Obersendling:Sportpark an der Siemensallee öffnet für alle Münchner

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  • Mit einem Bürgerfest hat die Stadt München die Eröffnung gefeiert.
  • In seiner Rede auf dem Fest zeigte sich OB Reiter erfreut, dass die 14 Hektar große Grünfläche nun öffentlich genutzt werden kann.

Von Linus Freymark, Obersendling

Früher haben sie dort noch selbst Sport gemacht. Weitsprung. Leichtathletik oder Langlauf. Später haben Antje und Winfried Reck, seit Jahrzehnten Obersendlinger, Tischtennis gespielt im Hermann-von-Siemens-Park. Winfried Reck hat lange bei Siemens gearbeitet, nur deshalb hatte er überhaupt eine Zugangskarte. Über 50 Jahre lang war der Park in der Siemensallee in Obersendling nur für die Belegschaft des Konzerns zugänglich. Jetzt, nachdem jahrelang unklar war, was mit dem Park passieren soll, ist das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich.

Mit einem Bürgerfest hat die Stadt München am Samstag die Eröffnung gefeiert. Oberbürgermeister Dieter Reiter ist gekommen, es gibt eine Hüpfburg, Bierbänke, einen Grillstand. Kinder rennen über die Wiese oder tanzen mit ihren Eltern die Choreografie nach, die eine Frau vom städtischen Freizeitsportprogramm auf der Bühne vormacht. Erwachsene sitzen auf den Bänken oder haben es sich auf den Wiesen bequem gemacht. Der Park, der mitten in ihrem Viertel liegt und den sie trotzdem so lange nicht betreten durften; am Samstag nehmen ihn die Obersendlinger feierlich in Besitz. Antje Reck freut sich darüber. "Es ist toll, dass der Park jetzt öffentlich zugänglich ist", sagt sie.

Oft sind die Recks in den vergangenen Jahren an den Zäunen und dem verschlossenen Eingangstor vorbeigelaufen. Jetzt ist das Tor offen, aber ein paar Zäune gibt es auch jetzt noch: Auf den abgesperrten Flächen im Park wollen die Stadt und der zuständige Bezirksausschuss (BA) Sportstätten für Schulen und Vereine errichten. Geplant ist etwa der Neubau einer Dreifachturnhalle, die bisherige Halle soll abgerissen werden. Neben Sportplätzen soll der Park auch genügend Möglichkeiten zur Erholung und zum Spazierengehen bieten. Ob wie zuletzt diskutiert auch ein Schwimmbad im Park untergebracht werden soll, steht noch nicht fest. Wie genau der Park am Ende gestaltet werden soll, wollen Stadt und BA in enger Abstimmung mit den Bürgern entscheiden.

Die meisten Menschen auf dem Bürgerfest sind froh, dass die Zukunft des Parks endlich geklärt ist, und die Stadt nun der Eigentümer ist. Aber viele Anwohner, das wird am Samstag deutlich, haben nach wie vor Fragen. Zum Beispiel, warum das alles so lange gedauert hat.

2017 einigten sich die Stadt und Siemens

1959 eröffnete der Siemenserbe Hermann von Siemens das Gelände als Sportpark für die Konzernbelegschaft. Die Sportstätten waren bei den Mitarbeitern beliebt, jedoch im Unterhalt teuer. Zudem verkleinerte Siemens mit den Jahren den Standort München. 2011 zog sich der Konzern von dem Gelände zurück, der Park stand zum Verkauf. Neben der Stadt, die den Park einer öffentlichen Nutzung zuführen wollte, interessierten sich auch kommerzielle Investoren für das Gelände. 2017 schließlich einigten sich die Stadt und Siemens, nachdem sich auch viele Obersendlinger für eine öffentliche Nutzung des Parks eingesetzt hatten. Dass es weitere zwei Jahre bis zur Eröffnung gedauert hat, liegt laut Stadt an den vielen Auflagen und verwaltungsrechtlichen Gründen. So musste etwa erst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, in der ausgelotet wurde, wie genau man den Park nutzen könnte.

In seiner Rede auf dem Bürgerfest zeigte sich OB Reiter (SPD) erfreut darüber, dass die 14 Hektar große Grünfläche nun öffentlich genutzt werden kann: "Mir war wichtig, dass aufgesperrt wird." Er deutete an, dass die Verhandlungen mit Siemens nicht einfach gewesen seien, schließlich habe man sich jedoch auf einen "vernünftigen Preis" geeinigt.

Dass der Park in den vergangenen acht Jahren sich selbst überlassen war, wird deutlich, als der Leiter des Münchner Sportamts, Jürgen Sonneck, die Besucher des Bürgerfests durch den Park führt. Abseits der Gehwege wuchert Gebüsch. Und auch, wenn man auf den Wegen läuft, streifen einem an manchen Stellen die Äste der Bäume durchs Haar. Andere Parkabschnitte, wie etwa die große Wiese, auf der ein Fußballplatz entstehen soll, präsentieren sich dagegen bereits hergerichtet, der Rasen ist frisch gemäht. Viele der Anwohner, die bei Sonnecks Tour dabei sind, interessieren sich auch dafür, ob es in dem städtischen Park erlaubt sein wird, Fahrrad zu fahren, zu grillen oder seine Hunde auszuführen.

Sonneck erklärt, es gelte die städtische Grünanlagensatzung: Fahrradfahren und Grillen wird höchstwahrscheinlich nicht gestattet sein, Hunde sind wohl an der Leine zu führen. Doch für jeden Park würden etwas andere Regeln gelten. Und welche Regeln in Zukunft im Hermann-von-Siemens-Park gelten sollen, sollen in nächster Zeit die Bürger gemeinsam mit Stadt und BA bestimmen.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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