Neue Station an der Poccistraße:Nächster Halt: München Südbahnhof

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Den Regionalbahnhof Poccistraße sollen mindestens 7700 Menschen täglich nutzen - allerdings nach einer alten Schätzung. Zwischenzeitlich gibt es Pläne für Hunderte neue Wohnungen in der Nachbarschaft. (Foto: Florian Peljak)

An der Poccistraße sollen in Zukunft Regionalzüge halten. Als Option bleibt ein Ausbau für die S-Bahn auf dem Südring und eine Anbindung an die geplante neue Linie U 9 möglich.

Von Julian Raff

Die Stadt bekommt einen neuen Bahnhof - wenn die Kostenexplosion bei der zweiten Stammstrecke nicht die Pläne durchkreuzt: Die Bahn will für den Regionalzughalt Poccistraße auf dem Südring bis Jahresende eine Planfeststellung einreichen, mit dem Ziel, die Station bis 2029 zu bauen. Die Stadt steuert zusätzlich zum Haupteingang an der Lindwurmstraße einen zweiten Zugang von der Ruppertstraße aus bei. Sie wird dafür voraussichtlich drei Millionen Euro plus Planungskosten von 220 000 Euro ausgeben, die der Stadtrat bereits aus Mitteln der Nahmobilitätspauschale freigegeben hat.

An der Poccistraße, wo bis 1985 Personenzüge am damaligen Südbahnhof stoppten, sollen Bahnen halten, die zwischen Rosenheim, Mühldorf, Wasserburg und dem Hauptbahnhof unterwegs sind. Nutzen könnten ihn rund 7700 Passagiere pro Tag - allerdings nach einer zehn Jahre alten Schätzung, die nach oben korrigiert werden muss, insbesondere bei den voraussichtlich 3500 Fahrgästen aus der nahen Umgebung. Auf dem benachbarten Viehhofareal hat inzwischen das Volkstheater eröffnet, außerdem sollen dort 400 Wohnungen gebaut werden. Noch mehr könnten es auf dem Großmarktgelände werden.

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Vorerst nicht geplant, aber als Option möglich bleibt eine Ertüchtigung für die S-Bahn sowie der Anschluss an einen südlich angrenzenden neuen U-Bahnknoten an der Implerstraße, falls die U 9 gebaut werden sollte. Die neue Station greift auf ein Bahnsteig-Relikt im Norden der Rangieranlage zurück, allerdings wird der neue Bahnsteig breiter. Der Hauptzugang an der Lindwurmstraße verläuft barrierefrei etwa 150 Meter lang in einem vier Meter breiten und vier tiefen Meter tiefen Trog zwischen dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) und den Gleisen.

Die Stadt steuert einen zweiten Zugang von Sendling aus bei

Der zweite, nordostseitige Zugang soll den Halt von der Isarvorstadt und von Sendling aus besser erschließen. Er nutzt die Lücke zwischen dem KVR und dem neuen Komplex aus dem Kulturzentrum "Luise" und der Berufsfachschule für Kinderpflege, wo bereits ein als Feuerwehrzufahrt genutzter Fußweg nach Süden ansetzt. Hier wäre Platz für Fahrradstellplätze. Außerdem halten ganz in der Nähe zwei Buslinien.

Ihre Kostenschätzung von drei Millionen Euro bezeichnet die DB Netz laut Stadtratsvorlage als "großzügig angesetzt", sie könnte demnach auch "im Lauf der Planung nach unten korrigiert werden". Als scheinbares Schnäppchen mit versteckten Tücken verwarf der Stadtrat dagegen die Alternative, den Bahnsteig von der großen Unterführung an der Tumblingerstraße aus zu erschließen. Die Sendlinger hätten es hierher 250 Meter kürzer, außerdem erscheint die Lösung mit mindestens 0,4 Millionen Euro günstig. Allerdings muss die Bahnbrücke über die Tumblingerstraße dringend saniert werden. Ein Konzept hierfür steht bereits und müsste in Sachen Statik und Brandschutz komplett neu gefasst werden, mit ungewissem Ausgang bei Kosten und Machbarkeit. Da hier der Platz für eine Bike-and-Ride-Anlage fehlt, würde die Tumblinger-Unterführung außerdem wohl schnell mit Fahrrädern zugestellt.

Die Bezirksausschüsse Sendling und Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt zeigen sich einverstanden, letzterer schlägt aber Verbesserungen für die anstehende Planung vor: Idealerweise sollte die Bahn den gesamten Halt um ein Gleis nach Süden verschieben. Beim KVR bliebe ein Streifen frei für das Herzensprojekt eines Radwegs längs der Gleise mit Isarquerung an der Braunauer Eisenbahnbrücke. Ersatzweise fordern die Lokalpolitiker auf Vorschlag ihres - auch als Stadtrat beteiligten - Mitglieds Paul Bickelbacher (Grüne), den Trog des Hauptzugangs zu begrünen und zu verkürzen. Am Südostende, wo ein Tunnel quer unter den Gleisen ansetzt, entstünde so Platz für eine Treppe, die den unfreundlichen Eindruck für Fußgänger auflockern und zugleich praktisch einen dritten Eingang schaffen würde, für Mitarbeiter und Besucher des KVR.

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