Und dann bricht alles aus ihm heraus. Der Schmerz. Die Trauer. Daniel Fahrländer steht auf der großen Bühne beim Festival "Sound of Munich Now". Gerade eben hat er sich die E-Gitarre umgeschnallt, ein schneidendes Solo gespielt, all die Last muss raus, all die Bedrückung. "Ich würde gerne wieder weinen, aber ich weiß nicht mehr, wie das geht. Wo kommen Tränen her", singt er. Es ist ein berührender Song, sehr smart in Elektro-Pop gepackt. Und es ist einer der bewegendsten Momente des Festivals.
"Weinen" heißt der Song von Fahrlaend, wie der frühere Youth-Okay-Sänger Daniel Fahrländer sein Soloprojekt nennt. In seinen Liedern widmet er sich vorrangig dem Thema "Mental Health". Manchmal erleichtert es den Zugang, mit Popmusik auf dieses Thema und den gesellschaftlichen Umgang damit aufmerksam zu machen. "Meine Lieder sollen durch meine Erfahrungen einen bestimmten Blick auf die Welt werfen", hat Daniel Fahrländer einmal in einem SZ-Interview gesagt. Den Schmerz, die Trauer kennt er, auch das Gefühl, nicht weinen zu können, beim Tod seiner Mutter etwa, um den es in diesem Lied geht. Gänsehaut pur.
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Drei Jahre lang hat das Festival "Sound of Munich Now" pandemiebedingt Pause gemacht und sich in ein erfolgreiches Digitalfestival verwandelt. Im vergangenen Herbst kehrten die Veranstalter zur Live-Idee zurück - genauer gesagt wurden die beiden Arten des Festivals miteinander verbunden, denn auf Videos wollten sie nicht mehr verzichten. Dank der Unterstützung vom Kulturreferat der Stadt München und dem Jugendkulturwerk ist auch bei der Show im November wieder die Videocrew Ideal Entertainment im Einsatz, mit sechs Kameras werden die Auftritte der 20 Bands gefilmt. Ein Song wird jeweils ausgewählt, bearbeitet, gemastert - alle zwei Wochen wird fortan ein Video ausgespielt.
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Daniel Fahrländer ist Perfektionist, nicht nur deswegen ist er kürzlich von der Junge-Leute-Seite der SZ zur Band des Jahres gewählt worden. Alles hat seine Ordnung, wie sein Paar Hausschuhe, dass akkurat nebeneinander in seinem Proberaum in der Fat Cat steht. Jedes Wort, jede Zeile seines Songs "Weinen" hat er so lange abgewogen, bis alles sitzt. Bis er alles spürt. Den Schmerz. Die Trauer. "Es zieht die Haut unterm Salz, reißt die Wunden auf. Schreib' diese Zeilen auf ein Blatt, wende Stunden auf. Und wenn ich den Brief an dich schick', weiß ich er kommt wieder zurück. Ich weiß, es wird besser. Ich hoff', es wird besser."
Man spürt die Erleichterung, die Hoffnung. Das Publikum wippt vorsichtig im Takt. Auch wenn wohl jeder im Publikum in diesem Moment spürt, dass manche Schicksalsschläge nur schwer zu bewältigen sind.