Der Platz ist in München knapp. Das merkt man nicht nur bei der Parkplatzsuche oder an sonnigen Wochenenden auf dem Isarradweg. Sondern auch in der eigenen Wohnung, wo sich all die Besitztümer sammeln und stapeln, die man im Laufe eines Lebens so anhäuft. Aber wohin mit den Habseligkeiten - wenn die Wohnungen immer teurer und kleiner werden?
In dieser Nische haben sich sogenannte Self-Storage-Unternehmen wie Myplace angesiedelt. In Gewerbegebieten und an großen Verkehrsachsen stellen sie in großem Stil Lagerräume zur Verfügung, in denen Firmen und Privatpersonen ihren Krempel unterbringen können. Der Bedarf ist da: Europaweit, das schätzt der Dachverband, wird im "Self-Storage"-Sektor jährlich fast eine Milliarde Euro umgesetzt. Gleichzeitig aber stehen viele Keller- und Dachgeschoss-Abteile in München leer. Menschen bringen also einen alten Fernseher oder alte Skier in ein Lagerabteil am Stadtrand, wo vielleicht der Nachbar noch Platz dafür hätte.
Start-ups:Das Geld sitzt nicht mehr so locker
Lange bekamen Gründer Millionen für halbgare Ideen, aus denen nur selten ein Erfolg wurde. Doch aktuelle Flops hochgehandelter junger Unternehmen lassen die Investoren umdenken.
So entstand "Localstoring", das man sich als eine Art Airbnb für Lagerräume vorstellen kann. "Wir sind die Partei, die vermittelt", sagt Julius Bär, 23, der das Start-up gemeinsam mit den Brüdern Stefan und Janis Held, 24 und 28, gegründet hat. Vor kurzem ging eine neue Version der Plattform an den Start. Die versammelt bislang zwar erst 40 Inserate, die Gründer sind aber zuversichtlich, dass es bald deutlich mehr werden, denn viele Kellerabteile in der Stadt stünden derzeit einfach leer, glaubt Bär.
Nachdem die beiden Brüder aus ihrem Elternhaus in Planegg ausgezogen waren, hatte ihre Mutter die Kinderzimmer gelegentlich über die Buchungsplattform Airbnb vermietet. Irgendwann wollte sie keine Übernachtungsgäste mehr, und die Brüder überlegten: Lässt sich nicht etwas anderes mit dem Platz anstellen? Janis ist Informatiker und programmiert, Stefan hat Game-Design studiert und kümmert sich grob gesagt um das Erscheinungsbild. Schulfreund Bär ist zuständig für das Management. Die Idee überzeugte schließlich auch das Entrepreneurship Center der LMU, das jedes Jahr 15 vielversprechende Start-ups fördert.
Wer gewohnt ist, Hotels oder Zimmer im Internet zu mieten oder vermieten, wird sich schnell auf der Localstoring-Plattform zurechtfinden. Vermieter geben an, ob sie ein Keller- oder Speicherabteil oder eine Kammer vermieten, dazu, wie viel Stauraum zur Verfügung steht und ob der Mieter einen eigenen Schlüssel bekommt oder nicht? Mieter fragen dann an, ob Platz ist für das Trimm-dich-Rad oder vier volle Umzugskartons. Die Vermieter können bestätigen oder ablehnen.
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Wie viel eine Finca auf Mallorca oder die Wohnung in Südfrankreich kosten, variiert oft je nach Buchungsportal. Zwei Brüder wollen mit ihrer Plattform einen Überblick bieten - und Urlaubern beim Sparen helfen.
"Der Keller muss ja nicht einmal komplett frei sein", sagt Stefan Held. Räume können quadratmeterweise vermietet werden, sogar einzelne Fächer in einem Regal. So kleinteilige Vermietungen sind ungewöhnlich, darum seien die Vermieter manchmal ratlos. Bär sagt: "Viele fragen uns erst einmal, was sie für ihren Platz verlangen können." Das müsse natürlich jeder selber entscheiden, aber sie geben Anhaltspunkte, die aus der Erfahrung gespeist sind. Bär selbst etwa vermietet Platz in seinem Keller für 6,25 Euro pro Quadratmeter und Monat. Auf diese Miete schlägt Localstoring dann 20 Prozent drauf, als Gebühr für die Vermittlung, für technischen Support und auch für eine Versicherung: Jeder Quadratmeter ist versichert, die Obergrenze liegt bei 10 000 Euro. Trotz des Aufschlags sei das immer noch günstiger als im Self-Storage-Center am Stadtrand, sagt Bär. Die Bezahlung werde direkt über die Plattform erledigt. "Man muss niemandem wegen des Geldes hinterlaufen."
Localstoring ist in Gesprächen mit verschiedenen Investoren, eine erste Finanzierungsrunde steht an. Das Geld soll dann zuerst ins Marketing fließen, sagt Bär. Es gehe noch nicht darum, als Unternehmen zu wachsen und Mitarbeiter einzustellen, sondern die Bekanntheit zu steigern und München flächendeckend mit Inseraten zu erschließen. Sei das erreicht, lasse sich das Geschäft in verschiedene Richtungen erweitern. Localstoring muss nicht auf München beschränkt bleiben, auch das Umland und generell ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz stehen im Fokus. Ein Transportservice könnte das Angebot ergänzen. Und es soll nicht bei Lagerräumen bleiben. Auch Oldtimer-Stellplätze oder Bootsanlegestellen könnten vermittelt werden. "Wir wollen der ,Place for space' werden", sagt Bär.