Sportstätten:In München gibt es mehr Turner als Kicker

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Die Stadt will die Versorgung mit Sportstätten besser planen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Stadt will die Versorgung mit Sportflächen besser planen und hat dafür die Mitgliedszahlen in den Vereinen ausgewertet - mit einem erstaunlichen Ergebnis.

Von Heiner Effern

Die Fußballer müssen jetzt sehr tapfer sein. Auch wenn es sich oft anders anhört und anfühlt: Kicken ist nicht der Lieblingssport der Münchnerinnen und Münchner. Das gilt zumindest für diejenigen, die selbst Sport in einem Verein ausüben. Mit deutlichen Abstand liegt Turnen an der Spitze, dort sind 51 692 Aktive gemeldet, im Fußball dagegen sind 36 608 Sportlerinnen und Sportler registriert. Dahinter kommen mit weitem Anstand Tennis (12 449) und Schwimmen (10 848). Das geht aus einer Erhebung des Sportamts der Stadt hervor, das die vorliegenden Zahlen von 2012 bis 2020 ausgewertet hat.

Auch bei den Kindern gibt es dieselben Favoriten, allerdings unterscheiden sich Mädchen und Jungen in ihren Vorlieben deutlich. Sportlerinnen unter 18 Jahren bevorzugen mit riesigem Abstand das Turnen, dahinter rangieren Schwimmen, Fußball, Tennis, Eissport, Leichtathletik und Hockey. Der männliche Nachwuchs konzentriert sich mit ebenso eindeutigem Vorsprung auf den Fußball.

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Auf den nächsten Plätzen beim Lieblingssport-Ranking folgen Turnen, Schwimmen, Tennis, Judo, Handball und Basketball. Insgesamt machen Kinder und Jugendliche ein Viertel aller Mitglieder in den Münchner Sportvereinen aus. Davon gibt es laut Sportamt derzeit 687, in denen 54 verschiedene Sportarten ausgeübt werden.

Die Stadt hat sich aus gutem Grund mit den Lieblingssportarten der Münchnerinnen und Münchner beschäftigt. Sie will künftig bei der Planung von neuen Stadtvierteln oder großen Baugebieten nicht nur an Kitas und Schulen als wichtige Infrastruktureinrichtungen denken, sondern auch den Bedarf an Sportanlagen gleich mitberücksichtigen. Daneben soll zudem geprüft werden, welche Angebote möglicherweise ergänzt oder ausgebaut werden sollten. Das hat der Sportausschuss vergangene Woche beschlossen. Erste Erkenntnisse aus einem Pilotprojekt im Südwesten sollen nun im ganzen Stadtgebiet umgesetzt werden. Im Fokus steht dabei nun der Norden der Stadt, der sich durch sehr gegensätzliche Strukturen (ländlich und urban) und durch große neue Bauvorhaben dafür empfiehlt.

Je zentraler ein Stadtteil, desto weniger Fußballplätze gibt es

Eine Erkenntnis aus der ersten Phase im Südwesten ist laut Referat für Bildung und Sport, dass die vorhandenen Daten für die Planung oftmals nicht ausreichten. Sie wurden dazu auch noch von September bis Dezember 2020 erhoben, weshalb auch Sondereffekte der Pandemie wie Austritte wegen des ruhenden Angebots eine Rolle gespielt haben dürften. Die Stadt bereitet deshalb eine intensivere Auswertung weiterer Daten vor und will auch durch Umfragen bei den Bürgern mehr Erkenntnisse gewinnen.

Mit eingeflossen ist jedoch schon ein Überblick über die vorhandenen Sportstätten in den jeweiligen Stadtvierteln. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei angesichts der Favoriten Fußball, Turnen und Schwimmen auf der Zahl der Freisportanlagen mit Fußballplätzen, der Sporthallen und der Schwimmbecken. Da die Stadtbezirke bei der Einwohnerzahl stark variieren, zählten die Statistiker nicht nur die Einrichtungen, sondern stellten diese in Bezug zur Bevölkerung (Quadratmeter Sportfläche pro Bürger). Daraus lassen sich einige, allerdings teils nicht sehr überraschende Trends ablesen.

Bei den Fußballplätzen zeigt sich ein Gefälle zwischen den Quartieren am Stadtrand mit ihren oftmals weitläufigen und großzügigen Anlagen und den Vierteln in der Innenstadt, wo die Platznot bei den Vereinen mit ihren kleinen Anlagen ein Dauerbrenner ist. Bei den Hallen gibt es ein paar Ausreißer nach oben und nach unten, die meisten Stadtbezirke tummeln sich in einem engen Mittelfeld. Besonders gut ausgestattet sind Sendling und Sendling-Westpark, Schwabing-Freimann und Ramersdorf-Perlach.

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Am unteren Ende liegen Schwabing-West, Schwanthalerhöhe und Laim. Bei den Schwimmflächen, zu denen auch Lehrschwimmbecken oder Schulhallenbäder gehören, ist ein extremes Gefälle zu beobachten. Während in Au-Haidhausen fast jeder Einwohner im Schnitt zum Planschen eine Fläche von 50 Zentimeter Länge und zehn Zentimeter Breite zur Verfügung hat, ist der Diagramm-Balken von Berg am Laim so klein, dass man den Eindruck hat, die Menschen dort würden komplett auf dem Trockenen sitzen.

Klettern als eigene Sportart fehlt, weil dafür laut Stadt keine verwendbaren Zahlen vorliegen. Auch nicht in Vereinen organisierte Sportarten wie Mountainbiken, Laufen, Radfahren, Outdoorfitness, Skateboard, BMX fahren oder Parkour sind bei den Daten nicht berücksichtigt. Ein möglicher Bedarf soll aber in das Sportentwicklungskonzept einfließen. Dazu hat die Stadt auch im Blick, welche Sportarten seit 2012 den größten Zuwachs hatten: American Football (91 Prozent), Base- und Softball (69), Karate (54), Rollsport (289) sowie Sportakrobatik (206).

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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