Münchner Momente:Wer war das denn jetzt?

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Man muss schon genau hinsehen, um den SPD-Spitzenkandidaten Florian von Brunn auf seinen eigenen Plakaten zu erkennen. (Foto: privat)

Die Plakat-Kampagne des SPD-Spitzenkandidaten für die kommende Landtagswahl dürfte Florian von Brunn vor aufdringlichen Fans bewahren.

Glosse von Andreas Schubert

Bis zur Landtagswahl am 8. Oktober ist es nicht mehr weit. Und wie immer sind Münchens Straßen an allen Ecken und Enden zuplakatiert mit allerlei Gesichtern und Namen, die man sich im Vorbeirauschen nur selten merkt, sondern sich vielleicht höchstens fragt: Wer war das denn jetzt?

Okay, CSU-Ministerpräsident Markus Söder, der sich mit Heimatfilm-Optik und Wohlfühl-Slogans als sehr zufriedener Landesvater inszeniert und "Unser Land in guter Hand" wähnt, ob das nun stimmt oder nicht, kennen die meisten. Er ist halt "der Söder", trotzdem hat er für die Plakat-Kampagne noch einen bemüht, der auch 35 Jahre nach seinem Ableben den meisten als "der Strauß" präsent ist. Vielleicht bringt der politische Wiedergänger ja wieder ein paar Stimmen mehr, schaden kann's nicht.

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Aber bei den anderen, die gerne in den Landtag möchten, wird's schon schwieriger. SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn etwa ist der Typ, der in München nach wie vor beim Italiener in Sendling einkehren kann, ohne dass sich die Menschen am Nebentisch nach ihm umdrehen, geschweige denn ein Selfie machen wollen.

Jetzt hat er eine Plakat-Kampagne gestartet, die ihn auch in Zukunft vor aufdringlichen Fans bewahren wird. Denn wer an den großflächigen Fotos vorbeikommt, denkt sich nicht wer ist das, sondern eher was ist das denn? Die Fotos zeigen zwei verschiedene Gesichtshälften, mal von einer Seniorin, mal von einem jungen Mann, mal von einem Kind, die rechte Bildhälfte gehört von Brunn.

Spontan fragt man sich: Stellt da jemand seine gespaltene Persönlichkeit zur Schau? Ist das Werbung für einen Gruselfilm? Oder hat sich der Plakatkleber einen schlechten Scherz erlaubt? Aber nein: alles Absicht. Er wolle sich mit den Adressaten sozialdemokratischer Politik zeigen. Dass man ihn da nicht wirklich erkennt: Nebensache. Wer legt schon Wert auf Äußerlichkeiten?

Das Wahlplakat von Lars Mentrup - was will es uns wohl sagen? (Foto: privat)

Brunns Münchner Parteifreund Lars Mentrup verzichtet aktuell sogar komplett auf Fotos und hat lieber Kunst auf seine Plakate drucken lassen. Eines heißt "Bayerische Leidenschaften" und zeigt eine weiß gekleidete Frau umringt von Affen in Lederhosen. Sind das auch Adressaten der SPD-Politik? Ihm gehe es um Aufmerksamkeit, sagt Mentrup. Dass das eventuell Wähler abschrecken könnte, die sich nicht zum Affen machen wollen, nimmt er offenbar in Kauf.

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