Freimann:Bayernheim saniert größte Wohnheime in der Studentenstadt

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Das Sophie-Scholl-Haus in der Studentenstadt ist frisch saniert: 250 Studierende werden hier einziehen können. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Das Studierendenwerk feiert die Wiedereröffnung des Sophie-Scholl-Hauses. Und auch bei den beiden größten Wohnheimen soll es endlich vorangehen, sagen die Minister Blume und Bernreiter. Denn noch stehen 1300 Apartments in der Stusta leer.

Von Bernd Kastner

Nach Jahren des Rückschritts und Stillstands soll es endlich vorangehen in der Studentenstadt in Freimann. Am Dienstag wurde nicht nur ein frisch saniertes Wohnheim mit 250 Plätzen eröffnet, das jetzt nach der Widerstandskämpferin Sophie Scholl benannt ist. Sicher ist nun auch, dass die beiden leerstehenden größten Häuser mit mehr als 1000 Apartments vom Studierendenwerk an die Bayernheim gehen. Das staatliche Unternehmen soll sie für zusammen rund 150 Millionen Euro sanieren. Haus 12 (440 Plätze) soll bis 2027 fertig saniert sein, Haus 9 (616 Plätze) bis 2028.

Nachdem die Bayernheim seit September die Übernahme geprüft hatte, haben Bayerns Bauminister Christian Bernreiter und Wissenschaftsminister Markus Blume (beide CSU) die Sanierung bei der Wiedereröffnung des Hauses am Dienstag angekündigt. Es müssten lediglich noch "ein paar Details" abgestimmt werden, so Bernreiter. Das Geld komme vor allem von den beiden Ministerien und aus dem Eigenkapital der Bayernheim. "Wir machen aus der Sanierungsstadt wieder eine echte Studentenstadt", versprach Blume.

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Während beide Minister sich selbst und sich gegenseitig lobten für ihre Kooperation, und Claudia Meijering, die neue Geschäftsführerin des Studierendenwerks, betonte, dass sich ihr Haus seiner Verantwortung bewusst sei, war Münchens Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) die einzige auf der Bühne, die kritische Worte fand. Der Stress für Studierende beginne lange vor dem ersten Semester, nämlich bei der Wohnungssuche. Da sei München gar nicht exzellent, im Gegenteil: "Da sind wir sehr, sehr schlecht", sagte Habenschaden. Die Wohnsituation für die rund 140 000 Studierenden sei "alarmierend".

In der Studentenstadt stehen auch nach dem Wiederbezug des sanierten Wohnheims 1300 Apartments leer, darunter die etwa 1000, die nun die Bayernheim übernehmen soll. Nach dem Brand 2021 im roten Haus entdeckte man erhebliche Brandschutzmängel, weshalb die beiden größten Häuser nicht mehr bewohnbar sind. Die strafrechtlichen Ermittlungen zum Brand wurden mittlerweile eingestellt.

Habenschadens Kritik richtet sich an den Freistaat, den sie bei der Wohnraumversorgung von Studierenden in der Pflicht sieht. Es sorge sie, wenn nach München nicht die besten Köpfe kämen, sondern jene, die wohlhabende Eltern haben und sich das Wohnen hier leisten können. Die Bürgermeisterin signalisierte Unterstützung der Stadt, wenn der Freistaat in der Studentenstadt nachverdichten wolle.

Was tut die Stadt, um angesichts der Zimmernot zu helfen?

Diese Absicht deutete Minister Blume an: Statt Haus 10, das so marode ist, dass es bis Spätsommer leer sein muss, könne er sich einen Neubau mit mehr als den bisher gut 60 Apartments vorstellen. Das seit gut zwei Jahren unbewohnbare Brandhaus will das Studierendenwerk in Eigenregie sanieren; bereits in Arbeit ist die Hans-Scholl-Halle neben dem Sophie-Scholl-Haus. Dessen Sanierung hat rund 22 Millionen Euro gekostet. Die Idee für die Namensgebung kam von Studierenden.

Am Dienstag machten die beiden Regierungsfraktionen im Rathaus, Grüne und SPD, Druck: Das Planungsreferat solle auf das Studierendenwerk zugehen, um Überlegungen für eine Nachverdichtung wieder anzuschieben. 1200 zusätzliche Apartments könnten in der Stusta entstehen. Für eine Mini-Demonstration vor der Stusta nutzte SPD-Stadtrat Lars Mentrup den Ministerauftrieb. In einer vorab verschickten Mitteilung kritisierte er Bernreiter und Blume: "Die zwei Herren sind echte Loamsieda." Das ist, vorsichtig formuliert, ein bairischer Begriff für Menschen, die in ihrem Tun nicht allzu schnell sind.

Überhaupt nicht bairisch, sondern in Behördendeutsch ist die Antwort des städtischen Planungsreferats auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Stadtrat formuliert. Die Rathaus-Opposition sieht auch die Stadt in der Pflicht, mehr für Studierende zu tun. Wer ist schuld an der Misere? Was tut die Stadt, um angesichts der Zimmernot zu helfen? Die Antwort des Planungsreferats lautet: Die Stadt sei nicht verantwortlich und könne auch nichts tun, auch nicht gegen den Leerstand. Die Zweckentfremdungssatzung greife nicht, weil es geförderter Wohnraum sei.

Allerdings habe Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vergangenes Jahr einen kritischen Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geschrieben. Zudem engagiere sich Reiter auch sonst zugunsten der Studierenden: "Aktiv" unterstütze der OB deren Wohnungssuche, "indem er regelmäßig zum Semesterstart mittels Pressemitteilung an die Münchner*innen appelliert, Wohnraum an Student*innen zu vermieten". Der Erfolg ist überschaubar, abzulesen an der Warteliste beim Studierendenwerk: Vergangenen Herbst waren es 15 000 junge Menschen, die auf einen Platz hoffen.

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