Straßenblockade am Stachus:Jesuitenpriester klebt sich vor Justizpalast fest

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Der Jesuit Jörg Alt hatte sich im Oktober 2022 auf der Fahrbahn vor dem Justizpalast festgeklebt. (Foto: Stephan Rumpf)

Damit unterstützt der Theologe Klimaaktivisten, die erneut eine Straße blockiert haben - dieses Mal am Stachus. Seine mahnenden Worte gehen jedoch im Verkehrslärm unter.

Von Joachim Mölter

Die Klimaaktivisten von Scientist Rebellion und Debt for Climate haben am Freitag Unterstützung aus Kirchenkreisen bekommen. Der Jesuitenpriester und promovierte Sozialethiker Jörg Alt beteiligte sich an einer Verkehrsblockade am Stachus. Alt ging quasi stellvertretend auf die Straße für 90 Theologen und Christinnen, die mit einem schriftlichen Appell ihre Solidarität mit den Demonstranten bekundeten.

Seit dem 10. Oktober machen Aktivisten bundesweit mit Aktionen auf die Klimakrise aufmerksam, seit dieser Woche auch in München. Am Freitag war der Justizpalast Schauplatz einer Aktion, an der Kreuzung Sonnen- und Prielmayerstraße blockierte ein Dutzend Menschen die Fahrbahn. Im Rahmen der Aktion sollte dem bayerischen Justizminister Georg Eisenreich vor seiner Abfahrt zum CSU-Parteitag nach Augsburg auch eine Botschaft mitgegeben werden: "Die Staatsregierung nötigt uns zu unserem Protest wegen ihres mangelhaften und falschen Handelns im Angesicht der Klimakatastrophe", erklärte Jörg Alt.

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Die Aktion begann genau 100 Sekunden vor zwölf Uhr - das ist die Zeit, die noch verbleibt auf der symbolischen Weltuntergangsuhr. Atomwissenschaftler hatten die einst eingerichtet, um die zeitliche Nähe einer globalen Katastrophe anzuzeigen. In einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief weisen mehr als 1000 Akademikerinnen und Akademiker aus 50 Ländern noch einmal darauf hin, dass das global gesetzte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, schon nicht mehr zu erreichen ist.

Bei einer Art Vorlesung versuchten Jörg Alt und die Ökotrophologin Cornelia Huth den Passanten die Hintergründe und Zusammenhänge ihres Anliegens zu erklären. Huths Hoffnung war dabei gewesen, dass "nicht über die Protestform geredet wird, sondern über die Inhalte". Erwartungsgemäß gelang das nicht.

Polizei lässt Aktivisten zu Ende lesen

Die an der Ampel von den Aktivisten ausgebremsten Autofahrer echauffierten sich hupend über den Zwangsstopp. Aber nicht nur wegen des Verkehrslärms waren Alt und Huth kaum zu verstehen, obwohl sie ein Megafon benutzten: Sie sprachen einfach zu leise, um von einer größeren Öffentlichkeit gehört zu werden. Nur der Student Luca Thomas war deutlich zu vernehmen, er erklärte: "Wir stören nicht gerne, aber wir fühlen uns dazu gezwungen, weil alle anderen Mittel ausgeschöpft sind."

Die Polizei ließ die Aktivisten gewähren, bis sie mit ihren Vorlesungen fertig waren. Dann wurden sie von der Fahrbahn gebracht. Nur Jörg Alt und ein weiterer Demonstrant mussten losgelöst werden, sie hatten sich auf den Asphalt geklebt. Alle Aktivisten wurden zur Identitätsfeststellung ins Polizeipräsidium gebracht und wegen des Verdachts der Nötigung im Straßenverkehr sowie Verstößen gegen das Versammlungsgesetz angezeigt.

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Damit hat das Münchner Präsidium eine weitere geplante Protestaktion am Donnerstag verhindert. Erst im Laufe des Tages wurden die 18 Beschuldigten wieder entlassen.

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