerkstätten des Landesamts. Neben den Führungen gibt es auch ein Kinderprogramm, Ausstellungen und Vorträge. Beispielsweise spricht um 16.15 Uhr Generalkonservator Mathias Pfeil über den Wiederaufbau Münchens nach dem Zweiten Weltkrieg.

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